Auf der Suche nach Raritäten im Ried
Bei einer Wanderung durch das Obenhausener Naturschutzgebiet gab es vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen zu sehen. Was die Experten alles entdeckten
„Was hier alles wächst, blüht und lebt!“Obwohl sich an diesem Nachmittag die Sonne nur selten blicken ließ, hatten die Teilnehmer einer Exkursion durch das Obenhausener Ried viel zu staunen und zu bewundern. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) organisierte die Exkursion am „Natura2000-Tag“, an dem in ganz Europa Veranstaltungen in den EU-Naturschutzgebieten stattfanden. Während Botanikerin Anja Ullmann den Blick auf seltene Orchideen, Gräser und Blumen lenkte, machte Diplom-Biologe Ralph Schreiber auf einige vom Aussterben bedrohte Libellen, Schmetterlinge und Vögel aufmerksam.
Innerhalb Bayerns gebe es 745 Natura-2000-Gebiete, deren biologische Vielfalt geschützt werden müsse, sagte Schreiber. Um diesen seltenen Naturreichtum im rund 300 Hektar umfassenden Obenhausener Ried für nachfolgende Generationen zu bewahren, müsse die Fläche, die seit Jahrzehnten ein Niedermoor-Gebiet ist, in seiner Artenvielfalt erhalten werden, verdeut- lichte er. Als Indikatoren für feuchte Wiesen zeigte Botanikerin Ullmann Kuckuckslichtnelken, Sumpfdotterblumen und den ausdauernden, krautigen Günzel, eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Lippenblütler.
Auch Seggen und Binsen, zum Beispiel Waldsimse, Sumpfsegge, Sumpfschachtelhalm oder Labkraut, sind ein Anzeiger für feuchte Wiesen. Da diese in der Regel erst Ende August gemäht werden, bilden sie laut Ullmann „Kinderstuben“, in denen Heuschrecken aufwachsen können. Mindestens 20 verschiedene Grasarten und Kräuter, wie zum Beispiel Mädesüß und Engelwurz, müssten auf einer mageren Flachlandmähwiese vorhanden sein. Diese Struktur biete die idealen Bedingungen für Orchideen, wie das breitblättrige Knabenkraut oder das große Zweiblatt. Als ganz besondere Rarität entdeckte die Botanikerin das spatelblättrige Aschen- oder Kreiskraut mit seinen leuchtend gelben Blüten.
Auch die Tierwelt im Obenhausener Ried ist es wert, nicht nur erhalten, sondern in ihrer bisherigen Vielfalt wieder hergestellt zu werden, verdeutlichte Ralf Schreiber. „Hier leben die letzten Kiebitze im Landkreis Neu-Ulm“, sagte er. Aber auch der Feldschwirl aus der Familie der Grassänger werde im- mer seltener. Obwohl sich die Sonne nur sporadisch sehen ließ, entdeckte er einige Schmetterlingsarten, zum Beispiel die hoch gefährdete Art des Randringperlmuttfalters. Fasziniert beobachteten die Exkursionsteilnehmer auch einige Laufspinnen sowie einen von einer Krabbenspinne gefangenen Schmetterling.
Für den Erhalt des Obenhausener Rieds, das man nicht genug schätzen könne, wünschen sich Ullmann und Schreiber vor allem moralische Unterstützung und Engagement.
Neben Ankaufs- und Tauschflächen im Ried benötige der LBV auch Abnehmer von Mähgut. Die darin enthaltenen Kräuter seien nicht nur für Pferde ein gesunder Leckerbissen.
Das Obenhausener Ried ist 300 Hektar groß