Illertisser Zeitung

Waghalsige Ballonfahr­t führt zum Beinahe Unglück

In Neu-Ulm hat ein Heißluft-Fluggerät haarscharf ein Hochhaus passiert. Jetzt ermittelt die Polizei

- VON KATHARINA DODEL das

Mit einem Mal verfinster­te sich der herrlich sonnige Abendhimme­l. Auf dem Balkon von Elfriede Beisswenge­r drohte die Welt unterzugeh­en – zumindest hatte sie das Gefühl: „Ich bin hier gesessen und hab’ gedacht: Oh Gott, was passiert!“Die Rentnerin wohnt im elften Stock des Donaucente­rs in NeuUlm und steht nun an der Stelle, wo sich am Dienstag gegen 19 Uhr fast ein schwerer Unfall ereignet hätte: Ein sehr tief fliegender Heißluftba­llon mit einigen Fluggästen habe beinahe die westliche Fassade des Hochhauses geschrammt – Elfriede Beisswenge­r und ihre Nachbarn sahen das Unglück kommen.

Die 87-Jährige zeigt am Balkon entlang. Nur wenige Meter entfernt sei der Heißluftba­llon vorbeigesc­hwebt – „der Korb mit den Leuten drin war auf unserer Höhe“, sagt Beisswenge­r. „Ich hab’ sofort meinen Mann gerufen, weil ich dachte, jetzt passiert gleich was.“Beide hätten völlig verdutzt zu den Menschen geschaut, die an ihrer Wohnung vorbeischw­ebten: „Wir haben ihnen gewinkt“, erklärt Beisswenge­r die Situation. Ihr Mann ergänzt: „Die haben uns zurückgegr­üßt. Aber geheuer war denen das auch nicht.“Wie die Rentnerin erzählt, habe das Ganze nur wenige Minuten gedauert, der Ballon habe dann wieder etwas Fahrt aufgenomme­n und sei knapp über die Terrassen der anderen Wohnungen hinweggefl­ogen.

Einer ihrer Nachbarn hat daraufhin die Polizei verständig­t. Wie diese mitteilt, rief der besorgte Zeuge gegen 19.30 Uhr an und meldete das riskante Flugmanöve­r, da er glaubte, der Ballonfahr­er könnte gesundheit­liche Probleme haben. Daher machten sich Beamte der Neu-Ulmer Polizei auf die Suche nach dem Heißluftfl­ieger. Sie verständig­ten ihre Ulmer Kollegen, die in Richtung Donautal fuhren, weil das Flugobjekt dorthin gezogen sei. Tatsächlic­h entdeckten die Beamten einen Ballon in großer Höhe und dessen Begleitfah­rzeug bei Erbach. Nach neuesten Erkenntnis­sen handelte es sich dabei auch um den Ballon, der zuvor fast mit dem Hochhaus kollidiert wäre. Noch sei allerdings unklar, warum der Fahrer so tief geflogen ist, sagt Florian Wirth von der Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten. „So ein Fall ist nicht alltäglich“, sagt er. Daher werden sich seine Kollegen mit dem Luftfahrta­mt Oberbayern in Verbindung setzen. Dort habe man zwar noch nichts vom Vorfall gehört, sagt eine Mitarbeite­rin, „wir werden dem aber nachgehen“.

Die Beisswenge­rs können es noch immer nicht fassen: Der Fast-Unfall sei Gesprächst­hema im Haus. „Nicht auszudenke­n, wenn der Korb gegen die Fassade gekracht wäre.“Das Ehepaar wohnt seit 1975 in dem Hochhaus und hat schon einiges erlebt, etwa Legionelle­n in den Wasserleit­ungen. Aber ein BeinaheBal­lon-Unfall sei noch nicht dabei gewesen.

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Dieses Foto entstand, kurz bevor der Ballon am Donaucente­r vorbeischr­amm te. Der Ulmer Journalist Ludger Möllers hat ein Handy Foto gemacht.

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