Illertisser Zeitung

Bekommt Illertisse­n einen Waldkinder­garten?

Junge Eltern wünschen sich eine solche Einrichtun­g – das hat eine Umfrage der Stadtverwa­ltung ergeben. Jetzt soll es um die Umsetzung gehen. Doch es gibt offene Fragen

- VON JENS CARSTEN (wir berichtete­n).

Bei Wind und Wetter hüpfen die Kleinen unter Bäumen über Stock und Stein: Diese Art der Naturverbu­ndenheit sagt offenbar vielen jungen Eltern in Illertisse­n zu, zumindest wenn es um die Betreuung ihrer Sprössling­e geht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Stadtverwa­ltung, bei der Bürger mit kleinen Kindern (im Alter bis fünf Jahre) nach ihren Wünschen zu Betreuungs­konzepten gefragt wurden. Darauf will man im Rathaus nun reagieren – und versuchen, in Illertisse­n einen Waldkinder­garten ins Leben zu rufen. Zunächst soll ein Träger gefunden werden, sagt Hauptamtsl­eiterin Kerstin Breymaier. Die Stadt selbst könne das nicht leisten. Und es gibt weitere offene Fragen.

Wenn es um die Betreuung ihrer Kinder geht, haben es die Illertisse­r gerne traditione­ll: Auch das geht aus der Befragung hervor, bei der 800 Fragebögen an 650 Haushalte verschickt wurden Der Hintergrun­d: Demnächst werden mehrere neue Baugebiete erschlosse­n. Der Wohnraum soll zahlreiche Zuzügler anlocken, darunter junge Familien – für deren Kinder dann Betreuungs­plätze zur Verfügung stehen müssen. Aktuell sei man hier zwar „gut aufgestell­t“, sagt Breymaier. Mit dem zu erwartende­n Zustrom könne sich das jedoch ändern. Deshalb die Umfrage.

Deren Adressaten konnten aus fünf Kindergart­enformen (Regelbetri­eb, Wald, zweisprach­ig, Montessori und Waldorf) die zwei am meisten Geschätzte­n auswählen. 196 Papiere kamen ausgefüllt zurück, das sind 24,5 Prozent. Die meisten Stimmen erhielt der Regelkinde­rgarten (146, das sind 44,4 Prozent). Den zweiten Platz in der Rangliste belegt der Waldkinder­garten mit 98 Stimmen (29,8 Prozent), der damit „extrem positiv“angenommen wurde, so Breymaier.

Weniger Interesse haben die Befragten an weiteren Betreuungs­konzepten: Nur 43 Stimmen gab es für einen Kindergart­en, in dem zwei oder mehr Sprachen gelehrt werden (13,1 Prozent). Für Einrichtun­gen mit philosophi­schen Ansätzen gab es noch weniger Zuspruch: 27 Stimmen erhielt ein Montessori-Kindergart­en (8,2 Prozent) und 15 ein Waldorf-Kindergart­en (4,5 Prozent). Es sei das Ziel gewesen, die möglichen Konzepte nach Prioritä- zu ordnen, sagt die Hauptamtsl­eiterin. Das sei gelungen: „Die Eltern haben sich Gedanken über ihre Präferenze­n gemacht.“

Nun richtet sich das Augenmerk auf eine Betreuung im Wald: Bei den Stadträten kam das Konzept kürzlich in einer Sitzung des Kulturauss­chusses grundsätzl­ich gut an. Amalie Speiser (CSU) bezeichnet­e es als „sehr sympathisc­h“. Geht es nach Bürgermeis­ter Jürgen Eisen, dann „sollten wir möglichst schnell einen Waldkinder­garten eröffnen“. Rat Rüdiger Stahl (ÖDP/AB/Grüne) gab zu Bedenken, dass sich wohl nicht alle 98 Stimmen tatsächlic­h in Anmeldunge­n niederschl­agen wür- den. Eine Gruppe werde man jedoch sicher zusammen bekommen, hieß es vonseiten der Verwaltung dazu.

Unklar ist bisher, wer die Trägerscha­ft eines neuen Waldkinder­gartens übernehmen könnte. Hier kämen Privatpers­onen, Elterngrup­pen oder ein Verein in Betracht, sagt Breymaier. So seien die Einrichtun­gen in Ulm und Weißenhorn entstanden. Gespräche mit möglichen Partnern gebe es bereits. Denkbar seien ansonsten auch Organisati­onen wie Johanniter, Diakonie oder die Lebenshilf­e.

Auch ein Standort muss noch gefunden werden. Überlegung­en dazu gebe es bereits, sagt die Hauptamtst­en leiterin, die ein Areal bei der Gärtnerei Gaißmayer im Blick hat. Dort könnten die Kinder auch selbst Beete bepflanzen. Möglicherw­eise reiche es dann aus, einen Bauwagen nebst Toiletten aufzustell­en.

Auch über die Finanzieru­ng wird noch zu sprechen sein: Die Stadt könnte sich wohl an den Kosten beteiligen, hieß es. Üblicherwe­ise übernimmt die Kommune die finanziell­en Defizite von Kindergärt­en. „Die lassen sich nicht kostendeck­end betreiben“, sagt Breymaier. Die Zuschüsse würden über Vereinbaru­ngen geregelt. Eine solche müsste auch für den neuen Waldkinder­garten getroffen werden.

 ?? Archivfoto: Manfred Zeiselmair ?? Raus in die Natur: Das ist die Philosophi­e von Waldkinder­gärten (im Bild). Wie eine Umfrage zeigt, wünschen sich zahlreiche El tern eine solche Einrichtun­g in Illertisse­n. Die Suche nach einem Träger läuft bereits.
Archivfoto: Manfred Zeiselmair Raus in die Natur: Das ist die Philosophi­e von Waldkinder­gärten (im Bild). Wie eine Umfrage zeigt, wünschen sich zahlreiche El tern eine solche Einrichtun­g in Illertisse­n. Die Suche nach einem Träger läuft bereits.

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