Illertisser Zeitung

Augen auf bei der Berufswahl

Steffen Henssler erzählt beim Kochen private Geschichte­n aus seinem Leben

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Riesige Flammen schießen rund um den breiten Küchenbloc­k in die Höhe, „We will rock you“dröhnt es dazu aus den Lautsprech­ern und schließlic­h: Auftritt Steffen Henssler! Von Anfang an macht der Starkoch klar, dass er keine kleinen Brötchen bäckt.

Vielmehr geht es um die ganz große Kochshow mit dem Titel „Henssler tischt auf“. Vor rund drei Wochen blieb wegen einer Knieverlet­zung des Kochs die Showküche kalt, der Auftritt musste verschoben werden. Rund 1200 Besucher kamen zum Nachholter­min in den großen Saal des Ulmer Kongressze­ntrums (CCU).

Wenn Henssler nicht gerade hinter seiner japanische­n Grillplatt­e steht, plaudert er auch gerne mal über sein eigenes Leben: Dass er, obwohl es sein Großvater als Gastronom bis zum Michelinst­ern gebracht hat, selbst nur mit viel Glück durch die Kochprüfun­g gekommen sei. Zum Beweis lässt Henssler sein Abschlussz­eugnis auf der großen Leinwand einblenden. Zweimal „ausreichen­d“ist da zu lesen. Doch die wöchentlic­hen Fernsehauf­tritte von Henssler scheinen für den Erfolg des Showkochs zu stehen. Da macht der Hamburger Restaurant­besitzer aus seinen Erfolgsrez­epten kein Geheimnis. Stattdesse­n zerrt er selbst bekennende Kochmuffel auf die Bühne, um ihnen profession­elle Tipps und Tricks in der Küche zu geben. So auch bei „Michel“, dem wortkargen Teilnehmer aus Illerberg, der seit 14 Jahren nicht mehr am Herd gestanden sei, wie er zugibt. „Salat kann er ganz gut“, wirft seine Frau Martina zu dessen Ehrrettung noch ein.

Henssler gibt dennoch nicht auf und verspricht, mit ihm „ein Rührei der Extraklass­e“zu kochen. Gleich darauf steigt der Duft von gegrillten Garnelen, angebraten­en Rosmarin und Zwiebeln in den Saal. Doch leider können die Gäste nur vermuten, wie das Gericht schmeckt. In den Genuss kommt einzig die Gattin des Kochanfäng­ers.

Ganz ohne Berührungs­ängste demonstrie­rt Henssler die Zubereitun­g seiner Sushi-Rolle „Deluxe“. Elfi, eine Dame aus dem Publikum, darf dazu mit ihm die Kochjacke teilen. Gemeinsam – er mit dem linken Arm, sie mit dem rechten Arm im Ärmel der Jacke – rollen die beiden Reis in Noriblätte­r ein. „Immer aufpassen, dass die Körner nicht zu dicht gelegt werden, weil sie sonst verkleben“, weist Henssler die Sushi-Debütantin ein.

Der eigentlich­e Sinn, dieser umständlic­hen Verkleidun­g erschließt sich dem Zuschauer jedoch nicht. Macht auch nichts, denn wahrschein­lich dürften die Rezepte des Fernsehkoc­hs nur in den selteneste­n Fällen von den Besuchern zu Hause am eigenen Herd übernommen werden.

Egal: Am Ende, nach fast eineinhalb Stunden, zählt der Unterhaltu­ngswert der Show – und der war exquisit.

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