Die Integrationshelfer im Alltag
Die Mitglieder des Vereins „Menschen begegnen Menschen“unterstützen Asylbewerber zum Beispiel bei der Arbeitssuche – und opfern dafür jede Menge Freizeit
„Auch wenn wir für viele Probleme noch optimale Lösungen finden müssen, klappt unsere Arbeit ganz toll!“– Ein besseres Resümee hätte Adi Hoesle, neu gewählter Vorsitzender des Vereins „Menschen begegnen Menschen“(MBM), bei der Jahresversammlung nicht ziehen können. Da sich sein Vorgänger Tom Otto aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stellte, wurde Hoesle einstimmig zum Nachfolger gewählt sowie Ernst Weber zu seinem Stellvertreter.
Während Susanne Ehrmann weiterhin die Finanzen verwaltet und Manfred Kaiser das Schriftwesen führt, komplettieren Maria Molnar und Gerlinde Schwank den Vorstand als Beisitzer. Die Kasse wird auch künftig von Sonja Seidler und Josef Lutz geprüft.
Derzeit betreue der aus einer Flüchtlingsinitiative im Jahr 2014 gegründete Verein 130 Asylsuchende – 87 aus Babenhausen, 20 aus Winterrieden, 13 aus Kettershausen und zehn aus Kirchhaslach. In Egg und Engishausen seien momentan keine Flüchtlinge mehr untergebracht, informierte der neue Vorsitzende. Während 51 Asylbewerber anerkannt sowie 65 abgelehnt wur- den, befinde sich die Entscheidung über 14 noch im Verfahren. „Bisher mussten wir noch keine Abschiebung hinnehmen“, so Hoesle. Nach dem Erhalt von Ablehnungsbescheiden seien die nigerianischen Flüchtlinge allerdings völlig demotiviert und verzweifelt, da sie keine Perspektive sehen.
Nachdem die private Wohnungssuche von anerkannten Flüchtlingen gut funktioniere, sei der Verein jetzt darin gefordert, den „Neubürgern“bei der Integration und der Bewältigung des Alltags zur Seite zu stehen. Dafür haben die derzeit 85 MBMMitglieder im Jahr 2016 rund 10 000 Arbeitsstunden geleistet. 20000 Kilometer sind für Termine beim Landratsamt, beim Jobcenter oder auch für Besuche bei Ärzten oder in Krankenhäuser gefahren worden. Außerdem seien die unterschiedlichsten Hilfeleistungen notwendig. „Sowohl beim Ausfüllen von Formularen – zum Beispiel für die Anmeldung eines Strom- oder Gasanschlusses, dem Abschluss einer Haftpflichtversicherung oder dem Kauf eines Bustickets – als auch bei alltäglichen Problemen wie Renovierungsarbeiten oder dem Austausch einer Glühlampe sind die jeweiligen Paten der Flüchtlinge oft die Feuerwehr für den Notfall im Alltag“, sagte der Vorsitzende.
Im Rahmen seines preisgekrönten „Babenhauser Modells“habe MBM inzwischen 20 Asylbewerber in Arbeit gebracht sowie 13 feste Stellen vermittelt, informierte Hoesle. Ein Flüchtling werde demnächst seine Ausbildung in einem heimischen Betrieb abschließen.
Neben laufenden Sprachkursen biete der Verein den Asylsuchenden auch gesellige Aktivitäten. Wie begeistert sowohl Gartenfest, Schwimmkurs und Tanztheater als auch der Projekttag Asyl an der Anton-Fugger-Realschule, die Teilnahme an der Aktion „Sauberes Babenhausen“, internationale Gottesdienste und auch die Adventsfeier von den Flüchtlingen angenommen wurden, verdeutlichte Hoesle mit seiner Bilderpräsentation ohne viele Worte. Bürgermeister Otto Göppel bedankte sich beim Verein für die „nicht bezahlbare“Arbeit, hinter der viel Herzblut stecke. Pfarrer Stefan sicherte den Asylsuchenden und dem Helferkreis zu, dass ihnen das evangelische Gemeindehaus weiterhin als Heimat zur Verfügung stehe.