Das passt ins Muster des IS
VON BERNHARD JUNGINGER gewinnen. Sie sollen nicht mehr in die ohnehin verlorenen Kampfgebiete reisen, sondern in den Ländern morden, in denen sie leben.
Genau in dieses perfide Muster passt der verheerende Anschlag von Anis Amri auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Obwohl Sicherheitskräfte über den Tunesier eine unglaubliche Fülle an belastenden Erkenntnissen zusammengetragen hatten, wurde er nicht aus dem Verkehr gezogen. Eine Kombination von Versagen und Fehleinschätzung der Behörden, die sich nie wieder wiederholen darf. Ordnung sei, wenn Frauen, Kinder und Alte bei Anschlägen sterben.
Statt wie zuvor nach Pornoseiten suchte Amri nun fast nur noch islamistische Inhalte im Internet. Mit seinem unbekannten Anleiter beim IS stand Amri in fast ständigem engem Kontakt. Auch dann noch, als er den polnischen Fahrer Lukasz Urban schon in den Kopf geschossen hatte, um den schweren ScaniaLastwagen zu entführen. „Ich bin jetzt in der Karre, verstehst du. Bete für mich Bruder“, schrieb Amri aus der Fahrerkabine. Der Kontakt antwortete: „Gott sei Dank“. Dann fuhr Amri los zum Weihnachtsmarkt.
Und noch eine weitere beunruhigende Erkenntnis legen die Nachrichten auf Amris Handy nahe: Der Anschlag in Berlin war nicht als Selbstmordattentat geplant – sondern als Aktion, bei der der Attentäter überleben darf. Um weiter zu morden. Die italienischen Polizisten, die Amri auf der Flucht erschossen, haben also möglicherweise weitere Bluttaten verhindert.