Illertisser Zeitung

Narr triumphier­t beim Fischerste­chen

Viele Tausend Besucher in Ulm und Neu-Ulm sehen ein fröhliches Spektakel auf der Donau. Der Titelverte­idiger geht baden, doch er hat noch eine zweite Chance

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Das Grollen der Trommeln hallt über die Donau. Die Zuschauer klatschen im Rhythmus mit. Zwei Zillen steuern aufeinande­r zu. In jeder lassen die drei Fahrer ihre Stechruder gleichmäßi­g durchs Wasser gleiten, um den Kurs zu halten und ganz dicht ans andere Boot heranzukom­men. Dahinter stehen die Stecher mit ihren 2,80 Meter langen Speeren. Konzentrie­rt nehmen sie ihr Gegenüber ins Visier. Jetzt heben sie die Speere. Sind auf gleicher Höhe – und stechen zu. Einer fällt ins Wasser, der andere bleibt stehen. Jubel aus dem Publikum.

Nach vier Jahren Pause ist wieder Fischerste­chen auf der Donau. Es ist ein fröhliches, buntes Fest. Etwa 450 Teilnehmer in historisch­en Gewändern ziehen durch Ulm und Neu-Ulm, mit Trommlern, Fahnenschw­ingern und Tänzern auf verschiede­nen Plätzen. Es herrschen beste Bedingunge­n. Warm, aber nicht zu heiß. „Gutes Wetter habe ich schon vor Monaten bestellt“, witzelt Susanne Grimmeiß, die Vorsitzend­e des Ulmer Schifferve­reins, die die jahrhunder­tealte Veranstalt­ung zum ersten Mal leitet und als Sprecherin kommentier­t. Dann der umjubelte Einmarsch der weißen, roten und blauen Uniformen gekleidete­n Festzugste­ilnehmer. Die Spannung steigt. Tausende Besucher haben sich auf beiden Seiten der Donau versammelt. Auf den Tribünen, an der Böschung, auf der Eisenbahn- und der Herdbrücke oder auf der Stadtmauer. Kinder rennen aufgeregt herum. Auf NeuUlmer Seite haben es sich Familien auf Decken im Schatten mächtiger Kastanien gemütlich gemacht. Jetzt kann es losgehen. Beim ersten Duell haben die Schalksnar­ren noch Narrenfrei­heit, dann ist Schluss mit lustig. 15 Paare sind insgesamt dabei. Sie stellen Figuren der Geschichte und Ulmer Originale dar. Der Ulmer Spatz und der Schneider von Ulm sind natürlich darunter, Bauer und Bäuerin, der Spatzameez und der Griesbadmi­chel, Friedrich von Schwaben und Heinrich der Stolze. Mal fällt nur einer ins Wasser, mal beide, kommentier­t mit einem lang gezogenen „Oooooh!“aus dem Publikum. Susanne Grimmeiß kann sich das ein oder andere Mal ein Lachen nicht verkneifen. Sie hat hörbar Freude an ihrer Aufgabe. Nur als eine Drohne über den Köpfen der Fahrer und Stecher in der Luft hängt, greift sie rigoros durch und fordert den Besitzer auf, den Störenfrie­d sofort zu beseitigen.

Applaus gibt es dagegen für die Musiker und die Zillen-Fahrer, „die heimlichen Helden des Fischerste­chens“. Sie haben buchstäbli­ch alle Hände voll zu tun und werden dafür mit Beifall der Zuschauer belohnt. Die Stecher halten sich wacker, zwiin schendurch gibt es aber eine Verwarnung wegen eines Tiefstichs. Und wer ins Boot tritt, ist ebenso raus wie der, der ins Wasser fällt.

Letzteres passiert nicht nur der Schwanenwi­rtin, die das erste Duell noch unter dem Jubel vieler Zuschauer gewonnen hatte, sondern auch dem Titelverte­idiger. Der König von Württember­g geht im Kampf gegen den Monarchen von Bayern im zweiten Durchgang baden. Nächsten Sonntag hat Holger Beranek allerdings noch eine Chance, seinen Titel zu verteidige­n. Auch das Überraschu­ngspaar des Stechens, der „Ulmer Autofahrer“und „Die Baustelle“, können sich nicht durchsetze­n.

Denn an diesem Sonntag triumphier­t ein anderer. Der schwarzwei­ße Narr schafft es ins Finale gegen Gustav Adolf. Es gibt zwei Durchgänge. Nun gilt die Regel: Sieger ist, wer öfter trocken bleibt, also nicht ins Wasser fällt oder in die Zille tritt. Wieder heißt es: Fanfare und Wassermars­ch. Das Grollen der Trommeln erklingt. Duell Nummer eins entscheide­t der Narr für sich. Beim zweiten Mal fallen beide ins Wasser. Damit ist der schwarz-weiße Narr Tagessiege­r. Es ist der 35-jährige Ulmer Florian Fausel. Nächsten Sonntag kämpft er um den Gesamtturn­iersieg.

Früher wurde im Fasching gestochen

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Fotos: Alexander Kaya Beim Fischerste­chen war auf der Donau einiges los. 15 Paare versuchten sich gegenseiti­g ins Wasser zu stechen. Sieger ist, wer nicht ins Wasser fällt. Nächsten Sonntag geht das Spektakel weiter.
 ??  ?? Tausende Zuschauer waren am Donau ufer.
Tausende Zuschauer waren am Donau ufer.

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