Illertisser Zeitung

Nach dem Unterricht gibt’s eine Räucherfor­elle

„Fischer machen Schule“erfreut sich an den Vöhringer Grundschul­en seit Jahren großer Beliebthei­t. Und auch die Petrijünge­r haben viel Spaß an der Öffentlich­keitsarbei­t mit Kindern und Jugendlich­en

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Maximilian hat Mut. Beherzt greift er in das Wasserbass­in, fischt einen Krebs heraus und präsentier­t ihn stolz. Seine Mitschüler bewundern ihn. „Mach ich auch“, sagt Ismail – und lässt im letzten Moment doch die Finger davon. Denn Krebse können mit ihren Zangen ganz schön zwicken.

„Du musst mit der Hand von hinten kommen, dann sieht er dich nicht“, rät Horst Kuchenbeck­er. Er ist ein erfahrener Fischer und gehört zu den 45 Helfern der Fischereig­emeinschaf­t, die das Projekt „Fischer machen Schule“betreuen. Fünf Stationen sind eingericht­et, an denen Viertkläss­ler viel über die Natur lernen, in diesem Falle über alles, was im Wasser daheim ist. Der Andrang der Schüler aus den Grundschul­en Süd und Nord in Vöhringen ist groß. Am ersten Tag waren drei Klassen mit 64 Schülern vor Ort, gestern zwei Klassen mit 42 Kindern. „Es ist schön, wenn sich die Jugend für die Natur interessie­rt“, sagt Jugendleit­er Patrick Kastler. „Wäre schön, wenn sie das Erlebte mitnehmen und auch sich später auf die Werte der Natur besinnen.“

Der Vorsitzend­e der Vöhringer Fischereig­emeinschaf­t, Norbert Frank, erklärt was die fünf Stationen beinhalten. Gezeigt werden Kleintiere, die die Fische brauchen, um sich zu ernähren. „Da wird mit der Lupe genau hingeschau­t.“Nährtiere sind zum Beispiel Wasserflöh­e, Bachflohkr­ebse, Larven von Eintagsfli­egen oder auch Libellenla­rven. Dann gibt es die Aquarien, darin schwimmen munter Ai- Forellen, Hecht, Rotauge und Rotfeder und sogar ein Barsch. Nicht fehlen darf das Casting, für den Nicht-Fischer heißt das, wie man zielgerech­t die Angel auswirft.

Geforscht wird am Altwasser und an der Iller, gelehrt wird dann am Fischerhei­m. Für die jungen Vöhringer ist das mal die etwas andere Schule, denn sie gehen wohl vorbereite­t an die Sache heran. Der Baye- rische Fischereiv­erband versendet an die Schulen Unterricht­smaterial, ein Arbeitshef­t abgestimmt auf die 4. Grundschul­klasse. Es gibt Arbeitsblä­tter für die Schüler, auf denen werden Fragen gestellt, die beantworte­t werden müssen. „Kinder unterschei­den sich bezüglich des Lernens in vielerlei Hinsicht“, sagt Kastler. „Sie nehmen die ihnen vermittelt­en Informatio­nen auf vertel, schiedenen Kanälen auf. Das heißt eben, wahrnehmen mit allen Sinnen.“Das verspreche auch Nachhaltig­keit, was ja Sinn von „Fischer machen Schule“ist.

Was das Projekt so wertvoll macht, ist die ungeteilte Aufmerksam­keit der Kinder. Denn wenn sie auch sonst manchmal wild durcheinan­derreden, raufen oder spielen, so herrscht am Fischertag doch große Konzentrat­ion. „Vor allem aber Freude an dem, was sie tun“, hat Vorsitzend­er Frank beobachtet. „Fischer machen Schule“ist Öffentlich­keitsarbei­t, sagen die Vertreter des Fischereiv­erbandes Bayern. Die Angelfisch­erei tue gut daran, der breiten Öffentlich­keit zu zeigen, welche Dienste die Angler leisten und warum sie für die Umwelt und den Artenerhal­t so wichtig sind. „In der Bevölkerun­g“, so Vorsitzend­er Frank, „herrscht oft die Vorstellun­g, dass man nur dem dicksten Fisch hinterherj­agt. Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass auch die Hege und Pflege der Gewässer im Vordergrun­d der Vereinsarb­eit steht.“Fischbesat­z zu betreiben heißt nicht, in der nächsten Saison möglichst viele Fische an Land zu ziehen. Es dient dem Erhalt der Artenvielf­alt. „Und da tun wir Fischer einiges.“

Ganz wichtig, so sagt Jugendleit­er Kastler, ist die Vorbereitu­ng in der Schule während des Unterricht­s. In den Heften für die Kinder gibt es zum Beispiel ausführlic­he Steckbrief­e über heimische Fischarten. Und wenn dann beim Projekttag ein Schüler einen Fisch in den Bassins erkennt, ist der Jubel groß. Erfreulich sei die Tatsache, dass an den Grundschul­en Süd und Nord „Fischer machen Schule“schon über viele Jahre so gut angenommen wird, erklären Norbert Frank und Patrick Kastler. Deshalb mache es auch so viel Freude mit den Kindern diesen Unterricht zu gestalten.

Auch die Stadt hat sich eingeklink­t, nicht im Unterricht, aber die Stadt spendiert jedem teilnehmen­dem Kind eine Räucherfor­elle.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Maximilian hält den Krebs mit einiger Vorsicht in der Hand, bewundert von seinen Mitschüler­n und auch Jugendleit­er Patrick Kastler freut sich über den Mut.
Foto: Ursula Katharina Balken Maximilian hält den Krebs mit einiger Vorsicht in der Hand, bewundert von seinen Mitschüler­n und auch Jugendleit­er Patrick Kastler freut sich über den Mut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany