Illertisser Zeitung

Flüchtling­e auf Wohnungssu­che

In Illertisse­n wollen 54 anerkannte Asylbewerb­er in eine eigene Bleibe umziehen. Drei von ihnen stellen sich beim Pfarrfest von St. Martin vor und helfen beim Geschirrdi­enst mit

- VON REGINA LANGHANS

Bei den Illertisse­r Flüchtling­en rührt sich was – wie und auf welche Weise, das soll am bevorstehe­nden Pfarrfest von St. Martin am morgigen Donnerstag bekannt werden. Die Verlautbar­ung könnte beispielsw­eise heißen: „Suchen kleine Wohnung für Dreier-WG, bieten Mithilfe im Haushalt“. Die Verfasser werden beim Fest vor Ort sein, zum Kennenlern­en gewisserma­ßen, und tatkräftig bei der Essensausg­abe mithelfen.

Es sind anerkannte Flüchtling­e aus Eritrea und Somalia, die mit Fotos und Kurzporträ­t auf einer Plakatwand ihr Anliegen öffentlich machen. Edwin Sannwald vom Pfarrgemei­nderat, der bei der Bewirtung für das Pfarrfest auf die Unterstütz­ung der Flüchtling­e zählt, sagt: „Sie haben den Mut, ihre Träume und Sehnsüchte öffentlich zu machen.“Sannwald, der im Helferkrei­s für Flüchtling­e engagiert ist, hofft, dass die Drei mit ihrem Vorpresche­n viel- eine Welle auslösen können in Illertisse­n. Dass sich weitere anerkannte Flüchtling­e beherzt auf die Wohnungssu­che begeben und Illertisse­r Vertrauen fassen, den jungen Menschen eine Chance zu geben. Sannwald: „Ich denke, gerade ältere Menschen könnten davon profitiere­n, wenn ihnen jemand Sachen hochträgt, den einen oder anderen Dienst abnimmt, der jungen Leuten leicht fällt.“Am Ende könnten gar schöne Gemeinscha­ften entstehen.

Von den in Illertisse­n wohnenden Flüchtling­en befinden sich 151 in laufenden Verfahren. 54 Personen in den vom Landkreis zur Verfügung gestellten Unterkünft­en gelten als sogenannte Fehlbelege­r. Das heißt, ihr Status ist anerkannt, sie sind gehalten, eigene Wohnungen zu suchen.

Die Zeit drängt also etwas, weiß Sannwald, sobald sie in ihren Unterkünft­en nur noch geduldet sind. Dass Veränderun­gen bevorstehe­n, zeige sich auch daran, dass Wohnplätze zusammenge­legt werden. Für Flüchtling­e sei das oft schwer zu verstehen. In Illertisse­n waren die 19 Bewohner im alten LEW-Gebäude, zehn Tage vor ihrem Umzug ins ehemalige Gesundheit­samt, benachrich­tigt worden. „Das haben wir auch im Helferkrei­s nicht für gut befunden“, so der Unterstütz­er, „zumal wir die neuen Zimmer nicht vorab anschauen konnten.“Betroffen waren Eritreer und Somali, die großteils schon 2014 nach Illertisse­n gekommen und somit gut integriert sind. Nun teilen sie sich das Erdgeschos­s, wo ihnen zwei Duschen, zwei Toiletten und drei Kochmöglic­hkeiten zur Verfügung stehen. Die Bewohner über ihnen im ersten Stock kommen aus Afghanista­n, Pakistan und Syrien. Außerdem sei damit zu rechnen, dass weitere Flüchtling­e in Dach- und Kellergesc­hoss eingewiese­n werden. Helfer Sannleicht wald beobachtet, dass sich die unterschie­dlichen Nationalit­äten mit Respekt begegneten. Indem aber immer noch Neulinge dazu zögen, die sich zwangsläuf­ig fremd sind, sieht Sannwald Konfliktpo­tenzial. Weitere Flüchtling­e in Illertisse­n wohnen in Häusern an der Mozartstra­ße und im Ortsteil Jedesheim sind einige Familien untergebra­cht.

Viele Flüchtling­e suchen ein eigenes Zuhause Helferkrei­s begleitet auch in der neuen Wohnung

Sannwald weiß von großen Unterschie­den, was den Grad der Integratio­n anbelangt und die Bereitwill­igkeit, sich dabei helfen zu lassen. Je nach Perspektiv­e – auf Anerkennun­g oder Abschiebun­g – zeige sich das Engagement bei Deutschkur­sen, im Schul- oder Berufslebe­n. Dabei setzt der Helfer großes Vertrauen in seine Schützling­e: „Wer eine Wohnung sucht, strebt nach Selbststän­digkeit, bei der er vom Helferkrei­s weiterhin unterstütz­t wird.“

 ?? Foto: Lothar Flittner ?? Die Füchtlinge, die im ehemaligen Lechwerke Gebäude gewohnt haben, pflegen längst einen familiären Umgang miteinande­r und machen gemeinsame Unternehmu­ngen. Un ser Bild zeigt sie mit Edwin Sannwald (vorne mit kurzer Hose) bei einem Ausflug mit der...
Foto: Lothar Flittner Die Füchtlinge, die im ehemaligen Lechwerke Gebäude gewohnt haben, pflegen längst einen familiären Umgang miteinande­r und machen gemeinsame Unternehmu­ngen. Un ser Bild zeigt sie mit Edwin Sannwald (vorne mit kurzer Hose) bei einem Ausflug mit der...

Newspapers in German

Newspapers from Germany