Ist diese Engstelle eine Gefahr?
Auf dem schmalen Gehweg an der Memminger Straße in Illertissen hätte sich fast ein Unglück ereignet: Ein Kinderwagen kippte auf die Fahrbahn. Was Bauexperten dazu sagen
Eine Frau schiebt einen Kinderwagen mit ihrem zweijährigen Sohn auf dem Gehsteig an der viel befahrenen Memminger Straße entlang stadtauswärts. Sie kennt die Strecke gut, immerhin ist sie dort mehrmals in der Woche unterwegs. Ein gutes Gefühl hat die Mutter dabei jedoch nicht: Denn zwischen dem Blütenweg und der Abzweigung der Dietenheimer Straße ist der Gehsteig schmal – und zur Fahrbahn hin abschüssig. Und plötzlich passiert, was sich wohl niemand vorstellen mag: Der Wagen mit dem Kind verliert auf dem unebenen Untergrund das Gleichgewicht und kippt in Richtung Straße. Der Schreck ist groß, doch die Frau reagiert geistesgegenwärtig: Behände greift sie zu und kann das Gefährt auffangen, bevor es auf der Fahrbahn aufschlägt. Sie zieht es mitsamt dem Buben zurück in den sicheren Fußgängerbereich. Mutter und Sohn hatten Glück: Das Kind blieb unverletzt, wohl auch, weil es in dem Wagen angeschnallt war. Und der Fahrer eines herannahenden Autos bremste und hielt rechtzeitig.
So schildert ein Leser das Ereignis, das sich kürzlich an jener Stelle so abgespielt habe. Nicht auszudenken, was hätte passieren können, sagt der Mann, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. Er glaubt auch, die Ursache für den Beinahe-Unfall zu kennen: Der Gehsteig sei viel zu eng und zur Straße hin abfallend – und somit eine Gefahr. Die Stadt habe versäumt, an dieser Stelle für Sicherheit zu sorgen, glaubt der Bürger. Geht es nach ihm, dann hätte die Kommune von dem Eigentümer des anliegenden Grundstücks Flächen kaufen sollen, um den Gehweg zu vergrößern.
Genau das ist bereits geschehen, sagt Bernd Hillemeyr, der im Rathaus für den Tiefbau zuständig ist. Vor drei Jahren sei Grund gekauft und der Bereich rund um den dortigen Fußgängerüberweg verbreitert worden. Zudem sei ein Ampelmast an die Grundstücksgrenze zurück versetzt worden, um Platz zu schaffen. Jedoch sei der Gehsteig zwischen Blütenweg und Fußgängerüberweg mit einer Breite von rund 1,4 Metern recht schmal, sagt Hillemeyr. „Er ist sicher nicht optimal.“Bei Neuanlagen würden heutzutage 1,8 Meter ins Auge gefasst. So sei es in einer Empfehlung für Straßenbauten festgehalten. Hintergrund sei, dass sich Fußgänger begegnen können sollen, ohne sich ins Gehege zu kommen. Bei dem fraglichen Stück an der Memminger Straße handele es sich um einen Altbe- stand, sagt Hillemeyr. „Bei einem Neubau würde man so etwas nicht machen.“Der Bauexperte hält den Gehweg allerdings nicht für eine Gefahrenstelle. Er empfiehlt den Nutzern aber, vor Ort achtsam zu sein. Auch sein Kollege Manfred Norrenbrock, der in der Stadtverwaltung die Abteilung Hochbau verantwortet, kennt das Areal. Für Veränderungen sieht er keinen Spielraum: „Eine Breite von 1,8 Metern wäre schön, aber die haben wir hier einfach nicht.“
Bei der Illertisser Polizei hat man den Gehweg auf dem Schirm, sagt Sprecher Jürgen Salzmann. „Er ist nicht der breiteste, aber er entspricht den Vorgaben.“Als Unfallschwerpunkt sei die Stelle nicht bekannt. Aus Sicht der Polizei gebe es somit keinen Handlungsbedarf. „Das ist kein rechtswidriger Zustand“, sagt Salzmann.
Ob sich die Mutter nach dem Beinahe-Unfall davon beruhigen lässt, dürfte fraglich sein. Allerdings wird ihr wohl nichts anderes übrig bleiben, als bei ihren nächsten Spaziergängen besonders vorsichtig sein.