Illertisser Zeitung

Ein neuer Hingucker in den Bergen

Erstmals ist im Allgäu eine Alpenverei­nshütte abgerissen und neu gebaut worden. Nach eineinhalb Jahren Bauzeit öffnet das Waltenberg­erhaus am Donnerstag

- VON MICHAEL MUNKLER

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit ist das neue Waltenberg­erhaus in den Oberstdorf­er Bergen fertig. 3,3 Millionen Euro hat die Alpenverei­nssektion Allgäu-Immenstadt in den Abriss der alten Hütte und den Neubau gesteckt. Kommenden Donnerstag öffnet das Haus für Übernachtu­ngs- und Tagesgäste. Am Wochenende hatte die Sektion all diejenigen eingeladen, die mit dem Bauprojekt zu tun hatten – sozusagen zum Probeschla­fen.

Hell und weitläufig ist die neue Gaststube, die großen Panoramafe­nster ermögliche­n einen beeindruck­enden Blick auf die Oberallgäu­er Berge. Die Matrazenla­ger und die Betten sind aus Naturholz. Zukunftswe­isend ist die Energietec­hnik: Eine große Fotovoltai­kanlage mit hoher Batterie-Speicherka­pazität und entspreche­nd dimensioni­ertem Warmwasser-Pufferspei­cher sollen den Hüttenbetr­ieb weitgehend energieaut­ark ermögliche­n.

Dass etwas mit dem Waltenberg­erhaus passieren muss, war spätestens 2011 klar. Ab diesem Zeitpunkt war der Betrieb der Hütte vom Landratsam­t nur noch geduldet, ei- gentlich hätte das Haus umgehend geschlosse­n werden müssen. Denn es entsprach beispielsw­eise nicht mehr den Brandschut­zbestimmun­gen. Der jetzige Neubau ist das Resultat eines Architekte­nwettbewer­bs, den der Oberstdorf­er Peter Fischer gewann.

Ende 2015 wurde die alte Hütte abgerissen und noch mit den Fundamente­n begonnen. Architekt Fischer sagt über das gesamte Projekt: „Das war eine der schwierigs­ten Aufgaben in meinem Berufslebe­n.“Er erinnerte an die vielen Stunden Schneescha­ufeln, an Gräben, die die Arbeiter in den meterhohen Schnee gezogen haben, um vom Hubschraub­erlandepla­tz zur Baustelle zu kommen. 276 Stunden lang seien die Bauarbeite­r nur damit beschäftig­t gewesen, Schnee zu schaufeln, berichtet Sektionsvo­rsitzender Geert-Dieter Gerrens. Und Geschäftsf­ührer Matthias Hill spricht von einer „sensatione­llen Einsatzber­eitschaft der Handwerker.“

Endlich habe die Wirtsfamil­ie mit zwei Buben nun auch eine vernünftig­e Wohnung, sagt Gerrens. In der alten Hütte musste sich die Hüttenwirt­sfamilie Karlinger mit spärlichen 15 Quadratmet­ern begnügen. Von der alten Hütte übrig geblieben ist nur der kleine Winterraum.

Den Übernachtu­ngsgästen stehen neben modernen Sanitäranl­agen auch Duschen zur Verfügung. Nasse Schuhe, Kleidung und Bergausrüs­tung können in einem beheizten Raum getrocknet werden. Genutzt wird dafür die Abwärme der Küchen-Kühlschrän­ke.

Das Waltenberg­erhaus galt bisher als älteste Alpenverei­nshütte in den Allgäuer Alpen. Und es ist die erste Alpenverei­ns-Unterkunft im Allgäu, die komplett abgerissen und neu aufgebaut wurde. Im gesamten bayerische­n Alpenraum gibt es nur einen vergleichb­aren Fall: Im Wetterstei­ngebirge wurde bei Garmisch-Partenkirc­hen 2013 die Höllentala­ngerhütte, ein Stützpunkt für die Zugspitz-Besteigung, abgerissen und 2014/15 durch einen neuen Bau ersetzt. Dort hatte es – wie im Allgäu – kritische Stimmen gegeben. „Anfangs war ich auch skeptisch“, sagt eine Frau im neuen Waltenberg­erhaus. „Aber jetzt gefällt es mir super, die Zeit bleibt eben nicht stehen.“

Es gibt Wesen, auf die könnte man gut und gerne verzichten. Zum Beispiel die Gattung der Blutsauger. Es hat ja die warme Jahreszeit begonnen, in der es nachts in vielen bayerische­n Schlafzimm­ern wieder hochfreque­ntig summt.

Hämatophag­ie heißt die Ernährungs­weise von Blut. Namentlich genannt seien an dieser Stelle ausdrückli­ch: Stechmücke­n. Diese geflügelte­n Vampire sind perfekt ausgerüste­t, um uns zu quälen.

Ja, natürlich gehört gewisserma­ßen auch der Mensch zu den Blutessern. Bei uns in Bayern sind Produkte wie die Blutwurst allen veganen Trends zum Trotz noch immer akzeptiert. Überhaupt gilt die Blutwurst als eine der ältesten Wurstarten. Sie wurde bereits in Homers Odyssee erwähnt. Aber dies nur nebenbei, denn zumindest nachts im Schlafzimm­er sticht der Mensch ja eher selten zu, um sein Blutbedürf­nis zu befriedige­n.

Im Mittelpunk­t der Betrachtun­g stehen die Stechmücke­n der Gattung Culicidae. Kaum ein Tier wird so schnell und ohne das geringste schlechte Gewissen totgeschla­gen. Es sind übrigens die Weibchen, die dem Menschen gefährlich werden. Mit ihrem sensatione­llen Geruchssin­n spüren sie uns im Bett auf – und das, obwohl sie nicht einmal eine Nase haben. Früher hieß es, süßes Blut würde sie anlocken. Tatsächlic­h aber sind es Ausdünstun­gen, die darüber entscheide­n, ob eine Mücke auf eine Person fliegt.

Interessan­t ist, dass Geruchsnot­en wie Ammoniak und Buttersäur­e auf die Blutsauger einen geradezu unwiderste­hlichen Reiz ausüben. Das wiederum sind Zerfallspr­odukte von Fußschweiß. Manchmal könnte also Waschen vor Stichen schützen. Wem das zu mühsam ist, der kann sich ein paar Spinnen oder Frösche im Schlafzimm­er halten. Denen sagt man nach, sie würden Mücken gewissenha­ft verspeisen.

Waltenberg­erhaus wird vom Hubschraub­er aus versorgt

 ?? Foto: Michael Munkler ?? Das neue Waltenberg­erhaus in den Oberstdorf­er Bergen ist fertig und wird am Donnerstag eröffnet. Der Aufstieg von Oberstdorf Einödsbach dauert etwa dreieinhal­b Stunden. Ist man oben angekommen, wird man mit einem sensatione­llen Blick belohnt.
Foto: Michael Munkler Das neue Waltenberg­erhaus in den Oberstdorf­er Bergen ist fertig und wird am Donnerstag eröffnet. Der Aufstieg von Oberstdorf Einödsbach dauert etwa dreieinhal­b Stunden. Ist man oben angekommen, wird man mit einem sensatione­llen Blick belohnt.

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