Sohn von Gaddafi auf freiem Fuss?
Miliz: Sohn des Diktators entlassen
Eine bewaffnete Gruppe in Libyen hat die Freilassung des zweitältesten Sohnes von ExMachthaber Muammar al-Gaddafi, Seif al-Islam, bekannt gegeben. Der 44-Jährige sei am Freitagabend freigelassen worden, erklärte die Brigade Abu Bakr al-Sadik, die die westlibysche Stadt Sintan kontrolliert.
Eine Bestätigung vom Anwalt des Gaddafi-Sohnes oder vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der sich seit Jahren vergeblich um dessen Auslieferung bemüht, gab es zunächst nicht. Gaddafis zweitältester Sohn war im November 2011 von Milizen, die aus früheren Rebellengruppen hervorgegangen waren, festgenommen und in Sintan inhaftiert worden.
Im Juli 2015 wurde er wegen Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen seinen Vater zum Tode verurteilt. Das Verfahren und das Todesurteil wurden von der UNO und von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert. Wie die Brigade Abu Bakr al-Sadik im Online-Netzwerk Facebook bekannt gab, erfolgte die Freilassung nun auf der Grundlage eines Amnestie-Gesetzes, welches das international nicht anerkannte Parlament im Osten des Landes erlassen hatte. „Er ist ab jetzt frei und hat die Stadt verlassen“, erklärte die Miliz.
Der Anwalt des Gaddafi-Sohnes beim IStGH, Karim Khan, erklärte in einer E-Mail, er könne die Freilassung seines Mandanten „im Moment weder bestätigen noch dementieren“. Im Juli 2016 hatten sich Berichte über eine Freilassung Seif alIslams als falsch herausgestellt. Seif al-Islam galt lange als möglicher Nachfolger seines Vaters. Vor der Revolte gegen Gaddafi galt er als Befürworter einer Annäherung an den Westen und einer Öffnung des Systems, nach Beginn der Proteste im Februar 2011 befürwortete er jedoch ein hartes Vorgehen gegen die Opposition. Einen Monat nach dem Tod seines Vaters im Oktober 2011 wurde Seif al-Islam gefasst.