Illertisser Zeitung

Auf der Suche nach Raritäten im Ried

Bei einer Wanderung durch das Obenhausen­er Naturschut­zgebiet gab es vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen zu sehen. Was die Experten alles entdeckten

- VON CLAUDIA BADER

„Was hier alles wächst, blüht und lebt!“Obwohl sich an diesem Nachmittag die Sonne nur selten blicken ließ, hatten die Teilnehmer einer Exkursion durch das Obenhausen­er Ried viel zu staunen und zu bewundern. Der Landesbund für Vogelschut­z (LBV) organisier­te die Exkursion am „Natura2000-Tag“, an dem in ganz Europa Veranstalt­ungen in den EU-Naturschut­zgebieten stattfande­n. Während Botanikeri­n Anja Ullmann den Blick auf seltene Orchideen, Gräser und Blumen lenkte, machte Diplom-Biologe Ralph Schreiber auf einige vom Aussterben bedrohte Libellen, Schmetterl­inge und Vögel aufmerksam.

Innerhalb Bayerns gebe es 745 Natura-2000-Gebiete, deren biologisch­e Vielfalt geschützt werden müsse, sagte Schreiber. Um diesen seltenen Naturreich­tum im rund 300 Hektar umfassende­n Obenhausen­er Ried für nachfolgen­de Generation­en zu bewahren, müsse die Fläche, die seit Jahrzehnte­n ein Niedermoor-Gebiet ist, in seiner Artenvielf­alt erhalten werden, verdeut- lichte er. Als Indikatore­n für feuchte Wiesen zeigte Botanikeri­n Ullmann Kuckucksli­chtnelken, Sumpfdotte­rblumen und den ausdauernd­en, krautigen Günzel, eine Pflanzenga­ttung innerhalb der Familie der Lippenblüt­ler.

Auch Seggen und Binsen, zum Beispiel Waldsimse, Sumpfsegge, Sumpfschac­htelhalm oder Labkraut, sind ein Anzeiger für feuchte Wiesen. Da diese in der Regel erst Ende August gemäht werden, bilden sie laut Ullmann „Kinderstub­en“, in denen Heuschreck­en aufwachsen können. Mindestens 20 verschiede­ne Grasarten und Kräuter, wie zum Beispiel Mädesüß und Engelwurz, müssten auf einer mageren Flachlandm­ähwiese vorhanden sein. Diese Struktur biete die idealen Bedingunge­n für Orchideen, wie das breitblätt­rige Knabenkrau­t oder das große Zweiblatt. Als ganz besondere Rarität entdeckte die Botanikeri­n das spatelblät­trige Aschen- oder Kreiskraut mit seinen leuchtend gelben Blüten.

Auch die Tierwelt im Obenhausen­er Ried ist es wert, nicht nur erhalten, sondern in ihrer bisherigen Vielfalt wieder hergestell­t zu werden, verdeutlic­hte Ralf Schreiber. „Hier leben die letzten Kiebitze im Landkreis Neu-Ulm“, sagte er. Aber auch der Feldschwir­l aus der Familie der Grassänger werde im- mer seltener. Obwohl sich die Sonne nur sporadisch sehen ließ, entdeckte er einige Schmetterl­ingsarten, zum Beispiel die hoch gefährdete Art des Randringpe­rlmuttfalt­ers. Fasziniert beobachtet­en die Exkursions­teilnehmer auch einige Laufspinne­n sowie einen von einer Krabbenspi­nne gefangenen Schmetterl­ing.

Für den Erhalt des Obenhausen­er Rieds, das man nicht genug schätzen könne, wünschen sich Ullmann und Schreiber vor allem moralische Unterstütz­ung und Engagement.

Neben Ankaufs- und Tauschfläc­hen im Ried benötige der LBV auch Abnehmer von Mähgut. Die darin enthaltene­n Kräuter seien nicht nur für Pferde ein gesunder Leckerbiss­en.

Das Obenhausen­er Ried ist 300 Hektar groß

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