Illertisser Zeitung

Warum darf in der Baustelle nicht überholt werden?

Hinweissch­ilder sollen Stau verhindern – doch viele Autofahrer ignorieren die Vorgaben

- VON CAROLIN OEFNER

Die Bremslicht­er leuchten zehn Autos weiter vorne auf, das Signal rückt immer näher, als ob es kleine rote Domino-Steine wären. Dann steht auch das eigene Auto: Stau. Schon wieder. In den vergangene­n Tagen mussten die Autofahrer auf der A7 und der B28 (im Bereich der Anschlusss­tellen Vöhringen, Senden und des Dreiecks Hittistett­en) oft Geduld beweisen. Vor allem morgens und abends ging auf der Autobahn oft nichts mehr, ein Albtraum für Pendler. Der Grund: die Baustelle. Doch warum scheint diese besonders voll zu sein?

Werner Schedel, Leiter der Autobahnpo­lizei Günzburg, erklärt das Problem mit der ungünstige­n Lage: genau am Knotenpunk­t der viel befahrenen B 28 und A 7. „Bei der Anzahl der Autos messen wir dort absolute Spitzenwer­te“, sagt er. Dazu komme, dass alle Arten von Fahrzeugen unterwegs seien. „Da besteht schon bei kleinsten Störungen die Gefahr für einen Stau.“Wohlgemerk­t auch ohne Baustelle. Der Polizeiche­f sieht die Situation pragmatisc­h: Irgendwann muss gebaut werden. „Da muss man durch.“

Polizei und Autobahndi­rektion Südbayern versuchen aber, es den Fahrern möglichst angenehm zu machen. „Wenn es irgendwie geht, markieren wir zwei Fahrspuren pro Richtung“, bestätigt Martin Hatzelmann von der Autobahndi­rektion in Kempten. Doch weil die Autobahnen fast alle zu verschiede­nen Zeiten gebaut wurden, sind sie auch alle unterschie­dlich breit, erklärt Hatzelmann. Manchmal sei die Fahrbahn auch innerhalb einer Autobahn mal breiter, mal schmaler.

Auf der A7 ist die Lage komplizier­t: Für zwei Spuren in jede Richtung reicht der Platz nicht – eine wäre aber zu knapp für den dichten Verkehr. Deswegen steht auf der A 7 an der Seite der Baustelle immer wieder das Schild „Versetzt fahren“.

Zum Vergleich: Auf der A 8 waren zu Ausbauzeit­en zwei Fahrbahnen in jede Richtung markiert, auf der A96 hingegen passen etwa bei Mindelheim nur drei hin – eine Richtung bleibt dann einspurig.

So wie es jetzt auf der A 7 ist, könne man immerhin eingeschrä­nkt links fahren, sagt Hatzelmann. Der Gedanke: Durch das „versetzte Fahren“auf zwei Spuren können mehr Autos die Baustelle passieren, als es auf einer Fahrbahn möglich wäre. Und trotzdem ist der Abstand zwischen den Fahrzeugen und dadurch die Sicherheit gewährleis­tet. Damit es nicht beim Gedanken bleibt, gilt zudem Überholver­bot. Und das wird im Vergleich zum Schild „Versetzt fahren“, das nur eine Empfehlung ist, geahndet.

Trotzdem hält sich kaum jemand an das Verbot, sagt Werner Schedel. Die Polizisten kontrollie­ren deswegen in diesem Bereich „erheblich“. Die Baustelle sei zurzeit sozusagen der Haupt-Einsatzort. Und das, obwohl das Gebiet der Autobahnpo­lizei ungefähr von Zusmarshau­sen bis Ulm und von Langenau bis Vöhringen reicht sowie die B28 und Teile der B10 umfasst. „Die Kollegen sind sehr fleißig“, lobt der Polizeiche­f. Wenn die Polizisten einen überholend­en Autofahrer anhalten, kostet das denjenigen 70 Euro – dazu kommt ein Punkt in der Flensburge­r Verkehrssü­nderkartei. Wenn der Fahrer einen anderen gefährdet oder einen Unfall baut, wird’s noch teurer. Doch das scheint einige nicht zu stören. „Manchmal wundert man sich schon: Da fahren die Autos an einem Streifenwa­gen vorbei – mitten im Überholver­bot“, sagt Schedel.

Anfang Juni hatte eine Autofahrer­in zwischen Vöhringen und Hittistett­en auf dem linken Fahrstreif­en einen Lastwagen überholt und war mit ihrem Wagen hängen geblieben – der rechte Kotflügel des Fahrzeugs wurde weggerisse­n. Verletzte gab es nicht – aber kilometerl­ange Staus in beiden Fahrtricht­ungen. Der Schaden: rund 20 000 Euro.

Egal wie langsam die Autos oder Lastwagen rechts unterwegs sind: Sobald man schneller vorankommt, wenn man links vorbeifähr­t, ist das Überholen auf der A7-Baustelle verboten, sagt Schedel. Es gibt eine Ausnahme: Stau. Wenn es auf beiden Fahrstreif­en zähflüssig im Stopand-go vorwärtsge­ht, darf überholt werden. Das war in den vergangene­n Tagen jedoch eher die Regel als die Ausnahme.

Autobahnab­schnitt ist Haupt Einsatzort

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Die Gassen auf dem Kellmünzer Markt waren voll von Besuchern.

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