Als Pfarrer Kneipp wieder „lebendig“wurde
Wie das Leben des Naturheilers als Solo-Theaterstück in Babenhausen inszeniert wurde
Vor fast genau 120 Jahren ist der als Hydrotherapeut und Naturheilkundiger bekannt gewordene bayerische Pfarrer Sebastian Kneipp gestorben. Im Café Fahrenschon war er jedoch für 75 Minuten gegenwärtig. Für die aufmerksamen Besucher stand er in der Person von Fred Strittmatter mitten im Raum. Mit dem aus eigener Feder stammenden „Kneipp-Solo“beleuchtete der Schauspieler Leben und Wirken des berühmten Wasserdoktors. Ganz im Sinne des einst im Nachruf Kneipps stehenden Zitats von Johann Wolfgang von Goethe: „Halte das Bild des Würdigen fest!“
Nachdem Strittmatter die Premiere seines Ein-Mann-Theaters im Jahr 2011 als Auftakt der Babenhauser Kulturtage auf die Bühne des Theaters am Espach gebracht hatte, konnte er damit auf vielen Schauplätzen in der näheren und weiteren Umgebung zahlreiche Besucher begeistern. „Es ist erstaunlich, welchen Erfolg der Heimgegangene mit seinen einfachen Mitteln hatte“, resümiert Strittmatter in der Rolle als Priester, der am 120. Todestag von Pfarrer Sebastian Kneipp dessen Grab besucht. Da die Familie arm war, musste Kneipp bereits als Kind in der Weberei des Vaters mitarbeiten. Nachdem Kneipps Mutter gestorben sowie das Elternhaus abgebrannt war, nahm sich ein weitläufiger Verwandter, Kaplan Dr. Matthias Merkle, in Bad Grönenbach des jungen Sebastians an. Dieser war bei der lang ersehnten Aufnahme im Dillinger Gymnasium 1844 doppelt so alt wie seine Mitschüler, aber glücklich: „Ich darf lernen!“
Nachdem er entsprechend des Buchs „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“von Johann Sigmund Hahn mehrfach in der eiskalten Donau gebadet hatte, wurde der schwer erkrankte Kneipp wieder gesund.
Unter dem Leitgedanken „Der Mensch soll nicht um Gesundheit flehen, sondern seinen Geist gebrauchen“, kurierte er dann vor allem die, die kein Geld hatten, mit einfachen Mitteln. 1854 stand er aufgrund einer Anklage wegen „Kurpfuscherei“vor dem Königlichen Amtsgericht in Babenhausen und musste eine Erklärung unterschreiben, auch solchen Unglücklichen nicht mehr zu helfen, die keine ärztliche Hilfe mehr fanden.
Mit bewundernswerter Mimik und Gestik spielte, besser gesagt lebte Strittmatter den Wasserdoktor auch als rührigen und fachkundigen Imker. „Mit welcher Anwendung Pfarrer Kneipp bei seiner Reise nach Rom 1894 Papst Leo XIII. behandelte, hat er niemandem verraten“, resümierte Strittmatter.
Abschließend spannte er den Bogen in die heutige Zeit: „Wenn Kneipp noch leben würde, könnte er sicher nicht verstehen, weshalb die Eröffnung der Wassertretanlage in Babenhausen bei schlechtem Wetter ausfallen muss. Viva Kneipp!“