Illertisser Zeitung

Eine Kreisklini­k ohne Neu Ulm?

Bei Runde drei der Bürgerdial­oge in Altenstadt wird deutlich: Vielen Bürgern im Süden ist die Donaustadt ein Dorn im Auge. Der Blick in die Zukunft fällt deshalb schwer

- VON MADELEINE SCHUSTER

Wie soll es in Zukunft mit den Krankenhäu­sern im Landkreis Neu-Ulm weitergehe­n? Um diese Frage drehte sich auch Runde drei des Klinik-Bürgerdial­ogs, zu dem Kreis und Kreisspita­lstiftung eingeladen hatten. Rund 60 Bürger – ein großer Teil davon Kreis-, Stadt- und Gemeinderä­te – waren gestern Abend dem Aufruf in die Altenstadt­er Winkle-Kantine gefolgt, um über künftige Strukturen nachzudenk­en. Dabei wurde schnell klar: Nur in die Zukunft zu blicken, das fiel den Anwesenden schwer.

Denn viele Bürger aus dem südlichen Landkreis fühlen sich – was die medizinisc­he Versorgung betrifft – nicht nur vom Norden abgehängt, sondern auch benachteil­igt. Das wurde in vielen Wortbeiträ­gen deutlich. Als die erste Bürgerin nach rund eineinhalb­stündigen Fachvorträ­gen das Wort ergriff, ging es dann auch zunächst um bereits gefällte Entscheidu­ngen: „Warum sind alle Abteilunge­n, die kostendeck­end waren, von Illertisse­n wegverlegt worden?“, fragte sie in die Runde. Am Ende sei Illertisse­n nur der „Kruscht“geblie- Im Saal erntete sie dafür Applaus.

Ernst-Peter Keller, Interims-Stiftungsd­irektor, versuchte die Diskussion immer wieder in Richtung Zukunft zu lenken. Es mache keinen Sinn, die Debatte aus vergangene­n Jahren noch einmal aufzurolle­n. Vielmehr gehe es darum, die drei Krankenhäu­ser des Landkreise­s auf eine solide Grundlage zu stellen.

Wie das funktionie­ren könnte, das verdeutlic­hte Siegfried Hasenbein. Der Geschäftsf­ührer der Bayerische­n Krankenhau­sgesellsch­aft sollte am Abend vor allem die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen erklären. Denn kaum ein Bereich sei in Deutschlan­d so sehr reguliert, wie das Krankenhau­swesen. Ideen mit einzubring­en, sei daher nicht einfach. Den Anwesenden gab Hasenbein den Tipp, sich weniger emotionale­n, sondern mehr objektiven Kriterien zu öffnen. „Es ist verständli­ch, dass Sie das Bedürfnis nach einer ortsnahen Versorgung haben.“Diese bringe jedoch nichts, wenn Strukturen bestünden, die nicht mehr tragfähig seien oder in Zukunft unter Umständen nicht mehr zugelassen würden. Der Trend gehe hin zu größeren Zentren und zu einem nicht mehr ganz so dicht gestrickte­n Netz medizinisc­her Versorgung. „Die Zeit der Einzelkämp­fer ist vorbei“, so Hasenbein. Für den Landkreis könne der Neubau eines Krankenhau­ses, etwa in Illertisse­n oder Weißenhorn, durchaus eine Lösung sein – allerdings dürfe keine Entscheidu­ng auf Vermutunge­n basieren, sondern auf von Gutachtern belegten Zahlen.

Auch im Saal fand die Idee Anklang – allerdings ohne das Krankenhau­s in Neu-Ulm mit ins Boot zu hoben. len. „Neu-Ulm arbeitet ja ohnehin auf die Kreisfreih­eit zu“, sagte eine Bürgerin. Die Donauklini­k könne doch verkauft oder privatisie­rt werden, so ein weiterer Vorschlag. Wie bereits in Pfaffenhof­en wurde auch in Altenstadt scharf kritisiert, dass für rund 7,7 Millionen Euro ein neues Parkhaus neben der Klinik in NeuUlm gebaut werden soll. Dabei sei es doch wichtiger, eine gute Grundverso­rgung für alle Bürger zu schaffen. „Menschen sollten doch mehr Wert sein als ein gutes Parkhaus“, entfuhr es einer Bürgerin.

Der Altenstadt­er Markterat Robert Heller wollte schließlic­h wissen, wie der zeitliche Fahrplan nun aussehe. „Nicht, dass wir in einem Jahr wieder hier sitzen und immer noch nichts geschehen ist.“Interims-Stiftungsd­irektor Ernst-Peter Keller bekräftigt­e, dass auch ihm daran gelegen sei, dass bald Entscheidu­ngen getroffen würden. Dass Gutachten der Beratungsf­irma KPMG soll am 10. Juli im Krankenhau­sausschuss vorgestell­t werden. In der zweiten Jahreshälf­te, so Keller, sollen dann die Vorbereitu­ngen für ein neues Krankenhau­skonzept getroffen werden.

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Foto: K. Sepke Die Jetmodelle, mit denen ab Freitag in Illertisse­n geflogen wird, können bis zu 15 000 Euro Wert sein.

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