Darum hauen Bienen ab
Ein Forscher erklärt, was da im Volk los ist
Wissenschaftler staunen immer wieder, wenn sie Honigbienen beobachten. Obwohl diese Tiere zu den besterforschten Insekten gehören, ist vieles noch unklar. Zum Beispiel wissen Forscher noch nicht, woher eine Biene weiß, ob sie nun mit der alten Königin schwärmen soll oder zurück bleibt und zum Hofstaat der neuen Königin zählt. „Es sind Bienen jeden Alters dabei“, sagt Bienenforscher Jürgen Tautz. Damit er mehr über das Verhalten der Bienen herausfinden kann, stattet er die Tiere mit bestimmten Markierungen aus. So kann er sie leichter beobachten und unterscheiden. Dazu benutzt er auch moderne Technik wie Computer und besondere Kameras.
Bis zu 2000 Bienen schlüpfen jeden Tag
Einiges über das Schwärmen wissen die Forscher aber schon. Der Schwarmtrieb erwacht, wenn es im Bienenstock zu eng wird und zu viele neue Bienen geschlüpft sind, erklärt Jürgen Tautz in seinem Buch „Die Honigfabrik“. Zurzeit kommen in der Capito-Bienenkiste jeden Tag bis zu 2000 neue Bienen zur Welt. Die Honighersteller schwärmen aber auch, wenn sie unzufrieden sind und die Stimmung im Stock schlecht ist. Das passiert zum Beispiel, wenn die Königin zu wenig Eier legt oder es an Futternachschub mangelt.
„Und manchmal erwacht der Schwarmtrieb auch, ohne dass eine Ursache zu erkennen ist, einfach so, weil Bienen so sind, wie sie sind, und der Trieb zur Vermehrung zu ihnen gehört wie zu jedem Lebewesen“, erklärt Jürgen Tautz. Bienen seien zur Schwarmzeit von Mitte April bis Mitte Juli immer ein bisschen unberechenbar. Es bleibt also spannend, was in der Bienenkiste alles passiert. ● Bienenparagrafen Wegen der Bienen gibt es sogar eigene Gesetze. Zum Beispiel ist geregelt, dass ein Imker, der seinen Schwarm einfangen möchte, auch fremde Grundstücke ohne Erlaubnis des Eigentümers betreten darf. Und wenn ein Imker seinen Schwarm nicht sofort verfolgt und wieder einfängt, werden die Bienen herrenlos. Das heißt: Sie gehören niemandem. Solche Bienengesetze gibt es schon ziemlich lange. Im Jahr 533 schrieben die alten Römer bereits auf: „Der Bienenschwarm, der aus deinem Stock auszieht, wird so lange als dein Eigentum angesehen, wie er in deinem Blickfeld bleibt und nicht schwer zu verfolgen ist. Andernfalls wird er Eigentum dessen, der ihn sich als nächster aneignet.“Später, im Mittelalter, gab es auch schwere Strafen für Honig- und Bienendiebe. Und auch die Zeidler hatten besondere Rechte (siehe Lexikonbegriff: Zeidlerei). ● Gesundheitszeugnis Die CapitoBienen sind gesund – das haben wir jetzt auch schwarz auf weiß. Denn das Veterinäramt Augsburg hat ein Gesundheitszeugnis für die Bienenstöcke an der Centervilleschule ausgestellt. So ein Zeugnis braucht ein Imker, wenn er Bienen in eine andere Gegend weitergeben oder verkaufen möchte. Damit wollen die Behörden den Überblick behalten, wo es manche Bienenkrankheiten gibt. Und sie wollen auch verhindern, dass die sich weiter ausbreiten. ● Weltbienentag Es gibt den Tag der Blockflöte (10. Januar), den internationalen Tag der Jogginghose (21. Januar) und sogar einen Welttoilettentag (9. November) – aber noch keinen Weltbienentag. Die Regierung des Landes Slowenien will aber, dass sich das ändert. Sie schlägt den Vereinten Nationen vor, dass der 20. Mai der Weltbienentag wird. Zu den Vereinten Nationen gehören fast alle Länder der Welt – auch Deutschland. Die Chancen stehen gut, dass der 20. Mai 2018 schon ein Weltbienentag sein wird, hat die Regierung auf Capito-Anfrage geschrieben. Und warum ausgerechnet der 20. Mai? Das ist der Geburtstag von Anton Janscha. Er lebte von 1734 bis 1773 und gilt als der erste Imker-Lehrer. ● Zeidlerei So wurde es genannt, wenn Honig von in Baumhöhlen lebenden Bienen gesammelt wurde, um damit Geld zu verdienen. Eine Person, die das macht, wird Zeidler genannt. Das Wort „zeideln“hat sich aus dem lateinischen Begriff „excidere“für „herausschneiden“gebildet. Denn die Zeidler kletterten auf Bäume und schnitten die Waben aus dem Bienennest. Oder sie stellten den Bienen hohle Baumstämme als Wohnung zur Verfügung. Die Zeidlerei war im Mittelalter weitverbreitet. Zeidler taten sich sogar zu Zünften zusammen. Das sind Vereinigungen von Handwerkern eines Berufes. Zeidler bekamen vom Kaiser die Erlaubnis, eine Armbrust zu tragen. Damit konnten sie sich im Wald verteidigen. Als bei uns der Zucker immer beliebter und billiger wurde, starb die Zeidlerei aus. Heute gibt es sie noch in ein paar Gegenden in Osteuropa, wie der Bienenforscher Jürgen Tautz herausgefunden hat. In Polen wird gerade wieder in mehr als 100 Bienenbäumen gezeidelt. Forscher finden das spannend, weil sie mehr darüber herausfinden können, wie die Waldinsekten Honigbienen ohne Imker leben können.