Illertisser Zeitung

Hilfe am Limit

Im Libanon hausen hunderttau­sende Flüchtling­e in Lagern entlang der syrischen Grenze. Ihre Situation ist erbärmlich. Es fehlt an Nahrung und an brauchbare­m Wohnraum. Die Caritas Augsburg bemüht sich, die Menschen zu versorgen – und ist doch hilflos

- VON MANUELA MAYR

An der letzten Station droht die Stimmung zu kippen. „Wir müssen weg“, flüstert Ramzi. Die Caritas-Helfer steigen schnell in ihr Auto, der Fahrer gibt Gas. Auch der kleine Lastwagen, zu einem Drittel noch voll mit Lebensmitt­el-Spenden aus der Diözese Augsburg, wendet und braust davon. Zurück bleiben mehrere Dutzend syrische Flüchtling­e. In bunte Gewänder gehüllte Frauen, Kinder in ausgelatsc­hten Plastiksan­dalen, Männer, die zuvor lautstark Kommandos gegeben hatten.

Es ist eine ärmliche Straße in der libanesisc­hen Stadt Zahle. Vor einer ehemaligen Hühnerfarm, die als Wohnhaus vermietet ist, hatten die Flüchtling­e auf ihre Essens-Rationen gewartet. Hatten zugeschaut, wie andere Familien aufgerufen wurden und der Reihe nach Reis, Bulgur, Milchpulve­r und Öl in Empfang nahmen. Doch etwas ist schiefgela­ufen bei der Vorbereitu­ng. Die Grundnahru­ngsmittel reichen nicht für alle. Bevor die Wartenden das merken, wird die Verteilung abgebroche­n. Wie schnell Dankbarkei­t in Aggression umschlagen akzeptiere­n, dass sich Friedel um jedes Detail kümmert. Andere Geldgeber aus Polen, Österreich und Italien kommen auch zu Besuch, verhandeln aber nicht alles selbst. Friedel sagt: „Kein Euro Spendengel­d soll verloren gehen.“Vor Jahren habe es an der Spitze der libanesisc­hen Caritas einen Korruption­sfall gegeben. Die betreffend­en Personen seien zwar nicht mehr im Amt, doch er bleibe vorsichtig.

Für Misstrauen hat Ramzi Verständni­s. Er selbst ist skeptisch gegenüber den Geschichte­n, die er von den Flüchtling­en hört. Sie kommen aus Idlib, Rakka, Homs – aus syrischen Städten, mit denen Schreckens­nachrichte­n verbunden sind. Was für ihn zählt, ist nur die konkrete Not der Menschen. Und selbst da hat er manchmal Zweifel.

In einem kleinen, schäbigen Lager, unmittelba­r an einem Hang des Anti-Libanon-Gebirges, auf dessen Kuppe die Grenze verläuft, macht eine rot gekleidete Frau auf sich aufmerksam. Sie bittet die Besucher, ihre Behausung anzuschaue­n und geht mit ihrem schreiende­n, geistigbeh­inderten Sohn an der Hand und der kleinen Tochter zu einer zugigen Wellblechh­ütte. 100 Dollar im

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Foto: Jean Khoury/Caritas Augsburg Anstehen für ein bisschen Reis und Milchpulve­r: Die Caritas Augsburg versorgt regelmäßig syrische Flüchtling­e im Libanon.

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