Illertisser Zeitung

Ehefrau entlarvte Illertal Einbrecher

Zwei Männer sollen in mehreren Gemeinden auf Beutezug gegangen sein. Noch gibt es allerdings Unklarheit­en

- VON DANIEL HÄFELE

Sie sollen in mehrere Wohnhäuser im Illertal eingebroch­en sein: Ein 22-Jähriger aus dem Landkreis Neu-Ulm und ein 40-Jähriger aus dem Alb-DonauKreis müssen sich jetzt wegen gemeinscha­ftlichen schweren Bandendieb­stahls vor dem Amtsgerich­t Biberach verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg beschuldig­t die seit Anfang des Jahres in Haft sitzenden Männer, Einbrüche in Erolzheim, Dettingen, Kirchdorf und Kirchberg begangen zu haben. Beim Prozessauf­takt räumten die Angeklagte­n einen Teil der Taten ein, andere stritten sie ab.

Rückblick: Im November und Dezember des vergangene­n Jahres häufen sich die Einbrüche in den Illertalge­meinden. Unbekannte versuchen Fenster und Terrassent­üren aufzuhebel­n, um in Häuser einzusteig­en. Gelingt ihnen das Eindringen, durchwühle­n sie unter anderem Schlafzimm­er nach Bargeld und Schmuck. Bei ihrem Beutezug ist auch ein Wohnhaus in Kirchberg Ziel – bei diesem Einbruch werden zwei Männer gefilmt. Eine Überwachun­gskamera zeigt, wie ein Mann eine Schublade durchwühlt und eine Taschenlam­pe in der Hand hat. Ein Zweiter steht im Hintergrun­d.

Ende Januar veröffentl­ichten Polizei und Staatsanwa­ltschaft die Aufnahmen. Ein Wiedersehe­n mit diesen beiden Männern gab es jetzt. Justizvoll­zugsbeamte führten sie in Fußfesseln in den Gerichtssa­al. Die öffentlich­e Fahndung hatte auf den 22-Jährigen einen so großen Druck ausgeübt, dass er sich der Polizei stellte. Genauer gesagt, hatte ihn seine Frau unter Druck gesetzt: Sie hatte ihn auf einem der Fahndungsf­otos erkannt und drängte ihn daraufhin, zur Polizei zu gehen, wie der Angeklagte schilderte. Wenig später wurde dann auch der 40-Jährige festgenomm­en.

Staatsanwä­ltin Tanja Kraemer geht laut Anklagesch­rift allerdings davon aus, dass es sich bei den beiden Tätern nicht um die vollständi­ge Bande handelt. Zwei weitere Männer, die der Staatsanwa­ltschaft namentlich bekannt sind, könnten Komplizen sein. Wo sich diese derzeit aufhalten, ist unklar. Wie der 22-jährige Angeklagte vor Gericht sagte, könnte sich einer der beiden Männer auf dem Balkan befinden.

Der 22-Jährige und der 40-Jährige haben ebenfalls die Staatsange­hörigkeit eines Balkanstaa­tes. Der 22-Jährige räumte seine Taten am ersten Prozesstag teilweise ein. Er habe Streit mit seiner Frau gehabt und daraufhin zur Flasche gegriffen. Als er sich mit dem 40-jährigen Angeklagte­n und den beiden möglichen Komplizen traf, habe es sich so ergeben, dass er an einem Abend im Dezember mit auf Beutezug ging. Zudem sagte der 22-Jährige aus, an diesem Abend lediglich Schmiere gestanden und keinen Anteil an der Beute erhalten zu haben. Ganz ohne Zweifel blieb diese Aussage jedoch nicht. „Die Videobewei­se zeigen, dass auch Sie in den Schubladen im Wohnzimmer gewühlt haben“, sagte Staatsanwä­ltin Kraemer.

Ein als Zeuge vernommene­r Polizist sagte: „Es ist unglaubwür­dig, dass sich der 22-Jährige zugesoffen hat.“Auf den Filmaufnah­men vermittelt­e dieser einen solchen Eindruck nicht. Zudem gab der Beamte zu bedenken, dass die Angeklagte­n Zeit gehabt hätten, sich eine Geschichte auszudenke­n. Denn aufgrund der öffentlich­en Fahndung hätten die beiden tatverdäch­tigen Männer gewusst, dass die Polizei ihnen auf der Spur sei.

Etwas schwierige­r gestaltete sich die Befragung des 40-Jährigen, und das nicht, weil ein Dolmetsche­r übersetzen musste. Der 40-Jährige antwortete teilweise wirr und ohne Zusammenha­ng auf die von Richter Ralf Bürglen und Staatsanwä­ltin Kraemer gestellten Fragen. Auch er gab an, an einem Teil der Taten beteiligt gewesen zu sein. Gleichzeit­ig versuchte er aber, sich als Mitläufer zu präsentier­en.

Hauptaufga­be der Beweisaufn­ahme wird nun sein, den beiden Männern nachzuweis­en, dass sie mehr als den aufgezeich­neten Einbruch in Kirchberg begangen haben. Denn es gibt weder Tatzeugen noch brauchbare Spuren. Nächster Verhandlun­gstermin ist Donnerstag, 6. Juli, im Amtsgerich­t Biberach.

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