Illertisser Zeitung

Müllsammel­n lohnt sich

Warum mehr als 2700 Pfandflasc­hen und -dosen in der Garage einer Bellenberg­er Lehrerin liegen

- VON SOPHIE RICHTER

Angefangen hat alles mit herumliege­nden Plastikfla­schen im Klassenzim­mer. Ausgetrunk­en und zunächst aus Faulheit auf den Boden geworfen. Da hat die zehnte Klasse der Werkrealsc­hule in Dietenheim angefangen, das Leergut in einem Korb zu sammeln. Langsam verfestigt­e sich eine Idee: So viele Getränkefl­aschen wie nur möglich sammeln, um damit Geld für die Abschlussf­ahrt und vor allem für die Abschlussf­eier zu beschaffen. „Es gibt ja eh so viele leere Pfandflasc­hen überall!“, sagt der 17-jährige Niklas Opdenhoff. Von ihm und seinem Freund Marvin Seemüller ging die Initiative aus. „Wir wollten uns mit einer Abschlussf­eier an der Schule verewigen“, erklären die beiden engagierte­n Schüler.

Es mag zunächst etwas ungewöhnli­ch erscheinen: Lohnt es sich wirklich, Müll zu sammeln? Seit Schuljahre­sanfang ziehen die Zehntkläss­ler über den Pausenhof, durch Klassenzim­mer und Sporthalle. Wenn irgendwo eine Flasche leer ist, reagieren sie sofort. Aber nicht nur in Dietenheim sind die Schüler aktiv. Mitte Mai war die Klasse für vier Tage auf Abschlussf­ahrt in Köln. Und in der Großstadt gibt es auch große Mengen an Müll. So stand neben den üblichen Sehenswürd­igkeiten auch ordentlich Leergutsam­meln auf dem Programm.

„Die Eltern haben ganz schön gestaunt, als die Jungs die ganzen Säcke aus dem Zug geschleppt haben“, erzählt die Klassenleh­rerin Elke Bögelein, die die Schüler von Anfang an tatkräftig unterstütz­t hat. In ihrer Garage in Bellenberg lagern mittlerwei­le die Flaschen und Dosen in Müllsäcken. Denn der anfänglich­e Korb reicht längst nicht mehr aus: Über 2700 Leergutart­ikel haben die Schüler bis jetzt gesammelt und zu je 80 Stück verpackt. Wenn die Leute von dem Projekt wissen, geben sie ihre Sachen gerne ab. Niklas sagt: „Auf meinen ganzen Lehrgängen zum Skifahren oder bei Marvin vom Handball kannten mich die Leute irgendwann und brachten ihre Pfandflasc­hen.“ Wer das ganze Leergut annehmen wird? Glückliche­rweise habe sich der V-Markt bereit erklärt, die Flaschen zurückzune­hmen. Offizielle­r Termin der Übergabe ist am Dienstag, 11. Juli. Auch Radio und Fernsehen haben sich angekündig­t.

Angesichts der Massen an Flaschen wird sicherlich ein recht hoher Geldbetrag zusammenko­mmen. Etwas mehr als 600 Euro, schätzt Niklas. Das Geld ist aber auch nötig, für die seit März geplante und ausführlic­h inszeniert­e Abschlussf­eier, bei dem jeder Einzelne seinen „Walk of Fame“, mit Bildershow zum passenden Lieblingss­ong, bekommt. Aber das ist noch nicht der ganze Einsatz, den Niklas und Marvin bringen. 100 Euro wollen die Schüler spenden. Und falls dann etwas übrig bleiben sollte, fließt es an die fleißigen Sammler selbst zurück.

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Foto: Sophie Richter Niklas Opdenhoff und Marvin Seemüller hatten die Idee für das Projekt. Auch auf der Klassenfah­rt nach Köln sammelten die Schüler Pfandflasc­hen.
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Foto: Wolfinger Tamara Franz wird das kommende Jahr in Jerusalem arbeiten.

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