Waghalsige Ballonfahrt führt zum Beinahe Unglück
In Neu-Ulm hat ein Heißluft-Fluggerät haarscharf ein Hochhaus passiert. Jetzt ermittelt die Polizei
Mit einem Mal verfinsterte sich der herrlich sonnige Abendhimmel. Auf dem Balkon von Elfriede Beisswenger drohte die Welt unterzugehen – zumindest hatte sie das Gefühl: „Ich bin hier gesessen und hab’ gedacht: Oh Gott, was passiert!“Die Rentnerin wohnt im elften Stock des Donaucenters in NeuUlm und steht nun an der Stelle, wo sich am Dienstag gegen 19 Uhr fast ein schwerer Unfall ereignet hätte: Ein sehr tief fliegender Heißluftballon mit einigen Fluggästen habe beinahe die westliche Fassade des Hochhauses geschrammt – Elfriede Beisswenger und ihre Nachbarn sahen das Unglück kommen.
Die 87-Jährige zeigt am Balkon entlang. Nur wenige Meter entfernt sei der Heißluftballon vorbeigeschwebt – „der Korb mit den Leuten drin war auf unserer Höhe“, sagt Beisswenger. „Ich hab’ sofort meinen Mann gerufen, weil ich dachte, jetzt passiert gleich was.“Beide hätten völlig verdutzt zu den Menschen geschaut, die an ihrer Wohnung vorbeischwebten: „Wir haben ihnen gewinkt“, erklärt Beisswenger die Situation. Ihr Mann ergänzt: „Die haben uns zurückgegrüßt. Aber geheuer war denen das auch nicht.“Wie die Rentnerin erzählt, habe das Ganze nur wenige Minuten gedauert, der Ballon habe dann wieder etwas Fahrt aufgenommen und sei knapp über die Terrassen der anderen Wohnungen hinweggeflogen.
Einer ihrer Nachbarn hat daraufhin die Polizei verständigt. Wie diese mitteilt, rief der besorgte Zeuge gegen 19.30 Uhr an und meldete das riskante Flugmanöver, da er glaubte, der Ballonfahrer könnte gesundheitliche Probleme haben. Daher machten sich Beamte der Neu-Ulmer Polizei auf die Suche nach dem Heißluftflieger. Sie verständigten ihre Ulmer Kollegen, die in Richtung Donautal fuhren, weil das Flugobjekt dorthin gezogen sei. Tatsächlich entdeckten die Beamten einen Ballon in großer Höhe und dessen Begleitfahrzeug bei Erbach. Nach neuesten Erkenntnissen handelte es sich dabei auch um den Ballon, der zuvor fast mit dem Hochhaus kollidiert wäre. Noch sei allerdings unklar, warum der Fahrer so tief geflogen ist, sagt Florian Wirth von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West in Kempten. „So ein Fall ist nicht alltäglich“, sagt er. Daher werden sich seine Kollegen mit dem Luftfahrtamt Oberbayern in Verbindung setzen. Dort habe man zwar noch nichts vom Vorfall gehört, sagt eine Mitarbeiterin, „wir werden dem aber nachgehen“.
Die Beisswengers können es noch immer nicht fassen: Der Fast-Unfall sei Gesprächsthema im Haus. „Nicht auszudenken, wenn der Korb gegen die Fassade gekracht wäre.“Das Ehepaar wohnt seit 1975 in dem Hochhaus und hat schon einiges erlebt, etwa Legionellen in den Wasserleitungen. Aber ein BeinaheBallon-Unfall sei noch nicht dabei gewesen.