Wenn Haare Urlaub machen
Vier Patientinnen der Donauklinik bloggen über ihren langen Kampf gegen den Brustkrebs. Sie wollen auf diese Weise andere Betroffene unterstützen und ihnen Mut machen
Es war im August 2016, als die Ulmerin die Diagnose bekommen hat, die ihr Leben verändern sollte. „Bei einer Beruhigungszigarette flossen die ersten Tränchen“, sagt die 31-Jährige. Sie hat Brustkrebs. Doch anstatt sich zurückzuziehen, tritt die junge Frau die Flucht nach vorn an: Sie und drei andere Betroffene lassen die ganze Welt an ihrer Diagnose teilhaben. Denn die vier wollen andere Patientinnen mit der gleichen Schreckensnachricht unterstützen und ihnen Antworten auf die Fragen geben, die auch sie sich mit Beginn der Behandlung gestellt haben. Unter dem Titel „Meine Haare sind im Urlaub“bloggen sie im Auftrag der Donauklinik Neu-Ulm.
Skadi, die unter ihrem Vornamen bloggt, ist der Liebe wegen nach Ulm gekommen und hat hier die Diagnose erhalten. Kinder haben sie und ihr Partner keine – „vorsichtshalber habe ich Eizellen eingefroren vor der Chemo“. Sie nennt die Dinge beim Namen – auch in ihren Blogeinträgen. Dort schreibt sie von ihren Terminen beim Frauenarzt, von Panik, Hoffnung und dem Ding in ihrem Körper: „Eigentlich wusste ich bereits, dass es bösartig ist, aber dennoch kam immer wieder ein kleines Hoffnungsgefühl auf, dass es alles ein großer Irrtum sein musste.“
Durch dieselben Hochs und Tiefs gehen viele andere Patienten auch. Daher initiierte Iris Kitzinger das Online-Projekt. Sie ist Praxismanagerin der Senologie, sowie an der Donauklinik die Schnittstelle zwischen
Ein Netzwerk für den Austausch
Arzt und Patientin und sie moderiert und administriert den Blog. Immer wieder wurde sie nach Erfahrungen anderer betroffener Frauen und Austauschmöglichkeiten gefragt. So kam ihr die Idee, ein Netzwerk zu schaffen, in dem wichtige Informationen, eigene Erfahrungen und Ansprechpartner ausgetauscht werden können. „Speziell jüngere Frauen suchen den Kontakt zu anderen Patientinnen“, sagt Kitzinger. „Sie gehen offensiv mit ihrer Erkrankung um und beschäftigen sich nicht nur therapeutisch mit ihrer Erkrankung.“
Für Skadi war der Tag nach der endgültigen Erkenntnis Brustkrebs prägend: „Ich erhielt einen Anruf. Das erste Ergebnis der Biopsie ist da“, schreibt die 31-Jährige. „Ich fuhr sofort in die Senologie. Und dann war es zu 100 Prozent sicher. Mammakarzinom links. Ich fühlte: Nichts! Ich war komplett leer.“Ge- die erste Zeit nach der Diagnose sei die schwierigste – die Patienten fühlen sich oftmals von all dem überfordert, müssen diese Diagnose verkraften und gleichzeitig bereits ihre Therapie beginnen. Ohne Erfahrung und mit wenig Hinter- grundinformation sollen sie wichtige, weitreichende Entscheidungen treffen.
Das wollen die vier Bloggerinnen Skadi, Elizabeth, Gudrun und Sandra zumindest ein Stück weit ändern. Sie wollen für ihre Leidensgerade nossinnen da sein, ihre Fragen beantworten und von ihrer Krankheit erzählen, die sie zum Teil selbst noch bekämpfen, oder bereits überwunden haben.