Bedrohung für den Mittelstand
IT-Experte Matthias Friese erklärt, warum kleine Firmen zu immer attraktiveren Zielen für Kriminelle im Internet werden
Die Attacke des Erpresser-Trojaners WannaCry dürfte für viele Unternehmen ein Weckruf in Sachen IT-Sicherheit gewesen sein. Denn auch immer mehr kleine Firmen werden Opfer von Cyber-Attacken. Kriminelle erpressen Geld von Firmen, die ihre Daten schlecht absichern. Matthias Friese will dagegen vorgehen. Die Firma des Experten für IT-Sicherheit bietet Schutz für Mittelstandsfirmen, die zunehmend unter Angriffen leiden.
Herr Friese, wer ist von Cyber-Attacken bedroht?
Grundsätzlich jeder, der im Internet unterwegs ist. Leute schließen ihre Wertsachen in einem Safe ein, mit sensiblen Daten werfen sie um sich. Genau damit macht man sich angreifbar. Allerdings wollen Kriminelle Geld verdienen – daher greifen sie Personen oder Firmen an, wo es etwas zu holen gibt.
Welche Personen stecken hinter solchen Angriffen?
Das geht los bei den „SciptKiddies“, also jungen Leuten, die im Internet oder Darknet Aufmerksamkeit erringen wollen. Und es reicht zu hoch professionellen Banden, die das Internet abgrasen und automatisiert nach Opfern suchen. Dabei erstellen sie eine Art Landkarte, auf der verzeichnet ist, wie gut Internetseiten geschützt sind. Und dann müssen sie sich nur noch Opfer aussuchen, die schlecht geschützt sind und wo es etwas zu holen gibt.
Und wie gehen die Kriminellen dann bei ihren Opfern vor?
Sie dringen in die Datenbanken ein, verschlüsseln sie und senden der Firma eine Mail. Darin ist die Nummer von einem Callcenter angegeben, bei dem man anrufen soll. Die erklären einem dann, wie man Bitcoins zur anonymen Zahlung kaufen kann und wo das Lösegeld zur Freigabe hin überwiesen werden soll.
Lohnt sich ein so komplexes Vorgehen für diese Leute?
Ja, das ist ein Milliardengeschäft. Allerdings merkt die Öffentlichkeit wenig davon. Denn die Firmen bezahlen die Erpresser, weil sie nicht wollen, dass der Hack öffentlich wird. Der Reputationsschaden, der daraus entstehen würde, wäre gewaltig. Kleine Firmen könnten ihren Laden schließen, wenn sie das Vertrauen ihrer Kunden verlieren.
Gibt es zuverlässige Daten, wie oft solche Angriffe vorkommen?
Es ist schwer, zuverlässige Zahlen zu nennen. Aber es gibt eine Schätzung, die im Jahr 2016 weltweit von einem wirtschaftlichen Schaden von 400 Milliarden Dollar ausgeht. Die Dimension nimmt zu.
Also geben Sie keine günstige Zukunftsprogose?
Wir hängen bei diesem Thema in Deutschland in technologischer und inhaltlicher Aufarbeitung leider weit hinterher. Es muss ein viel engerer Schulterschluss zwischen politischer Ebene und jungen Technologiefirmen, die das Ohr am Puls der Entwicklungen haben, her, um die komplexen Probleme zu lösen.