Trost für den Pechvogel
Marco Reus kann nur wenig zum Dortmund-Pokalsieg beitragen. Wieder einmal stoppt ihn eine Blessur. Ob es mehr ist als „ein bisschen Kreuzband“, wird sich erst noch zeigen
Marco Reus war als erster Dortmunder auf dem Siegerpodest. Mit seligem Lächeln und sichtlichem Stolz beugte er sich leicht hinab und küsste den DFB-Pokal. Das Ende seiner Zeit als titelloser Profi versetzte den Nationalspieler in Hochstimmung: „Ich freue mich unmenschlich, dass es heute endlich geklappt hat. Es war ein langer Anlauf.“Nach vier verlorenen Endspielen – 2013 in der Champions League, 2014, 2015 und 2016 im DFB-Pokal – ging sein großer Wunsch in Erfüllung. Die Schlagzeilen über den „Unvollendeten“, die noch in den Tagen vor dem 2:1 über Eintracht Frankfurt zu lesen waren, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Genau wie solche Kommentare von Weltmeister und Kolumnist Lothar Matthäus, der Reus noch im Vorjahr als „Symbol für das Scheitern kurz vor dem großen Ziel“bezeichnet hatte. Zum hart erkämpften Sieg seiner Mannschaft konnte der 27-Jährige jedoch nur wenig beitragen. Schon nach wenigen Minuten zog er sich eine Knieverletzung zu und schleppte sich bis zu seiner Auswechslung in der Halbzeit mehr schlecht als recht über den Rasen. „Es ist vielleicht ein bisschen Kreuzband, aber heute nehme ich das in Kauf. Jetzt genießen wir den Moment“, kommentierte Reus sein anhaltendes Verletzungspech. Selbst die Sorge, dass ihm womöglich eine weitere längere Zwangspause droht, konnte die Freude des BVB-Stars nur bedingt trüben. Mit einem dick bandagierten Knie lief er auf den Rasen des Berliner Olympiastadions und herzte ausgelassen seine Mannschaftskollegen. Untersuchungen zu Wochenbeginn sollen genauere Informationen über die Schwere der Verletzung erbringen.
Verletzungen begleiten Reus seit Beginn seiner Karriere. Erst Mitte April hatte er nach sechswöchiger Zwangspause ein fulminantes Comeback gefeiert. Besonders schmerzlich war der Verzicht auf die Fußball-WM 2014 in Brasilien, wo die DFB-Auswahl ohne Reus den Titel gewann. Im letzten Testspiel vor dem Abflug kam das Aus. Zwei Jahre später wurde er zum Bedauern von Bundestrainer Joachim Löw wegen einer hartnäckigen Blessur aus dem Kader für die EM in Frankreich gestrichen. Seiner Beliebtheit tat das keinen Abbruch. Reus ist neben Pierre-Emerick Aubameyang der größte Star des BVB. Noch hofft Reus auf eine erfreuliche Diagnose: „Es hat jetzt nicht Knacks gemacht. Aber ich konnte einfach nicht mehr sprinten und nicht mehr passen und hatte so ein Stechen im Knie.“ altmodische Konsumverhalten sympathisch finden. Das unterscheidet den deutschen Sportfan vom amerikanischen, der ohne Show keinen Fuß in ein Stadion setzt. Dass der Zuschauer hierzulande noch nicht so weit ist, hätten die MarketingExperten dem jüngsten Auftritt von Anastacia in der Allianz-Arena entnehmen können. Anastacia sang sich zur Pause ungerührt in die Verlängerung, der Fußball hatte gefälligst zu warten. Dafür, dass er nicht noch weiter an den Rand gesungen wird, möge Helene Fischer den Vermarktern noch lange furchtbar in den Ohren klingen.