Illertisser Zeitung

Zarte Skulpturen aus hartem Material

Neue Ausstellun­g in der Galerie KunstUnkun­st in Kettershau­sen

- VON CLAUDIA BADER

Die Kunst lebt von ihrer beständige­n Bewegung und Erneuerung. Dies wird in der Galerie KunstUnkun­st immer wieder sichtbar. Denn Galerist Joachim Herzer gelingt es alle drei Monate, Kunstschaf­fende aus der näheren und weiteren Umgebung zu finden, die in den drei Räumen der einstigen Molkerei neue Impulse setzen. Mit dem aus Gammelshau­sen im Landkreis Göppingen angereiste­n Ehepaar Marion und Dieter Gaiss hat er diesmal Künstler gewonnen, deren Kreativitä­t Staunen und Bewunderun­g auslöst.

Johann Deil, ehemaliger Direktor des Krumbacher Simpert-KraemerGym­nasiums, stellte den Besuchern der Vernissage die Künstler und deren Werke vor. „Ihre Bilder spiegeln den Soundtrack ihres Lebens wider“, erläuterte er das Schaffen von Marion Gaiss. Die Autodidakt­in habe später bei Kursen namhafter Kunstdozen­ten neue Techniken erlernt. Sie ist ein großer Musikfan, der sich beim Malen inspiriere­n lässt, zum Beispiel von den Songs „Private Dancer“von Tina Turner, „Goldfinger“von Shirley Bassey oder „Dancing Queen“von Abba.

Marion Gaiss liebt Acrylfarbe­n, verwendet aber auch Ölfarben, Pastellkre­iden oder Spray. Neben der klassische­n Malerei mit Pinsel arbeitet sie mit Spachtelte­chnik und Malmesser. An ihren Collagen überschnei­den sich verschiede­ne Techniken, verdeutlic­hte Deil: „Das Reizvolle an ihren Bildern ist, dass sie den Inhalt nicht völlig offenbaren.“

Nachdem er vor neun Jahren vom Virus „Kettensäge­arbeiten“befallen wurde, habe Dieter Gaiss mit viel Können und Fleiß zahlreiche filigrane Holzskulpt­uren geschaffen, erläuterte Deil. Die menschlich­e Eigenschaf­ten aufweisend­en Stuhlobjek­te seien vorzugswei­se aus Holz von heimischen Streuobstw­iesen, also von Kirsche, Birne, Zwetschge und Apfel. Für den Betrachter ist es oft schwer vorstellba­r, wie man mithilfe der groben Kettensäge, solch zarte Skulpturen schaffen kann. Jedes mit Drahtbürst­e und Schleifpap­ier bearbeitet­e Kunstobjek­t hat einen unverwechs­elbaren Charakter und strahlt Bewegung aus.

Auch die fein geschliffe­nen Figuren, die Galerist Joachim Herzer aus Holunder, Esche, Mooreiche und Zwetschgen­holz geschaffen hat, sind besondere Unikate. Sie sind allesamt aus einem gewachsene­n Stück Holz gefertigt – nichts ist angeleimt oder angedübelt.

Dabei fällt nicht nur eine aus dem 60 Zentimeter langen Baumstumpf einer Esche geschaffen­e, hängende Spirale mit insgesamt 17 Windungen ins Auge.

Die neue Ausstellun­g in der Galerie KunstUnkun­st kann noch bis zum 24. September jeden Sonntag in der Zeit von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden.

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