Die Brückenbauer von Babenhausen
Mit dem Projekt „Moving Point“will der christliche Verein junger Menschen ein Netzwerk aus Konfessionen und Gesellschaftsgruppen aufbauen. Wie das funktionieren soll
Ihr Ziel ist der Austausch: Manfred Kirchlechner und Silke Bolkart vom Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) haben in einer Sitzung des Marktrats kürzlich das Projekt „Moving Point“(zu deutsch: bewegender Punkt) vorgestellt. Dabei geht es darum, die überkonfessionelle christliche Jugendarbeit vor Ort auf professionelle Füße zu stellen, erläuterte Bürgermeister Otto Göppel. Er persönlich findet diese Idee nach eigenem Bekunden „sehr positiv“und übernahm deshalb auch die Schirmherrschaft.
Kirchlechner betonte seitens des CVJM, dass die „Zeit für dieses Projekt reif ist“. Schließlich habe man diese Vision seit bereits rund 16 Jahren. Ziel sei ein Brückenbau zwischen den Glaubensrichtungen, aber auch zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen. Ein Schwerpunkt sei, jungen Menschen eine christliche Orientierung zu vermitteln und diesen die Inhalte des Glaubens kind- und jugendgerecht weiterzugeben. Kirchlechner widersprach der Meinung, dass es sich um eine rein evangelisch ausgerichtete Aktion handle – auch wenn der CVJM, mit über 45 Millionen Mitgliedern weltweit eine der größten Jugendorganisationen, grundsätzlich protestantisch ausgerichtet ist. Vor fast 40 Jahren wurde der Babenhauser Ableger auf die Initiative des damaligen evangelischen Pfarrer Friedrich von der Marwitz ins Leben gerufen.
Silke Bolkart stellte das Projekt Moving Point vor, sie bezeichnete es eine „Vision für Babenhausen“. Demzufolge soll künftig ein hauptamtlicher Sekretär die Kinder-, Jugendund Erwachsenenarbeit im CVJM für Babenhausen und Umgebung organisieren. Der Experte solle als „vertrauensvoller Ansprechpartner in allen Lebenslagen für jedermann“sein, hieß es. Es sei gar nicht einfach gewesen, einen jungen Menschen mit christlichem Profil dafür zu gewinnen. Deshalb sei es laut Bolkart „wie ein Sechser im Lotto“, mit dem 23-jährigen Daniel Kunert, ein staatlich anerkannter Religions- und Gemeindepädagoge, den „Richtigen für Babenhausen“gefunden zu haben. Kunert soll voraussichtlich Anfang September seine Arbeit aufnehmen.
Im Rahmen des Projekts sollen Angebote für Gruppentreffen entwickelt, missionarische Arbeit geleistet und die verschiedenen Akteure der Glaubensrichtungen vor Ort vernetzt werden, war zu erfahals ren. Silke Bolkart sprach von einer Zusammenarbeit der evangelischen und der katholischen Kirche und von „gelebter Ökumene“.
Probleme bereite allerdings noch die Finanzierung des Programms: Die CVJM geht von Kosten in Höhe von rund 180000 Euro für die nächsten vier Jahre aus. Die Summe soll aus Erlösen von CVJM-Veranstaltungen, Geldern der evangelischen Kirchengemeinde und durch Spenden von Firmen und Privatpersonen aufgebracht werden. Hier gebe es bereits positive Signale, hieß es weiter. Wobei man sich weiter über jede Spende beziehungsweise jedes neue Mitglied freue. Zudem laufe gerade beim Amtsgericht ein Antrag, um künftig Nutznießer von dort verhängten Bußgeldern zu kommen.
Markrätin Elfriede Rothdach wollte wissen, ob auch die katholische Kirche mitfinanziere. Dazu sagte CVJM-Mitglied Kirchlechner an, dass man „im Gespräch“sei, sich dieses aber als „sehr schwierig“gestalte. Trotzdem sei man bereit, das derzeit eher geringe Aufkommen an Jugendarbeit der katholischen Gemeinde bei sich zu integrieren. Es gebe hierzu auch Verhandlungen mit der Kolpingjugend, einem katholischen Verband.
Es folgte eine für Marktratssitzungen ungewöhnliche Szene: Die Gremiumsmitglieder spendeten Beifall für das von Markus Kirchlechner und Silke Bolkart angestoßene Projekt „Moving Point“. Die ersten Marktratsmitglieder sollen ihre Mitgliedschaft bereits unterschrieben haben, war weiter zu erfahren.