Augen auf bei der Berufswahl
Steffen Henssler erzählt beim Kochen private Geschichten aus seinem Leben
Riesige Flammen schießen rund um den breiten Küchenblock in die Höhe, „We will rock you“dröhnt es dazu aus den Lautsprechern und schließlich: Auftritt Steffen Henssler! Von Anfang an macht der Starkoch klar, dass er keine kleinen Brötchen bäckt.
Vielmehr geht es um die ganz große Kochshow mit dem Titel „Henssler tischt auf“. Vor rund drei Wochen blieb wegen einer Knieverletzung des Kochs die Showküche kalt, der Auftritt musste verschoben werden. Rund 1200 Besucher kamen zum Nachholtermin in den großen Saal des Ulmer Kongresszentrums (CCU).
Wenn Henssler nicht gerade hinter seiner japanischen Grillplatte steht, plaudert er auch gerne mal über sein eigenes Leben: Dass er, obwohl es sein Großvater als Gastronom bis zum Michelinstern gebracht hat, selbst nur mit viel Glück durch die Kochprüfung gekommen sei. Zum Beweis lässt Henssler sein Abschlusszeugnis auf der großen Leinwand einblenden. Zweimal „ausreichend“ist da zu lesen. Doch die wöchentlichen Fernsehauftritte von Henssler scheinen für den Erfolg des Showkochs zu stehen. Da macht der Hamburger Restaurantbesitzer aus seinen Erfolgsrezepten kein Geheimnis. Stattdessen zerrt er selbst bekennende Kochmuffel auf die Bühne, um ihnen professionelle Tipps und Tricks in der Küche zu geben. So auch bei „Michel“, dem wortkargen Teilnehmer aus Illerberg, der seit 14 Jahren nicht mehr am Herd gestanden sei, wie er zugibt. „Salat kann er ganz gut“, wirft seine Frau Martina zu dessen Ehrrettung noch ein.
Henssler gibt dennoch nicht auf und verspricht, mit ihm „ein Rührei der Extraklasse“zu kochen. Gleich darauf steigt der Duft von gegrillten Garnelen, angebratenen Rosmarin und Zwiebeln in den Saal. Doch leider können die Gäste nur vermuten, wie das Gericht schmeckt. In den Genuss kommt einzig die Gattin des Kochanfängers.
Ganz ohne Berührungsängste demonstriert Henssler die Zubereitung seiner Sushi-Rolle „Deluxe“. Elfi, eine Dame aus dem Publikum, darf dazu mit ihm die Kochjacke teilen. Gemeinsam – er mit dem linken Arm, sie mit dem rechten Arm im Ärmel der Jacke – rollen die beiden Reis in Noriblätter ein. „Immer aufpassen, dass die Körner nicht zu dicht gelegt werden, weil sie sonst verkleben“, weist Henssler die Sushi-Debütantin ein.
Der eigentliche Sinn, dieser umständlichen Verkleidung erschließt sich dem Zuschauer jedoch nicht. Macht auch nichts, denn wahrscheinlich dürften die Rezepte des Fernsehkochs nur in den seltenesten Fällen von den Besuchern zu Hause am eigenen Herd übernommen werden.
Egal: Am Ende, nach fast eineinhalb Stunden, zählt der Unterhaltungswert der Show – und der war exquisit.