Zarte Skulpturen aus hartem Material
Neue Ausstellung in der Galerie KunstUnkunst in Kettershausen
Die Kunst lebt von ihrer beständigen Bewegung und Erneuerung. Dies wird in der Galerie KunstUnkunst immer wieder sichtbar. Denn Galerist Joachim Herzer gelingt es alle drei Monate, Kunstschaffende aus der näheren und weiteren Umgebung zu finden, die in den drei Räumen der einstigen Molkerei neue Impulse setzen. Mit dem aus Gammelshausen im Landkreis Göppingen angereisten Ehepaar Marion und Dieter Gaiss hat er diesmal Künstler gewonnen, deren Kreativität Staunen und Bewunderung auslöst.
Johann Deil, ehemaliger Direktor des Krumbacher Simpert-KraemerGymnasiums, stellte den Besuchern der Vernissage die Künstler und deren Werke vor. „Ihre Bilder spiegeln den Soundtrack ihres Lebens wider“, erläuterte er das Schaffen von Marion Gaiss. Die Autodidaktin habe später bei Kursen namhafter Kunstdozenten neue Techniken erlernt. Sie ist ein großer Musikfan, der sich beim Malen inspirieren lässt, zum Beispiel von den Songs „Private Dancer“von Tina Turner, „Goldfinger“von Shirley Bassey oder „Dancing Queen“von Abba.
Marion Gaiss liebt Acrylfarben, verwendet aber auch Ölfarben, Pastellkreiden oder Spray. Neben der klassischen Malerei mit Pinsel arbeitet sie mit Spachteltechnik und Malmesser. An ihren Collagen überschneiden sich verschiedene Techniken, verdeutlichte Deil: „Das Reizvolle an ihren Bildern ist, dass sie den Inhalt nicht völlig offenbaren.“
Nachdem er vor neun Jahren vom Virus „Kettensägearbeiten“befallen wurde, habe Dieter Gaiss mit viel Können und Fleiß zahlreiche filigrane Holzskulpturen geschaffen, erläuterte Deil. Die menschliche Eigenschaften aufweisenden Stuhlobjekte seien vorzugsweise aus Holz von heimischen Streuobstwiesen, also von Kirsche, Birne, Zwetschge und Apfel. Für den Betrachter ist es oft schwer vorstellbar, wie man mithilfe der groben Kettensäge, solch zarte Skulpturen schaffen kann. Jedes mit Drahtbürste und Schleifpapier bearbeitete Kunstobjekt hat einen unverwechselbaren Charakter und strahlt Bewegung aus.
Auch die fein geschliffenen Figuren, die Galerist Joachim Herzer aus Holunder, Esche, Mooreiche und Zwetschgenholz geschaffen hat, sind besondere Unikate. Sie sind allesamt aus einem gewachsenen Stück Holz gefertigt – nichts ist angeleimt oder angedübelt.
Dabei fällt nicht nur eine aus dem 60 Zentimeter langen Baumstumpf einer Esche geschaffene, hängende Spirale mit insgesamt 17 Windungen ins Auge.
Die neue Ausstellung in der Galerie KunstUnkunst kann noch bis zum 24. September jeden Sonntag in der Zeit von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden.