Illertisser Zeitung

Geschichte zum Anfassen

Heimatchro­nist Dieter Spindler hat einige Interessie­rte durch den kleinsten Ortsteil Babenhause­ns geführt: durch Unterschön­egg. In dieser Gemeinde ist im Laufe der Jahrhunder­te einiges geschehen

- VON CLAUDIA BADER

Egal, ob man von Babenhause­n, Kettershau­sen oder Oberroth kommt. Wer nach Unterschön­egg möchte, hat einen nicht gerade geringen Höhenunter­schied zu überwinden. Auf dem Fahrrad muss man ganz schön in die Pedale treten – aber: Die Anstrengun­g lohnt sich. Denn der Ausblick, der sich vom südöstlich­en Rand des Babenhause­r Ortsteils bietet, ist einfach überwältig­end. Bei klarer Witterung sieht man weit über das Günztal hinaus bis nach Oberschöne­gg. Diese Fernsicht haben vor 800 Jahren auch die Herren von Schönegg genießen und nutzen können.

Bei einer im Rahmen der Babenhause­r Kulturtage veranstalt­eten Führung brachte Heimatchro­nist Dieter Spindler zahlreiche­n Interessie­rten die Geschichte des kleinsten Babenhause­r Ortsteils sowie des einst am östlichen Ende der Siedlung in den Himmel ragenden Burgstalls der Herren Schönegg näher. Dokumentie­rt sind diese erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1219. Die Herren Schönegg waren von niedrigem Adel und vom Thüringer Pfalzgrafe­n damit beauftragt worden, deren Ländereien zu verwalten.

Auf einer bewaldeten Bergzunge am östlichen Ende des heutigen Unterschön­egg errichtete Heinrich von Schönegg eine Burg. Er musste Grundsteue­r in Form von Naturalien abliefern und gelegentli­ch auch Frondienst­e leisten. Das hat Spindler in Erfahrung gebracht.

Der Ort Unterschön­egg wird erstmals im Jahr 1237 im Zusammenha­ng mit einem Grenzstrei­t zwischen Pfarrer Heinrich aus Oberroth und Pfarrer Berthold aus Babenhause­n erwähnt. Im damaligen Vergleich wird von alt hergebrach­ten Grenzstein­en der Festung Neu-Schönegg geschriebe­n sowie Ulrich von Schönegg als Zeuge ge- Die Burganlage der Herren von Schönegg befand sich auf einem Erdhügel, der freie Sicht über das Günztal zum Babenhause­r Kreuzlesbe­rg bis zur Burg von Oberschöne­gg ermöglicht­e, die trotz ihres heutigen Namens nichts mit den Römern zu tun hat. Da sich der damalige niedrige Adel keine massiven Bauten leisten konnte, wurden Wohn-, Beobachtun­gs- und Verteidigu­ngsturm aus Holz gebaut, das leicht zerstörbar war. Nur noch die umliegende­n Gräben erinnern an den „Burgstall“, die Stelle der einstigen „Kernburg“. Umfriedet war sie von einer Vorburg, die aus Wohnungen für Gesinde, Ställen, Scheunen und Werkstätte­n bestand.

Im Jahr 1315 verkaufte Heinrich von Schönegg die Hälfte seines Besitzes an den Babenhause­r Konrad von Rothenstei­n sowie 1331 die andere Hälfte. Aus dieser Zeit basiert auch das Wappen, das Babenhause­n bis heute führt. Warum die Herren von Schönegg es ausgerechn­et mit drei Küferschle­geln und einem Stern gestaltet haben, ist bis heute nicht klar.

Im 14. Jahrhunder­t ging Unternannt. schönegg wie auch Unterroth, Oberroth, Klosterbeu­ren, Engishause­n und Inneberg in den Besitz des Hochstifts Augsburg über.

Während des Kriegs zwischen den Reichsstäd­ten und Ludwig dem Bayer, wurde die Burg der Herren von Schönegg im Jahr 1462 zerstört. Nachdem der Ort um 1650 völlig ausgebrann­t war, ist er 1660 neu besiedelt worden.

Bis zur Säkularisa­tion im Jahr 1803 sind Teile des Besitzes der Schönegger beim Hochstift Augsburg geblieben. Heute ist Unterschön­egg ein idyllisch gelegenes Örtchen. Dieses war nach dem Ersten Weltkrieg mit zwölf Höfen und 69 Bewohnern besiedelt und wurde dem ehemaligen Landkreis Illertisse­n angegliede­rt.

Inzwischen zählt das Dorf 85 Bürger und gehört zum Landkreis Unterallgä­u.

Im Mittelpunk­t befindet sich die Kapelle mit dem Altarbild des heiligen Petrus von Alcantara. Auch die mit rund 300 Jahren älteste Eiche im Landkreis Unterallgä­u am nördlichen Dorfrand bildet einen Blickfang.

Freie Sicht bis nach Oberschöne­gg Aus 69 Bewohnern sind mehr als 80 geworden

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Foto: Claudia Bader Bei einer im Rahmen der Babenhause­r Kulturtage veranstalt­eten Führung, brachte Heimatchro­nist Dieter Spindler zahlreiche­n Interessie­rten die Geschichte Unterschön­eggs sowie des einst am östlichen Ende der Siedlung in den Himmel ragenden Burgstalls der...

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