Wenn das Wasserlassen zur Tortur wird
Beschwerden an der Prostata sind für viele Betroffene ein Tabuthema. Nicht jedoch an der Illertisser Illertalklinik, wo Urologe Jürgen Bubeck kürzlich den 1000. Patienten operiert hat
Nicht nur lästig, sondern richtig belastend: Mehrmals in der Stunde verspürte der 75-jährige Paul Müller (*) einen Harndrang – doch dann kamen meist nur einige Tropfen. „Da ist es vorbei mit der Lebensqualität“, schildert der NeuUlmer seine bitteren Erfahrungen. Doch nun wurde dem Mann medizinisch geholfen: Er war der 1000. Patient, den der Urologe Jürgen Bubeck an der Illertisser Illertalklinik mithilfe eines speziellen Lasergeräts von den Prostatabeschwerden befreite. Solche komplizierten Eingriffe sind in diesem Haus längst zur Routine geworden. Das hat sich herumgesprochen: Erkrankte aus der Region und weit über deren Grenzen hinaus lassen sich in der Vöhlinstadt behandeln. In dieser Häufigkeit werden die minimalinvasiven – also mit kleinsten Verletzungen von Haut und Gewebe – Operationen nur noch in zwei Krankenhäusern in Berlin und Kassel vorgenommen. Ein Besuch.
Für viele Betroffene sind Beschwerden in der Intimzone ihres Körpers ein Tabuthema: Gesprochen wird darüber eher ungern. Und wenn, dann meist mit Metaphern. Von „Manneken Pis“erzählt etwa Müller und bezieht sich damit auf die wasserlassende männliche Brunnenfigur, einem Wahrzeichen der belgischen Hauptstadt Brüssel. Andere Patienten empfinden Bubecks lindernde Eingriffe als „glückliche Runderneuerung in der Tabuzone“. Was sie davor durchmachten, kann einen durchaus betroffen stimmen.
Da ist etwa Gerhard Walter (*), 63 Jahre alt und begeisterter Segelflieger: Sein stetig auftretender Harndrang habe ihn häufig zu Notlandungen gezwungen. Nachdem sich seine Flugzeiten immer weiter verkürzt hätten, habe er die geliebte Fliegerei aufgeben müssen, berichtet der Mann. Ein Freund habe ihm zu einer Behandlung in der Illertalklinik geraten. Urologe Bubeck stellte eine vergrößerte Prostata fest – und operierte. Mit Erfolg: Nach einer kurzen Genesungsphase könne er nun wieder beschwerdefrei durch die Lüfte segeln, sagt Pilot Walter.
„Das Wandern ist des Lauers Lust“– mit Humor spricht Reinhold Lauer (*) über sein liebstes Hobby. Doch Prostatabeschwerden ließen dieses immer mehr zur Qual werden. Der ansonsten kräftige Harnstrahl des 77-Jährigen sei zu einem tröpfelnden Rinnsal geworden. Das Problem: Trotz eines schmerz- starken Drangs konnte Lauer oftmals kein Wasser lassen. Sein Leben sei dadurch beschwerlich geworden, an das Wandern sei nicht mehr zu denken gewesen. Lauer suchte schließlich einen Urologen auf, der ihn zu Bubeck schickte. Dieser befreite den 77-Jährigen von den Beschwerden.
Auch Müllers Leben ist am Boden zerstört gewesen, sagt er. Wegen seines nicht mehr zu kontrollierenden Harndrangs habe er immer öfter auf Konzert- und Theaterbesuche verzichten müssen. Über eine Internetsuchmaschine sei er auf Bubeck gestoßen, der den Mann, wie 999 Patienten vor ihm, erfolgreich operierte.
Die Behandlung mit dem Laser ist nach Angaben von Bubeck die schonendste operative Therapiemöglichkeit bei einer gutartigen Vergrößerung der Prostata. Hierbei werde das Innengewebe der Prostata vorsichtig ausgeschält, ohne die umgebende Kapsel zu verletzen. Hierfür seien Fingerspitzengefühl, Geduld und jahrelange Übung notwendig, schildert der Mediziner. Gab es zu Beginn seiner Behandlungen bei etwa drei Prozent der Patienten nach der Operation Problehaft me mit Inkontinenz (Unfähigkeit, den Harn zurückzuhalten), so sei die Zahl durch Erfahrung und eine von Bubeck propagierte Beckenbodengymnastik auf unter ein Prozent gesunken. Die an der Illertalklinik angewandte Laseroperation werde in dieser Häufigkeit nur noch im Auguste-Viktoria-Klinikum in Berlin und im St.-Elisabeth-Krankenhaus in Kassel ausgeführt, weiß der Arzt, der sich detailliert in diese Technik eingearbeitet hat. Patienten aus ganz Europa kämen inzwischen nach Illertissen.
Fingerspitzengefühl und jahrelange Übung
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Die Namen der Patienten wurden auf deren Wunsch von der Redaktion geändert.