Hilfe am Limit
Im Libanon hausen hunderttausende Flüchtlinge in Lagern entlang der syrischen Grenze. Ihre Situation ist erbärmlich. Es fehlt an Nahrung und an brauchbarem Wohnraum. Die Caritas Augsburg bemüht sich, die Menschen zu versorgen – und ist doch hilflos
An der letzten Station droht die Stimmung zu kippen. „Wir müssen weg“, flüstert Ramzi. Die Caritas-Helfer steigen schnell in ihr Auto, der Fahrer gibt Gas. Auch der kleine Lastwagen, zu einem Drittel noch voll mit Lebensmittel-Spenden aus der Diözese Augsburg, wendet und braust davon. Zurück bleiben mehrere Dutzend syrische Flüchtlinge. In bunte Gewänder gehüllte Frauen, Kinder in ausgelatschten Plastiksandalen, Männer, die zuvor lautstark Kommandos gegeben hatten.
Es ist eine ärmliche Straße in der libanesischen Stadt Zahle. Vor einer ehemaligen Hühnerfarm, die als Wohnhaus vermietet ist, hatten die Flüchtlinge auf ihre Essens-Rationen gewartet. Hatten zugeschaut, wie andere Familien aufgerufen wurden und der Reihe nach Reis, Bulgur, Milchpulver und Öl in Empfang nahmen. Doch etwas ist schiefgelaufen bei der Vorbereitung. Die Grundnahrungsmittel reichen nicht für alle. Bevor die Wartenden das merken, wird die Verteilung abgebrochen. Wie schnell Dankbarkeit in Aggression umschlagen akzeptieren, dass sich Friedel um jedes Detail kümmert. Andere Geldgeber aus Polen, Österreich und Italien kommen auch zu Besuch, verhandeln aber nicht alles selbst. Friedel sagt: „Kein Euro Spendengeld soll verloren gehen.“Vor Jahren habe es an der Spitze der libanesischen Caritas einen Korruptionsfall gegeben. Die betreffenden Personen seien zwar nicht mehr im Amt, doch er bleibe vorsichtig.
Für Misstrauen hat Ramzi Verständnis. Er selbst ist skeptisch gegenüber den Geschichten, die er von den Flüchtlingen hört. Sie kommen aus Idlib, Rakka, Homs – aus syrischen Städten, mit denen Schreckensnachrichten verbunden sind. Was für ihn zählt, ist nur die konkrete Not der Menschen. Und selbst da hat er manchmal Zweifel.
In einem kleinen, schäbigen Lager, unmittelbar an einem Hang des Anti-Libanon-Gebirges, auf dessen Kuppe die Grenze verläuft, macht eine rot gekleidete Frau auf sich aufmerksam. Sie bittet die Besucher, ihre Behausung anzuschauen und geht mit ihrem schreienden, geistigbehinderten Sohn an der Hand und der kleinen Tochter zu einer zugigen Wellblechhütte. 100 Dollar im