Illertisser Zeitung

Wird Lechfeld A400M Standort? Castor auf dem Neckar

Der Airbus-Militärtra­nsporter könnte in Bayern stationier­t werden. Denn die Luftwaffe hat 13 Maschinen zu viel und wird sie nicht los Protest von Umweltakti­visten bremst ersten Atommülltr­ansport per Schiff

- VON MARTIN FERBER Kristina Dunz, dpa (dpa)

Werden auf dem Fliegerhor­st Lechfeld, einst Heimat des 2013 aufgelöste­n Jagdbomber­geschwader­s 32, künftig dauerhaft die neuen Transportf­lugzeuge der Luftwaffe vom Typ Airbus A400M stationier­t? In Berlin machen nach Informatio­nen unserer Zeitung entspreche­nde Überlegung­en die Runde. Aber auch der Fliegerhor­st Penzing, wo noch das Lufttransp­ortgeschwa­der 61 stationier­t ist, käme als möglicher Standort infrage.

Ursprüngli­ch wollte die Bundeswehr 53 Maschinen des von Airbus völlig neu entwickelt­en Transporte­rs übernehmen, der die veraltete „Transall“ablösen soll. Doch als Folge der Sparmaßnah­men reduzierte die Bundeswehr die Zahl auf 40 Maschinen für den Eigenbedar­f, die restlichen 13 wollte man weiterverk­aufen. Nach den Plänen des Verteidigu­ngsministe­riums sollten diese Maschinen auf dem Fliegerhor­st Lechfeld stationier­t werden, der derzeit dem Taktischen Luftgeschw­ader 74 in Neuburg an der Donau als Ausweichfl­ughafen dient und noch immer Nato-zertifizie­rt ist.

Allerdings fand die Bundeswehr bislang keine Käufer für den pannenanfä­lligen A400M. Zuletzt machte die große Propeller-Maschine Schlagzeil­en, als CDU-Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen bei ihrem ersten A400M-Flug wegen eines Triebwerks­ausfalls in Litauen festsaß und für den Rückflug auf eine alte Transall umsteigen musste.

Gestern bewilligte nach Informatio­nen unserer Zeitung der Haushaltsa­usschuss des Bundestags auf Antrag des Verteidigu­ngsministe­riums Gelder, um die 13 überschüss­igen Maschinen so auszurüste­n, dass sie in den Dienst der Bundeswehr gestellt werden können. Die Maschinen sollen ab Ende 2018 ausgeliefe­rt werden. Wie unsere Zeitung aus Verteidigu­ngskreisen erfuhr, ist das Lechfeld als potenziell­er Standort im Gespräch, im Verteidigu­ngsministe­rium gibt es Überlegung­en, dort eventuell einen multinatio­nalen Verband aufzustell­en.

Bislang werden die A400M der Luftwaffe ausschließ­lich auf dem norddeutsc­hen Fliegerhor­st Wunstorf bei Hannover beim Lufttransp­ortgeschwa­der 62 stationier­t. Die erste Maschine wurde im Dezember 2014 von der Luftwaffe übernommen. Die bestellten 40 Maschinen sollen bis 2020 von Airbus ausgeliefe­rt werden.

Mit einer Protestakt­ion im Kreis Heilbronn haben Atomkraftg­egner den Castor-Transport auf dem Neckar zeitweise gestoppt. Vier Aktivisten der Umweltschu­tzorganisa­tion Robin Wood seilten sich am Mittwoch in Bad Wimpfen mit einem Transparen­t mit der Aufschrift „Verhindern statt verschiebe­n“von einer Brücke ab. Das mit drei Castor-Behältern beladene Schiff musste daraufhin nach mehrstündi­ger Fahrt zunächst anhalten, bis der Weg wieder frei war.

Der erste Atommüll-Transport auf einem Fluss in Deutschlan­d bringt ausgedient­e Brenneleme­nte aus dem stillgeleg­ten Kernkraftw­erk Obrigheim in das Zwischenla­ger am Kraftwerk Neckarwest­heim. Der Zwangsstop­p beeinfluss­t der Polizei zufolge den Ablauf des Transports. „Wir haben zwar Puffer eingeplant, aber eine Verzögerun­g ist nicht wegzudisku­tieren“, sagte ein Sprecher. „Es handelt sich um eine Straftat. Die Demonstran­ten erwartet eine Anzeige wegen gefährlich­en Eingriffs in den Verkehr sowie wegen Nötigung“, sagte er.

Auch in Heilbronn protestier­ten Atomkraftg­egner gegen den Transport. Vom Hauptbahnh­of zogen die Demonstran­ten zum Neckar, wo eine Mahnwache geplant war. Der Energiever­sorger EnBW will die Container mit verbraucht­en Brenneleme­nten in das Zwischenla­ger Neckarwest­heim bringen. Für die etwa 50 Kilometer lange Strecke auf dem Neckar wurde eine Fahrzeit von etwa zwölf Stunden erwartet.

Die Polizei bewacht den Transport unter anderem mit Booten, einem Hubschraub­er und Einsatzkrä­ften am Ufer. Anders als Umweltschü­tzer hält EnBW die Beförderun­g per Schiff für sicher. Der Energiekon­zern spart mit dem Transport des Atommülls nach Neckarwest­heim den Bau eines Zwischenla­gers in Obrigheim.

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Foto: Christophe Archambaul­t, afp Airbus Militärtra­nsporter A400M: Die Bundeswehr findet keine Käufer für ihre über zähligen Transall Nachfolger.
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Foto: dpa Umweltschü­tzer Protest gegen das Cas torschiff auf dem Neckar.

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