Dieser Sport ist nicht nur was für Männer
Daniel Brauchle aus Babenhausen ist internationaler Grappler und hat bei dieser Kampfsportart sogar seine Frau kennengelernt. Was Grappling eigentlich ist und warum man dabei manchmal bewusstlos wird, hat er uns erzählt
Herr Brauchle, am Samstag, 22. Juli, steht in Babenhausen wieder die Grappling Challenge an. Sie sind Mitorganisator des Events und selbst Kämpfer auf internationaler Ebene. Genauer gesagt sind Sie Deutscher Meister der ADCC (Anmerkung der Redaktion: Abu Dhabi Combat Club, die wichtigste Grappling-Organisation) bis 97 Kilogramm. Für einen Laien klingt das nach Fachchinesisch. Was versteht man denn überhaupt unter Grappling?
Grappling ist eigentlich der Überbegriff für alle Kampfsportarten mit dem Schwerpunkt Bodenkampf. Sobald du den Gegner mehr fasst als schlägst, kann man meist von Grappling sprechen. Diesen Sport gibt es so gut wie in jeder Zivilisation: „Sambo“, also russisches Ringen ähnelt beispielsweise dem Grappling.
Mit welcher Sportart kann man Grappling vergleichen?
Das ist wie Ringen ohne Aufgaben. Beim Grappling musst du bestimmte Vorgaben erfüllen. Judo ist zum Beispiel auch ein Teil vom Grappling.
Wie sieht dann so ein Kampf aus?
Man darf beispielsweise würgen, aber nicht den Kehlkopf zudrücken, sondern man drückt eben die Halsschlagader ab. Die Kämpfer dürfen auch Armhebeln. Es kommt dabei schon mal vor, dass sich einer den Arm bricht.
Klingt schmerzhaft. Ist Ihnen das auch schon passiert?
Ich selbst habe mir schon mehrfach das Kreuzband gerissen, meinen Fuß gebrochen und ich habe einem Gegner einmal den Arm gebrochen. Das kommt vor, wenn der Kämpfer sein Limit nicht kennt. Meine schlimmste Verletzung passierte mir allerdings während des Trainings. Da bin ich mit dem Zeh an einer Matte hängengeblieben und hatte einen offenen Bruch, der Zeh stand einfach weg. Das kann natürlich auch mal passieren, es muss nicht immer während eines Wettkampfes sein.
Und beim Würgen? Wird der Gegner da nicht irgendwann bewusstlos?
Ja, das kommt schon vor. Das ist aber nicht so wild. Es gibt ja immer einen Schiedsrichter, der Schlimmeres verhindern kann und auch soll. Der Kämpfer muss sich außerdem selbst einschätzen können und abklopfen, wenn ihm der Griff zu hart wird. Dann wird der Kampf gestoppt. Ich bin bisher einmal richtig bewusstlos geworden. Und auch das war nicht bei einem Wettkampf, sondern während des Trainings. Aber trotzdem bin ich davon überzeugt, dass Fußball gefährlicher ist als Grappling. Sobald uns etwas wehtut, klopfen wir ab. Das schränkt das Verletzungsrisiko ein.
Wer kämpft beim Grappling gegen wen?
Es gibt Alters- und Gewichtsklassen. Zwischen 16 und 18 Jahren kämpft man auf Jugendniveau, von 18 bis 30 Jahren gehört man zu den Adults und ab 30 Jahren kämpft man in den Masterklassen. Die Gewichtsklassen werden je nach Verband unterschiedlich eingeteilt. aber in fünf oder sieben Kilogrammschritten, manche Verbände teilen nach zehn Kilogrammschritten ein. Je nach Veranstaltung ist es anders und dann gilt das Regelwerk des jeweiligen Wettkampfes. Ich kämpfe meistens bei den Adults bis 97 Kilogramm.
Und Ihre Frau ist ebenfalls erfolgreiche Grapplerin.
Ja, das stimmt. Wir haben uns sogar beim Grappling kennengelernt. Meine Frau Christina ist seit sechs Jahren Grapplerin und inzwischen Spanische Doppelmeisterin und Europameisterin in der Klasse bis 65 Kilogramm. Sie ist also erfolgreicher als ich (lacht).
Kämpfen Sie auch gegen Ihre Ehefrau?
Sie ist mein stärkster Trainingspartner. Es ist wirklich unangenehm, gegen sie zu kämpfen. Natürlich spielt beim Grappling auch Kraft eine Rolle, aber genauso geht es um die richtige Technik. Ein 65 Kilogramm schwerer Kämpfer kann mit der richtig angewandten Technik einen 120 Kilogramm schweren Gegner besiegen.
Wie sind Sie eigentlich zu diesem Sport gekommen?
Kampfsportarten haben mich schon immer fasziniert. Ich habe früher Taekwondo und Allkampf in Babenhausen gemacht. Dann wollte ich etwas Neues probieren und bin durch Zufall zu Grappling gekommen.
Sie sind professioneller Grappler. Reicht das Geld zum Lebensunterhalt?
Hauptberuflich bin ich gelernter Medienkaufmann und arbeite nun in einer Kanzlei für Medienrechte in München. Nach meiner Elternzeit werde ich in Füssen an einer Kampfsportschule unterrichten. Kurz gesagt: Effektiv kann man vom Grappling nicht leben. Ich habe einmal die Deutsche Meisterschaft gewonnen und dann die Zugfahrt und die Wettkampfgebühren bezahlt beMeistens kommen. Alle anderen Wettkämpfe musste ich selbst finanzieren. Bei mir ist es eben ein Hobby, aber wer weiß, wie sich der Sport in ein paar Jahren entwickelt.
Apropos Entwicklung: Am Samstag, 22. Juli, ist in Babenhausen wieder die Grappling Challenge.
Die Challenge findet jedes Jahr in Babenhausen statt, heuer zum siebten Mal. Sie wird von der Kampfsportabteilung des TSV Babenhausen organisiert. Ich bin auch noch im TSV Babenhausen Mitglied, auch wenn ich nicht mehr dort wohne. Die Grappling Challenge gehört meiner Meinung nach zu den besten Turnieren in Deutschland. Mehrere Weltmeister sind da. Wir rechnen mit mindestens 200 Teilnehmern.
Am Samstag, 22. Juli, findet ab 10.30 Uhr in der Dreifach Turnhalle die siebte BGC statt.