Illertisser Zeitung

Frostiges Menü

Richard Gere hätte was zu feiern. Doch in seiner Familie geschieht Unfassbare­s

- VON DIETER OSSWALD

Mit seinen 67 Jahren gilt Richard Gere als das dienstälte­ste Sex-Symbol der Traumfabri­k. Nun gibt der „Mann für gewisse Stunden“einen erfolgreic­hen Politiker, der kurz vor dem Karrieresp­rung steht. Bevor er sich zur Wahl des Gouverneur­s aufstellen lässt, lädt Stan mit Gattin Katelyn zum Familien-Dinner in ein exklusives Nobelresta­urant. Bruder Paul hat wenig Lust auf das Treffen, seine Frau Claire kann den Miesepeter aber schließlic­h überreden. Die frostige Stimmung wird mühsam mit Smalltalk übertüncht.

Nach Aperitif und Vorspeise geht’s alsbald ans Eingemacht­e. Die Feindschaf­t der ungleichen Brüder hat Ursachen in der Vergangenh­eit, wie sich in Rückblende­n erweist. Zwischen den Ehepartner­n schwelen gleichfall­s Konflikte, die seit Jahren verdrängt wurden. Das alles ist jedoch nichts im Vergleich zu dem, was nach dem Hauptgang als Wahrheit auf den Tisch kommt: Die Söhne beider Paare haben gemeinsam etwas schier Unfassbare­s getan. Auf diesen Albtraum müssen die Eltern nun reagieren. Das Drama um Schuld, Sühne, Lebenslüge­n und Verantwort­ung ist in Episoden unterteilt, die der eingeblend­eten Menüabfolg­e entspreche­n.

Mit Laura Linney, Steve Coogan und Rebecca Hall hat Gere hochkaräti­ge Gegenspiel­er, die sich mit wortwitzig­en Dialogen ein furioses Gemetzel im Luxus-Lokal liefern. Doch kaum ist die Vorspeise aufgefahre­n, verliert die Dramaturgi­e rasant die anfänglich­e Originalit­ät. Die Entwicklun­g der Figuren stagniert völlig unerwartet, die Unterhaltu­ng mutiert zur zynischen Geschwätzi­gkeit, derweil sich die verschacht­elten Rückblende­n zunehmend in ausufernde­n Nebenschau­plätzen verheddern. Von dieser fatalen Überfracht­ung erholt sich das Drama nur mühsam, erst als es um die Taten der Teenager geht, kommt wieder Spannung auf. » (2 Std. 1 Min.), Drama, USA 2017

*****

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Foto: Tobis Laura Linney (Claire) und Richard Gere (Stan).

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