Das Riesenrad in Ulm ist so hoch wie nie
Das letzte verbliebene Volksfest der Region ist gestartet. Über die Fixkosten von Geisterbahnbetreibern, Wetter und gestiegene Bierpreise
Das Wahrzeichen des Ulmer Volksfests ist so hoch wie nie. Mit einer Höhe von 50 Metern überragt das Riesenrad „Grand Soleil“das Modell aus den Vorjahren um fünf Meter. Ein gewachsener Fingerzeig einer Großveranstaltung: Mit bis zu 300000 Menschen, die bis einschließlich Schwörmontag in die Au strömen, rechnen Oliver Fischer und Claus Steinmüller vom Veranstalter VMV (Volksfeste, Märkte, Veranstaltungen). Dabei geht der Blick der Schausteller ganz unabhängig vom Riesenrad gen Himmel.
Denn wie immer entscheidet das Wetter maßgeblich über Erfolg oder Misserfolg der elf Festtage. Edgar Lehmann etwa, Spross einer Familie, die seit vier Generationen mit Geisterbahnen durch die Lande fährt, hat nach eigenen Angaben in der verlängerten Volksfestwoche Kosten von 30 000 Euro. Auf zwölf Lastern wurde „Europas längste Geisterbahn“nach Ulm gekarrt. In zwei weiteren Transportern reist die Belegschaft. Und die „lebendigen Geister“, die ab 19 Uhr Erschrecker spielen, müssten auch bezahlt werden. Bei vier Euro Eintrittspreis für Erwachsene brauche Lehmann schon 7500 zahlende Besucher, nur, um eine schwarze Null zu schreiben. Ein verregnetes Wochenende könne die Rechnung blitzschnell verhageln. Wegen steigender Energiekosten stöhnen sämtliche der gut 80 Beschicker. Kein Wunder: Das Ulmer Volksfest benötigt nach Angaben von Fischer in elf Tagen so viel Strom wie eine Kleinstadt mit 14 000 Einwohnern binnen eines Monats.
Auf mildes Sommerwetter hoffen auch die Festwirte im Biergarten: Schied und Enrico Becker, die wie im vergangenen Jahr den Freiluft-Biergarten „Almhütte“betreiben. 30000 Euro investierten die zwei unter anderem in Unterstände, die einige der insgesamt 1400 Plätze sowohl vor allzu viel Sonne als auch Regen schützen sollen. Die Maß „Gold Ochsen“kostet in diesem Jahr mit 8,50 Euro zwar immer noch deutlich weniger als auf dem Münchner Oktoberfest – aber einen Euro mehr als im vergangenen Jahr.
Das größte Volksfest der Region hat das billigere Bier als die Wiesn, aber teilweise die gleichen Fahrgeschäfte: Die Riesen-Schaukel Cyberspace etwa ist ein Stammgast auf dem Oktoberfest und nur etwas für Freunde von Geschwindigkeit. Am untersten Punkt erreicht die Gondel 100 Stundenkilometer. AdrenalinEllen fans sind sicherlich auch angetan von Flipper: Eine schräg stehende Karussellscheibe presst die Mitfahrer angeblich mit der fünffachen Erdbeschleunigung in den Sitz. Etwas geruhsamer geht es im „Black Hole“zu. Der englische Ausdruck für „Schwarzes Loch“ist aber wörtlich zu nehmen: Die „Achterbahn“ist laut Schausteller Heiko Schierenbeck aus Bremen zwar schon für Kinder ab drei Jahren geeignet, verläuft aber auf einer 400-Meter-Strecke größtenteils im Dunkeln unter einer (Zelt-)Kuppel. Neu für Kinder ist „Beach Walking“, bei dem die Kleinen in wasserdichten Bällen über einen Pool, der mit 20 000 Kubikmeter Wasser gefüllt ist, tollen können. Auch was das Rahmenprogramm angeht, sind die Veranstalter Fischer und Steinmüller, die einst mithalfen, das lange Jahre darbende Volksfest wieder in die Erfolgsspur zu bekommen, auf trockenes Wetter angewiesen: Das Musik-Feuerwerk am Dienstag, 18. Juli, um 20.30 Uhr etwa müsste bei Regen verschoben werden. Und auch das alle Jahre wieder gut besuchte Ballonglühen am Freitag, 21. Juli, ist auf eine möglichst laue Sommernacht angewiesen.