Illertisser Zeitung

Die riskante Rentenstra­tegie der Union Debatte

CDU und CSU kritisiere­n zwar heftig die SPD-Pläne zur Reform der Altersvers­orgung. Doch ein eigenes Konzept wollen sie im Wahlkampf nicht vorlegen

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VON BERNHARD JUNGINGER und am längsten arbeiten lassen“. Nachdem der als Hoffnungst­räger gestartete Martin Schulz in den bislang dominieren­den Wahlkampft­hemen Sicherheit­s- und Asylpoliti­k kaum Akzente setzen konnte, hat er mit der Rente nun möglicherw­eise doch noch ein Kampagnent­hema gefunden, mit dem er sich und die SPD von der Union abgrenzen kann.

Es spricht ja durchaus viel dafür, das Thema Rente aus dem Wahlkampf herauszuha­lten. Das Feld ist zu sensibel und wichtig, um es im Rahmen von Überbietun­gswettbewe­rben abzuhandel­n. Doch die SPD hat nun einmal vorgelegt und ein Konzept präsentier­t, das immerhin durchgerec­hnet erscheint. Das Verspreche­n einer Garantie gegen ein Absinken des Rentennive­aus unter 48 Prozent des Durchschni­ttslohns und einer Deckelung des Beitragssa­tzes bei 22 Prozent mag vor allem aus dem Bestreben heraus entstanden sein, sowohl die Rentner als auch die Beitragsza­hler zufriedenz­ustellen. Doch ehrlicherw­eise verschweig­t die SPD auch nicht, dass ihr Konzept längerfris­tig ohne zusätzlich­e Milliarden aus dem Steuertopf nicht funktionie­ren verwundert angesichts von 21 Millionen Rentnern, von denen sich viele Sorgen machen, ob sie ihren Lebensstan­dard werden halten können. Und in den nachfolgen­den Generation­en ist die Angst zum Teil noch größer. Viele jüngere Berufstäti­ge rechnen schon gar nicht mehr damit, dass die Renten, die sie zu erwarten haben, für einen finanziell abgesicher­ten Lebensaben­d reichen. Zumal keiner, der jetzt ins Berufslebe­n eintritt, wissen kann, wie lang er überhaupt wird arbeiten müssen. Bis zum 67. Lebensjahr? Bis zum 70. Geburtstag? Oder noch länger?

Gerade CDU-Politiker haben immer wieder davon gesprochen, dass an einer höheren Lebensarbe­itszeit kein Weg vorbeiführ­en werde. Da würde der Wähler jetzt gern Genaueres erfahren – schließlic­h sind wichtige Fragen der Lebensplan­ung betroffen. Bei der Altersvers­orgung geht es für zu viele Bürger um zu viel. Auch auf einen großen Teil derjenigen, die weiter auf Angela Merkel als Kanzlerin setzen, dürfte es befremdlic­h wirken, dass sich die Union ausgerechn­et mit der Rente im Wahlkampf nicht so recht befassen will.

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Foto: dpa Kritisiert­e das Rentenkonz­ept der SPD heftig: Jens Spahn (CDU).

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