Illertisser Zeitung

Wenn Haare Urlaub machen

Vier Patientinn­en der Donauklini­k bloggen über ihren langen Kampf gegen den Brustkrebs. Sie wollen auf diese Weise andere Betroffene unterstütz­en und ihnen Mut machen

- VON KATHARINA DODEL

Es war im August 2016, als die Ulmerin die Diagnose bekommen hat, die ihr Leben verändern sollte. „Bei einer Beruhigung­szigarette flossen die ersten Tränchen“, sagt die 31-Jährige. Sie hat Brustkrebs. Doch anstatt sich zurückzuzi­ehen, tritt die junge Frau die Flucht nach vorn an: Sie und drei andere Betroffene lassen die ganze Welt an ihrer Diagnose teilhaben. Denn die vier wollen andere Patientinn­en mit der gleichen Schreckens­nachricht unterstütz­en und ihnen Antworten auf die Fragen geben, die auch sie sich mit Beginn der Behandlung gestellt haben. Unter dem Titel „Meine Haare sind im Urlaub“bloggen sie im Auftrag der Donauklini­k Neu-Ulm.

Skadi, die unter ihrem Vornamen bloggt, ist der Liebe wegen nach Ulm gekommen und hat hier die Diagnose erhalten. Kinder haben sie und ihr Partner keine – „vorsichtsh­alber habe ich Eizellen eingefrore­n vor der Chemo“. Sie nennt die Dinge beim Namen – auch in ihren Blogeinträ­gen. Dort schreibt sie von ihren Terminen beim Frauenarzt, von Panik, Hoffnung und dem Ding in ihrem Körper: „Eigentlich wusste ich bereits, dass es bösartig ist, aber dennoch kam immer wieder ein kleines Hoffnungsg­efühl auf, dass es alles ein großer Irrtum sein musste.“

Durch dieselben Hochs und Tiefs gehen viele andere Patienten auch. Daher initiierte Iris Kitzinger das Online-Projekt. Sie ist Praxismana­gerin der Senologie, sowie an der Donauklini­k die Schnittste­lle zwischen

Ein Netzwerk für den Austausch

Arzt und Patientin und sie moderiert und administri­ert den Blog. Immer wieder wurde sie nach Erfahrunge­n anderer betroffene­r Frauen und Austauschm­öglichkeit­en gefragt. So kam ihr die Idee, ein Netzwerk zu schaffen, in dem wichtige Informatio­nen, eigene Erfahrunge­n und Ansprechpa­rtner ausgetausc­ht werden können. „Speziell jüngere Frauen suchen den Kontakt zu anderen Patientinn­en“, sagt Kitzinger. „Sie gehen offensiv mit ihrer Erkrankung um und beschäftig­en sich nicht nur therapeuti­sch mit ihrer Erkrankung.“

Für Skadi war der Tag nach der endgültige­n Erkenntnis Brustkrebs prägend: „Ich erhielt einen Anruf. Das erste Ergebnis der Biopsie ist da“, schreibt die 31-Jährige. „Ich fuhr sofort in die Senologie. Und dann war es zu 100 Prozent sicher. Mammakarzi­nom links. Ich fühlte: Nichts! Ich war komplett leer.“Ge- die erste Zeit nach der Diagnose sei die schwierigs­te – die Patienten fühlen sich oftmals von all dem überforder­t, müssen diese Diagnose verkraften und gleichzeit­ig bereits ihre Therapie beginnen. Ohne Erfahrung und mit wenig Hinter- grundinfor­mation sollen sie wichtige, weitreiche­nde Entscheidu­ngen treffen.

Das wollen die vier Bloggerinn­en Skadi, Elizabeth, Gudrun und Sandra zumindest ein Stück weit ändern. Sie wollen für ihre Leidensger­ade nossinnen da sein, ihre Fragen beantworte­n und von ihrer Krankheit erzählen, die sie zum Teil selbst noch bekämpfen, oder bereits überwunden haben.

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So sieht das Titelbild des Blogs „Meine Haare sind im Urlaub“aus. Die vier Patientinn­en wollen anderen Betroffene­n und Inte ressierten auf möglichst lockere Weise den Kampf gegen den Brustkrebs nahe bringen.
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Fotos: Tobias Greitzke/Kreisspita­lstiftung Das sind die vier Bloggerinn­en: (vorne von links) Skadi und Sandra, (hinten von links) Elisabeth und Gudrun.

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