Geschichte zum Anfassen
Heimatchronist Dieter Spindler hat einige Interessierte durch den kleinsten Ortsteil Babenhausens geführt: durch Unterschönegg. In dieser Gemeinde ist im Laufe der Jahrhunderte einiges geschehen
Egal, ob man von Babenhausen, Kettershausen oder Oberroth kommt. Wer nach Unterschönegg möchte, hat einen nicht gerade geringen Höhenunterschied zu überwinden. Auf dem Fahrrad muss man ganz schön in die Pedale treten – aber: Die Anstrengung lohnt sich. Denn der Ausblick, der sich vom südöstlichen Rand des Babenhauser Ortsteils bietet, ist einfach überwältigend. Bei klarer Witterung sieht man weit über das Günztal hinaus bis nach Oberschönegg. Diese Fernsicht haben vor 800 Jahren auch die Herren von Schönegg genießen und nutzen können.
Bei einer im Rahmen der Babenhauser Kulturtage veranstalteten Führung brachte Heimatchronist Dieter Spindler zahlreichen Interessierten die Geschichte des kleinsten Babenhauser Ortsteils sowie des einst am östlichen Ende der Siedlung in den Himmel ragenden Burgstalls der Herren Schönegg näher. Dokumentiert sind diese erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1219. Die Herren Schönegg waren von niedrigem Adel und vom Thüringer Pfalzgrafen damit beauftragt worden, deren Ländereien zu verwalten.
Auf einer bewaldeten Bergzunge am östlichen Ende des heutigen Unterschönegg errichtete Heinrich von Schönegg eine Burg. Er musste Grundsteuer in Form von Naturalien abliefern und gelegentlich auch Frondienste leisten. Das hat Spindler in Erfahrung gebracht.
Der Ort Unterschönegg wird erstmals im Jahr 1237 im Zusammenhang mit einem Grenzstreit zwischen Pfarrer Heinrich aus Oberroth und Pfarrer Berthold aus Babenhausen erwähnt. Im damaligen Vergleich wird von alt hergebrachten Grenzsteinen der Festung Neu-Schönegg geschrieben sowie Ulrich von Schönegg als Zeuge ge- Die Burganlage der Herren von Schönegg befand sich auf einem Erdhügel, der freie Sicht über das Günztal zum Babenhauser Kreuzlesberg bis zur Burg von Oberschönegg ermöglichte, die trotz ihres heutigen Namens nichts mit den Römern zu tun hat. Da sich der damalige niedrige Adel keine massiven Bauten leisten konnte, wurden Wohn-, Beobachtungs- und Verteidigungsturm aus Holz gebaut, das leicht zerstörbar war. Nur noch die umliegenden Gräben erinnern an den „Burgstall“, die Stelle der einstigen „Kernburg“. Umfriedet war sie von einer Vorburg, die aus Wohnungen für Gesinde, Ställen, Scheunen und Werkstätten bestand.
Im Jahr 1315 verkaufte Heinrich von Schönegg die Hälfte seines Besitzes an den Babenhauser Konrad von Rothenstein sowie 1331 die andere Hälfte. Aus dieser Zeit basiert auch das Wappen, das Babenhausen bis heute führt. Warum die Herren von Schönegg es ausgerechnet mit drei Küferschlegeln und einem Stern gestaltet haben, ist bis heute nicht klar.
Im 14. Jahrhundert ging Unternannt. schönegg wie auch Unterroth, Oberroth, Klosterbeuren, Engishausen und Inneberg in den Besitz des Hochstifts Augsburg über.
Während des Kriegs zwischen den Reichsstädten und Ludwig dem Bayer, wurde die Burg der Herren von Schönegg im Jahr 1462 zerstört. Nachdem der Ort um 1650 völlig ausgebrannt war, ist er 1660 neu besiedelt worden.
Bis zur Säkularisation im Jahr 1803 sind Teile des Besitzes der Schönegger beim Hochstift Augsburg geblieben. Heute ist Unterschönegg ein idyllisch gelegenes Örtchen. Dieses war nach dem Ersten Weltkrieg mit zwölf Höfen und 69 Bewohnern besiedelt und wurde dem ehemaligen Landkreis Illertissen angegliedert.
Inzwischen zählt das Dorf 85 Bürger und gehört zum Landkreis Unterallgäu.
Im Mittelpunkt befindet sich die Kapelle mit dem Altarbild des heiligen Petrus von Alcantara. Auch die mit rund 300 Jahren älteste Eiche im Landkreis Unterallgäu am nördlichen Dorfrand bildet einen Blickfang.
Freie Sicht bis nach Oberschönegg Aus 69 Bewohnern sind mehr als 80 geworden