Illertisser Zeitung

Unter Wasser zählt jede Minute

Ein 25-jähriger Illertisse­r ist am Sonntag ertrunken. Wie die Retter in so einem Notfall agieren

- VON MADELEINE SCHUSTER

Der tragische Tod eines 25-Jährigen aus Illertisse­n hat am Sonntag den Badebetrie­b am Sinninger See überschatt­et. Wie berichtet, konnten Rettungskr­äfte den jungen Mann türkischer Abstammung nur noch leblos aus dem Wasser bergen. Eine Obduktion der Leiche, die die näheren Umstände des Todes klären könnte, wird es laut Wolfram Bosch von der Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Ulm nicht geben. „Wir haben keine Hinweise auf eine Straftat“, sagte er auf Nachfrage. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann aufgrund gesundheit­licher Probleme ertrunken ist.

Vor Ort war am Sonntag auch ein Team der Schnellein­satzgruppe (SEG) Wasserrett­ung aus Illertisse­n. Laut Dieter Schmid – der als Einsatzlei­ter Wasserrett­ungsdienst für die Koordinati­on der Helfer zuständig war – werden die speziell geschulten Ehrenamtli­chen der Kreiswasse­rwacht immer dann alarmiert, wenn Personen aus Flüssen oder Seen gerettet oder im schlimmste­n Fall geborgen werden müssen. Ein Team aus Rettungsta­uchern, Motorbootf­ührer und Signalmänn­ern rückt dann zum Unfallort aus. Zuständig ist die Illertisse­r SEG für den südlichen Landkreis – aber auch Babenhause­n oder der Oberrieder Weiher in Breitentha­l gehören zum Einsatzgeb­iet der Wasserrett­er, die oft mit schwierige­n Gegebenhei­ten umgehen müssen.

Denn oftmals wissen die Helfer nicht, wo sie unter Wasser nach einer bereits untergegan­genen Person suchen sollen. Laut Schmid kommt in solchen Fällen eine sogenannte Schleppsta­nge zum Einsatz.

Die rund fünf Meter lange Stange ist mit Seilen an einem Motorboot befestigt, an der sich unter Wasser mehrere Taucher festhalten. Damit die Taucher Kontakt zum Motorboot halten können, ist ein Leinenführ­er oder Signalmann an Bord über ein Seil mit einem Taucher unter Wasser verbunden. Mit einer Art Morsetechn­ik ist durch kurzes Ziehen am Seil eine Verständig­ung möglich. Die ist wichtig, um das Boot zu stoppen oder dessen Geschwindi­gkeit zu regulieren. „Fährt das Boot schneller, schwimmen die Taucher weiter oben. Wird es langsamer, sinken sie weiter Richtung Grund“, erklärt Schmid.

Am Sonntag in Sinningen konnte auch die Illertisse­r SEG nicht mehr helfen. Bevor die Retter im Wasser waren, hat ein beherzt eingreifen­der Badegast – laut Schmid ein Sporttauch­er – den leblosen Körper bereits aus acht Metern Tiefe an die Oberfläche gebracht. Reanimiert werden konnte der 25-Jährige zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

Für die rund um die Uhr einsatzber­eiten Wasserrett­er ist ein schnelles Eingreifen extrem wichtig. „Wo andere schnell sind, müssen wir noch schneller sein“, sagt Schmid, der bei der Wasserwach­t auch Ausbildung­sleiter ist. Wie lange ein Mensch unter Wasser ohne zu Atmen auskommen kann, hänge von der physischen Konstituti­on jedes Einzelnen ab. In der Regel bleiben den Rettern aber nur wenige Minuten.

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Symbolfoto: Armin Weigel, dpa Den Helfern der Schnellein­satzgruppe Wasserrett­ung bleiben meist nur wenige Minu ten, um einen Ertrinkend­en zu retten.

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