Illertisser Zeitung

Bundeswehr geht nach Jordanien

Kabinett will Abzug aus der Türkei

- (dpa)

Der Umzug dauert einige Wochen, kostet viel Geld und macht militärisc­h keinen Sinn. Trotzdem wird die Anti-IS-Truppe der Bundeswehr vom türkischen Incirlik ins jordanisch­e Al-Asrak verlegt. Das Bundeskabi­nett sah am Mittwoch keine andere Wahl mehr, als den Abzug aus der Türkei einzuleite­n. Das Besuchsver­bot für Abgeordnet­e bei den Soldaten in Incirlik verträgt sich nicht mit dem deutschen Verständni­s von einer Parlaments­armee.

Nach dem Scheitern eines allerletzt­en Einigungsv­ersuchs von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) am Montag gab es deswegen kein Zurück mehr. Jetzt geht es nur noch um den Vollzug eines beispiello­sen Manövers: heraus aus dem NatoBündni­sgebiet und hinein in ein

Der Umzug dürfte zwei bis drei Monate dauern

Land, in das es bisher weitaus weniger militärisc­he Verbindung­en gibt. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte nach der Kabinettse­ntscheidun­g an, bis nächste Woche einen Abzugsplan vorzulegen. Für die Verlegung ist nach Ansicht der Ministerin kein neues Mandat des Bundestage­s notwendig.

Der jordanisch­e Stützpunkt AlAsrak wird schon seit längerer Zeit für den Kampf gegen den IS genutzt. Wie in Incirlik ist auch dort die US-Luftwaffe stationier­t. Trotzdem ist der Standort militärisc­h gesehen eine Verschlech­terung. Die Versorgung etwa mit Treibstoff ist in Incirlik einfacher und auch die geografisc­he Lage ist günstiger.

Bei der Nato in Brüssel stößt der Abzug auf Bedauern. Einmischen wollte sich Generalsek­retär Jens Stoltenber­g aber nicht. Der deutschtür­kische Streit wird in der Bündniszen­trale als bilaterale­s Problem angesehen. Zu Hause hat die Bundesregi­erung aber große Rückendeck­ung. In einer Umfrage haben sich 80 Prozent der Befragten für einen Abzug ausgesproc­hen. Auch im Parlament gibt es eine seltene Einigkeit zwischen Koalition und Opposition. Die Linke fordert, den Anti-IS-Einsatz ganz zu beenden.

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