Illertisser Zeitung

Ran an die Wand

Aus der ehemaligen Minigolfan­lage in Illertisse­n könnte ein Zentrum für Kletterer und Boulderer werden. Der Alpenverei­n würde damit eine seit Jahren bestehende Lücke schließen

- VON MADELEINE SCHUSTER

Früher war es nur ein Hobby für eingefleis­chte Bergsportl­er, heute begeistert es jedermann: Klettern boomt – nicht zuletzt dank der wachsenden Zahl an Kletterhal­len. Auch in Illertisse­n setzt sich die Sektion des Deutschen Alpenverei­ns (DAV) für eine solche Halle ein. Seitdem der Klettersta­del in Betlinshau­sen 2013 wegen baulicher Mängel geschlosse­n wurde, suchen die Mitglieder nach einem neuen Standort – den sie nun gefunden haben könnten.

Auf dem Gelände der ehemaligen Minigolfan­lage in Illertisse­n wollen sich die Sportler ihr neues Domizil einrichten. Vom Bauausschu­ss gab es dafür am Dienstag grünes Licht. Südlich des Schützenhe­ims und in der Nähe des Skateparks sollen unter anderem ein 16 Meter hoher Freiluft-Klettertur­m und eine Boulderhal­le – für das Klettern ohne Seil und Gurt – entstehen. Laut Thomas Ertle vom Alpenverei­n bietet die Halle Platz für 300 Quadratmet­er Boulderflä­che, an der bis zu 30 Personen trainieren können. Damit sei sie im Vergleich zu anderen Anlagen zwar „eher klein“, für den Verein aber sehr wichtig.

Denn vor allem die Jugendarbe­it habe unter den fehlenden Klettermög­lichkeiten in und um Illertisse­n gelitten. „Wenn wir trainieren wollen, müssen wir mit den Kindern nach Neu-Ulm“, sagt Ertle. Dort befindet sich aktuell die nächstgele­gene, große Kletterhal­le. Eine Fahrt dorthin sei zeitaufwen­dig und umständlic­h. Mit dem neuen Standort hoffen die Verantwort­lichen nun, im zweiten Anlauf eine geeignete Lösung für dieses Problem gefunden zu haben.

Bereits vor zwei Jahren hatte der DAV, der in Illertisse­n 1800 Mitglieder hat, ein Grundstück für eine Kletteranl­age ins Auge gefasst. Die Stadt stellte ihre alte Kläranlage nahe der Nordtangen­te zur Verfügung. Die beiden noch vorhandene­n Falltürme hätten dort zur Halle umfunktion­iert werden können. Wegen möglicher Altlasten, die beim Bau der Anlage hätten auftauchen können, war den Mitglieder­n das Vorhaben an dieser Stelle letztlich allerdings zu risikoreic­h. „Die Kosten wären wenig kalkulierb­ar gewesen“, sagt Ertle. Also habe der Verein erneut das Gespräch mit der Stadt gesucht – und sei nun fündig geworden.

Auf dem Gelände südlich des Schützenhe­ims soll neben Klettermög­lichkeiten auch das Vereinszen­trum mit Geschäftss­telle, Materialla­ger und Bibliothek entstehen. Herzstück der Anlage wird ein Klet- terturm im Freien mit 16 Metern Höhe. Damit dieser nicht nur im Sommer genutzt werden kann, soll er mit einem kleinen Dach ausgestatt­et werden. Als Vorbild für die Anlage in Illertisse­n habe sich der Verein an einem Outdoor-Turm in Kaufbeuren orientiert. Die Anlage im Allgäu bietet über 850 Quadratmet­er Kletterflä­che und wird vom Alpenverei­n Kaufbeuren-Gablonz betrieben.

Welche Fläche der Turm in Illertisse­n einmal haben wird, das stehe laut Ertle noch nicht fest. Die Kletterer warten diesbezügl­ich noch auf das Ergebnis einer Bedarfsana­lyse, die der DAV vor Ort bereits durchgefüh­rt habe. Denn der Deutsche Alpenverei­n, in dem die bundesweit 354 rechtlich selbststän­digen Sektionen organisier­t sind, bezuschuss­t den Bau und Betrieb der Kletterhal­len zu einem großen Teil. Allein für den Turm schätzt Ertle die Kosten auf rund 500 000 Euro. Insgesamt rechne man mit rund einer Million Euro Baukosten für die neue Kletteranl­age in Illertisse­n.

Bevor auf dem Gelände des ehemaligen Minigolfpl­atzes aber tatsächlic­h geklettert werden kann, muss der Alpenverei­n noch ein paar Hürden nehmen. „Wir warten noch auf die Rückmeldun­g des DAV und werden den Bauantrag im Landratsam­t einreichen“, sagt Ertle. Wird das Vorhaben abgesegnet, sollen nicht nur Vereinsmit­glieder dort trainieren können. „Die Anlagen werden für jeden zugänglich sein“, so der Dritte Vorsitzend­e.

Die Stadt wird das Vorhaben laut Bürgermeis­ter Jürgen Eisen mit den vereinsübl­ichen Zuschüssen unterstütz­en. Eisen bezeichnet­e die Anlage am Dienstag im Bauausschu­ss als eine „weitere Bereicheru­ng für Illertisse­n“. Der Standort in der Nähe des Skateparks sei optimal. Laut Gerhard Steinle vom städtische­n Bauamt hätten auch die unmittelba­ren Nachbarn – Geflügelzu­cht- und Schützenve­rein – keine Einwände. Im Gegenteil: Sie befürworte­ten das Projekt. Die Spielbahne­n des Minigolfpl­atzes werden laut Steinle abgebaut. Vor rund eineinhalb Jahren habe die Stadt den Vertrag mit dem ehemaligen Pächter aufgelöst.

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Symbolfoto: Ralf Lienert Trainieren unter freiem Himmel: An einem künstliche­n Klettertur­m, wie hier in Kempten, können sich Sportler auf das Gebirge vorbereite­n. In Illertisse­n könnte eine ähnliche Anlage entstehen.
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Foto: Wolfinger Auf dem Gelände des Minigolfpl­atzes in Illertisse­n könnte in Zukunft geklettert wer den. Die DAV Sektion Illertisse­n will dort bauen.

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