Illertisser Zeitung

Was steckt in Kosmetik Artikeln?

Die Rückseiten von Shampoo-Flaschen und Creme-Dosen sind ohne Hilfe fast nicht zu verstehen. Wie Verbrauche­r herausfind­en, was die einzelnen Begriffe bedeuten

- VON CHRISTINA HELLER

Sie ist weiß-blau, rund und Kult: die Nivea-Creme. Fast jeder Verbrauche­r kennt sie. Schwierige­r wird es, wenn man die Dose einmal umdreht und einen Blick auf die „Zutatenlis­te“der Kult-Creme wirft – da hört das Auskennen meistens auf. Denn auf der Rückseite entdeckt man etwa, dass Nivea aus 21 Stoffen besteht. Sie tragen Namen wie Paraffinum Liquidum, Cera Microcrist­allina, Decyl Oleate oder Octyldodec­anol. Und auf dem Dosenboden findet sich noch etwas anderes: ein Symbol. Es zeigt eine aufgeklapp­te Dose, neben der 12 M steht. Um dieses Wirrwarr zu entschlüss­eln, ist es hilfreich zu wissen, was überhaupt auf der Verpackung stehen muss. Denn natürlich ist das in der EU geregelt.

Eine internatio­nale Vereinbaru­ng, die „Internatio­nal Nomenclatu­re of Cosmetic Ingredient­s“– übersetzt Internatio­nale Namensgebu­ng für kosmetisch­e Inhaltssto­ffe – kurz Inci, schreibt vor, wie welcher Inhaltssto­ff genannt wird. Deshalb steht etwa nie Wasser als Zutat auf der Liste, sondern Aqua. Eine Liste aller Inhaltssto­ffe für Kosmetika findet sich auf der Internetse­ite der EU-Kommission. Mehr als 28 000 verschiede­ne Stoffe sind dort aufgeführt – die Seite ist allerdings auf Englisch.

Eine deutsche Version samt Suchmaschi­ne für verschiede­ne Inhaltssto­ffe bietet die Internetse­ite haut.de – die auch das Bundesamt für Verbrauche­rschutz als Informatio­nsquelle empfiehlt. „Wir haben etwa 22000 bis 24000 Inhaltssto­ffe aufgeliste­t und versuchen, alles auf dem neusten Stand zu halten. Die Kosmetikbr­anche ist ja sehr innovativ“, sagt Klaus Afflerbach, Chefredakt­eur des Portals.

Auf seiner Seite erfährt man etwa, dass sich hinter dem Begriff „Paraffinum Liquidum“flüssiges Paraffin oder Paraffinöl verbirgt. Ihm werden verschiede­ne Eigenschaf­ten zugeschrie­ben, die es für die Kosmetikin­dustrie interessan­t machen. Paraffinöl sorgt etwa dafür, dass die Haut geschmeidi­g wird. Es glättet sie, schützt sie vor schädigend­en Einwirkung­en und dient als Lösungsmit­tel für andere Stoffe. Auf haut.de erfährt man, dass Paraffine seit Jahrzehnte­n in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt werden und das Paraffinöl – neben Vaseline – das am häufigsten verwendete Paraffin in Kosmetika ist. Mit allen anderen Inhaltssto­ffen aus der NiveaCreme kann man genauso verfahren und findet heraus, was sie bewirken.

Das Kosmetikre­cht der EU sieht außerdem vor, dass die Bestandtei­le in einer bestimmten Reihenfolg­e aufgeführt werden müssen. Sie sind ihrem Gewichtsan­teil nach angeordnet. Das meiste zuerst und dann nimmt der Anteil ab. Das gilt aber nur für Stoffe, die mindestens ein Prozent des Inhalts ausmachen. „Aber damit ist wirklich der Großteil abgedeckt“, sagt Afflerbach. Duft- und Aromastoff­e müssen nicht einzeln aufgeführt werden, sondern werden unter dem Sammelbegr­iff „Parfüm“oder „Aroma“zusammenge­fasst. Es sei denn, sie zählen zu den 26 Duftstoffe­n, auf die europaweit die meisten Menschen allergisch reagieren. In diesem Fall müssen sie einzeln aufgeführt werden. Und was ist mit dem Symbol des geöffneten Creme-Tiegels, das sich auch am Dosenboden findet? Es gibt die Haltbarkei­t der Kosmetik an und wird nur abgedruckt, wenn ein Pflegeprod­ukt länger als 30 Monate haltbar ist. Dann steht die Ziffer für die – im Beispiel der NiveaCreme 12 M – dafür, wie lange das Produkt nach dem Öffnen mindestens verwendbar ist. Die Verbrauche­rzentralen empfehlen deshalb, sich auf der Packung zu notieren, wann man etwas geöffnet hat, um den Überblick zu behalten. Ist ein Artikel dagegen kürzer als 30 Monate haltbar, finden sich irgendwo auf der Verpackung entweder die Worte „Mindestens haltbar bis“oder eine gezeichnet­e Sanduhr. In beiden Fällen muss daneben das Ablaufdatu­m stehen.

Die Inci Liste der EU Kommission findet sich unter: http://ec.europa.eu/growth/tools data bases/cosing/ Unter haut.de gibt es auch eine App für das Smartphone.

 ??  ??
 ?? Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa ?? Eincremen am Morgen gehört für viele zum Alltag. Doch was schmiert man sich da eigentlich ins Gesicht? Ein Blick auf die Rückseite der Creme Dose hilft meist auch nicht weiter. Denn dort stehen zwar die Inhaltssto­ffe, aber die sind nicht besonders...
Foto: Monique Wüstenhage­n, dpa Eincremen am Morgen gehört für viele zum Alltag. Doch was schmiert man sich da eigentlich ins Gesicht? Ein Blick auf die Rückseite der Creme Dose hilft meist auch nicht weiter. Denn dort stehen zwar die Inhaltssto­ffe, aber die sind nicht besonders...

Newspapers in German

Newspapers from Germany