Bekommt Illertissen einen Waldkindergarten?
Junge Eltern wünschen sich eine solche Einrichtung – das hat eine Umfrage der Stadtverwaltung ergeben. Jetzt soll es um die Umsetzung gehen. Doch es gibt offene Fragen
Bei Wind und Wetter hüpfen die Kleinen unter Bäumen über Stock und Stein: Diese Art der Naturverbundenheit sagt offenbar vielen jungen Eltern in Illertissen zu, zumindest wenn es um die Betreuung ihrer Sprösslinge geht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Stadtverwaltung, bei der Bürger mit kleinen Kindern (im Alter bis fünf Jahre) nach ihren Wünschen zu Betreuungskonzepten gefragt wurden. Darauf will man im Rathaus nun reagieren – und versuchen, in Illertissen einen Waldkindergarten ins Leben zu rufen. Zunächst soll ein Träger gefunden werden, sagt Hauptamtsleiterin Kerstin Breymaier. Die Stadt selbst könne das nicht leisten. Und es gibt weitere offene Fragen.
Wenn es um die Betreuung ihrer Kinder geht, haben es die Illertisser gerne traditionell: Auch das geht aus der Befragung hervor, bei der 800 Fragebögen an 650 Haushalte verschickt wurden Der Hintergrund: Demnächst werden mehrere neue Baugebiete erschlossen. Der Wohnraum soll zahlreiche Zuzügler anlocken, darunter junge Familien – für deren Kinder dann Betreuungsplätze zur Verfügung stehen müssen. Aktuell sei man hier zwar „gut aufgestellt“, sagt Breymaier. Mit dem zu erwartenden Zustrom könne sich das jedoch ändern. Deshalb die Umfrage.
Deren Adressaten konnten aus fünf Kindergartenformen (Regelbetrieb, Wald, zweisprachig, Montessori und Waldorf) die zwei am meisten Geschätzten auswählen. 196 Papiere kamen ausgefüllt zurück, das sind 24,5 Prozent. Die meisten Stimmen erhielt der Regelkindergarten (146, das sind 44,4 Prozent). Den zweiten Platz in der Rangliste belegt der Waldkindergarten mit 98 Stimmen (29,8 Prozent), der damit „extrem positiv“angenommen wurde, so Breymaier.
Weniger Interesse haben die Befragten an weiteren Betreuungskonzepten: Nur 43 Stimmen gab es für einen Kindergarten, in dem zwei oder mehr Sprachen gelehrt werden (13,1 Prozent). Für Einrichtungen mit philosophischen Ansätzen gab es noch weniger Zuspruch: 27 Stimmen erhielt ein Montessori-Kindergarten (8,2 Prozent) und 15 ein Waldorf-Kindergarten (4,5 Prozent). Es sei das Ziel gewesen, die möglichen Konzepte nach Prioritä- zu ordnen, sagt die Hauptamtsleiterin. Das sei gelungen: „Die Eltern haben sich Gedanken über ihre Präferenzen gemacht.“
Nun richtet sich das Augenmerk auf eine Betreuung im Wald: Bei den Stadträten kam das Konzept kürzlich in einer Sitzung des Kulturausschusses grundsätzlich gut an. Amalie Speiser (CSU) bezeichnete es als „sehr sympathisch“. Geht es nach Bürgermeister Jürgen Eisen, dann „sollten wir möglichst schnell einen Waldkindergarten eröffnen“. Rat Rüdiger Stahl (ÖDP/AB/Grüne) gab zu Bedenken, dass sich wohl nicht alle 98 Stimmen tatsächlich in Anmeldungen niederschlagen wür- den. Eine Gruppe werde man jedoch sicher zusammen bekommen, hieß es vonseiten der Verwaltung dazu.
Unklar ist bisher, wer die Trägerschaft eines neuen Waldkindergartens übernehmen könnte. Hier kämen Privatpersonen, Elterngruppen oder ein Verein in Betracht, sagt Breymaier. So seien die Einrichtungen in Ulm und Weißenhorn entstanden. Gespräche mit möglichen Partnern gebe es bereits. Denkbar seien ansonsten auch Organisationen wie Johanniter, Diakonie oder die Lebenshilfe.
Auch ein Standort muss noch gefunden werden. Überlegungen dazu gebe es bereits, sagt die Hauptamtsten leiterin, die ein Areal bei der Gärtnerei Gaißmayer im Blick hat. Dort könnten die Kinder auch selbst Beete bepflanzen. Möglicherweise reiche es dann aus, einen Bauwagen nebst Toiletten aufzustellen.
Auch über die Finanzierung wird noch zu sprechen sein: Die Stadt könnte sich wohl an den Kosten beteiligen, hieß es. Üblicherweise übernimmt die Kommune die finanziellen Defizite von Kindergärten. „Die lassen sich nicht kostendeckend betreiben“, sagt Breymaier. Die Zuschüsse würden über Vereinbarungen geregelt. Eine solche müsste auch für den neuen Waldkindergarten getroffen werden.