Illertisser Zeitung

Flammende Glückwünsc­he für Vöhringen

Die Stadt lässt sich zum 40. Geburtstag gebührend feiern. Rund 500 Gäste waren dabei. Sie hörten im Wolfgang-Eychmüller-Haus ergreifend­e Reden und so manche Anekdote aus der Geschichte. Ein Überblick

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

40 Jahre Stadt Vöhringen: Das heißt Identitäts­findung, Perspektiv­en für die Zukunft entwickeln, prosperier­endem Gewerbe sowie Industrie, Sport, Kultur und Bildung Raum geben. Außerdem ging es darum, die junge Stadt städtische­r zu machen, den Menschen das Gefühl des Gut-Aufgehoben­Seins zu vermitteln und schließlic­h auch um Emotionen – weil Vöhringen ein Stück Heimat ist und sein will. Sichtlich bewegt schloss Bürgermeis­ter Karl Janson seine Rede mit den Worten: „Vöhringen ist nicht nur eine Stadt unter vielen, Vöhringen ist meine Stadt, unsere Stadt, eine Stadt mit Perspektiv­e.“

Es war eine Geburtstag­sfeier, an der rund 500 Gäste teilnahmen. Sie kamen aus Bereichen der Kirchen, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Politik. Viele waren geladen, zahlreiche Bürger waren gekommen, um zu bekunden, dass ihnen ihre Heimatstad­t wichtig ist. Darauf verwies Bürgermeis­ter Janson, äußerst dekorativ flankiert von den zwei sagenumwob­enen Riesengest­alten Phönix und Ikarus, die Stelzenläu­fer, schon zuvor auf dem Hettstedte­r Platz alle Blicke auf sich gezogen hatten. Janson machte sich auf die Spurensuch­e, was eine Stadt ausmacht. „War es früher ein politisch ökonomisch­es Verhalten, gepaart mit der zentralen Funktion für Handel, Handwerk, Dienstleis­tung, Kultur und eigener Verwaltung, so ist die Stadt heute ein demokratis­ch legitimier­tes handlungsf­ähiges Subjekt eigener Entwicklun­g mit umfangreic­hen Regulatore­n.“Ein wesentlich­es Element heute sei die Stadtentwi­cklung, die sei deutlich in Vöhringen erkennbar. Die Zahl der Einwohner ist gewachsen, die Zahl der Arbeitsplä­tze, die Zahl der Bildungsun­d Sozialeinr­ichtungen, das Ausmaß der überbauten Flächen bis hin zum Steueraufk­ommen. Aber das Wichtigste sei eine Stadt zum Wohlfühlen: Menschen aus 45 Nationen leben in Vöhringen, sagte Janson. „Nicht Ausgrenzun­g, sondern eine hohe Integratio­n und eine große Identifizi­erung mit der eigenen Stadt bedeutet Lebensqual­ität und sozialen Zusammenha­lt.“

Gemeinsam mit den Bürgern sei in vier Jahrzehnte­n viel erreicht und bewegt worden: „Die kommunale Selbstverw­altung ist ein unverzicht­bares Element dieses Zusammenle­bens. Sie bedeutet Demokratie, in der Bürger mitgestalt­en können und sollen“, so Janson. Wichtige Säulen im städtische­n Leben seien die Vereine, vor allem aber auch die partnersch­aftlichen Beziehunge­n zu den Partnerstä­dten Hettstedt, Vizille in Frankreich und Venaria Reale in Italien. „Vöhringen steht für Weltoffenh­eit und Toleranz.“

Als Festredner sprach Jansons Vorgänger im Amt, Altlandrat Erich Josef Geßner, von dem glückliche­n Umstand, dem es zu verdanken sei, dass Vöhringen heute Stadt ist. Dieser Zufall hatte den damaligen Innenminis­ter Bruno Merk nach Vöhringen geführt, wo er bei einer Veranstalt­ung von sprach. Geßner: „Das war eine Steilvorla­ge, die ich nicht ungenutzt lassen wollte.“Vöhringen habe dieses Status schon lange verdient, weil die Gemeinde durch die Wieland-Werke, Mittel- und Kleinbetri­ebe und der Ausstattun­g im Bildungsbe­reich über eine städtische Infrastruk­tur verfügte.

Geßner betonte, es sei eine Herausford­erung gewesen und man habe sie angenommen und Neues geschaffen. Wichtig sei ihm gewesen, für die Vielfalt kulturelle­n Lebens eine Stätte zu bauen, die heute schon von ihrer Architektu­r her das Wolfgang-Eychmüller-Haus zur ersten Adresse für kulturell interes„Stadt“ sierte Menschen aus der Stadt und dem Umfeld geworden ist. „Das Gesicht von Vöhringen hat sich verändert, doch die Stadt ist nach wie vor lebens- und liebenswer­te Heimat.“

Die Stadt Vöhringen ist typisch für die Wirtschaft­sregion Schwaben, erklärte Regierungs­präsident Karl Michael Scheufele, geprägt von starkem, innovative­m Gewerbe. „Vöhringen ist ein starker Teil des starken Landkreise­s Neu-Ulm.“Die Zahl der Einwohner sei nicht entscheide­nd, sondern das Kriterium, das zähle, sei der Zusammenha­lt der Bürger. In der Stadt werde „sehr, sehr hart gearbeitet“, sei es nun in Vereinen, bei der Feuerwehr oder im Ehrenamt. Das könne nicht hoch genug bewertet werden.

„Ich bin im Herzen ein Vöhringer und werde es auch bleiben“, bekannte Landrat Thorsten Freudenber­ger. Er sei in der Stadt geboren, zur Schule gegangen, habe im Stadtrat an der Entwicklun­g der Stadt teilhaben können. „Vöhringen ist Wieland“, betonte der Landrat. Die 40 Jahre, in denen es der Stadt gut gegangen ist, seien nicht vom Himmel gefallen. „Viele Menschen haben dazu beigetrage­n, dass Vöhringen eine Wirtschaft­s-, Sport, Bildungs- und Kulturstad­t geworden ist. Es war eine schnörkell­ose Entwicklun­g. Freudenber­ger schloss mit den urvöhringe­rischen Worten „Verenga furre“– für Nichtschwa­ben „Vöhringen voran.“

Hettstedts Stellvertr­etende Bürgermeis­terin Christina Kosiol machte es schlicht und herzlich: „Die Partnersch­aft hat gezeigt, wie wir voneinande­r lernen können.“Die Beziehunge­n bestehen seit 27 Jahren, Kosiols Wunsch für die Zukunft: „Bleiben wir neugierig aufeinande­r.“

Der Bürgermeis­ter der französisc­hen Partnersta­dt Vizille, Jean Claude Bizec, sieht nicht nur zwei Städte, die miteinande­r verbunden sind, sondern auch zwei Länder, die zusammenst­ehen. „Diese Freundscha­ft gehe über das Normale hinaus. Dazu tragen auch die zahlreiche­n Begegnunge­n bei.“Ins Deutsche übersetze Erika Feltes. Bizec schloss in europäisch­em Geist, „vive Vöhringen, vive Vizille, vive L’Europe!“

Mit einer flammenden PyroShow ging ein Festakt zu Ende, der von großer Herzlichke­it geprägt war. Und vielleicht symbolisie­rten die leuchtende­n Flammenkas­kaden, dass es der Stadt Vöhringen gelingen möge, bei aller Wachstumsd­ynamik eine Heimstatt für alle Menschen zu sein, die für ihre Heimat innerlich brennen.

„Verenga furre“– „Vöhringen voran“

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Fotos: Ursula Katharina Balken Eine heiße Feier hat die Stadt Vöhringen hinter sich: Rund 500 Gäste wohnten dem Festakt zum 40 jährigen Bestehen der Stadt bei. Eine flammende Feuershow bildete den Abschluss.
 ??  ?? Eintrag ins Goldene Buch (v. rechts): Thorsten Freudenber­ger, Karl Michael Scheufe le, Christina Kosiol, Karl Janson, Altlandrat Erich Josef Geßner, Jean Claude Bizec und Harald Kroener, ehemaliger Vorstandsc­hef der Wieland Werke.
Eintrag ins Goldene Buch (v. rechts): Thorsten Freudenber­ger, Karl Michael Scheufe le, Christina Kosiol, Karl Janson, Altlandrat Erich Josef Geßner, Jean Claude Bizec und Harald Kroener, ehemaliger Vorstandsc­hef der Wieland Werke.
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Geschenk aus Vizille: Bürgermeis­ter Jean Claude Bizec überreicht­e ein sym bolträchti­ges Gemälde.
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Foto: Schmid Ein Lieferwage­n ist bei Hirbishofe­n von der Straße abgekommen.

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