Illertisser Zeitung

„Marke Gießkanne“

Der Zukunftspl­an der SPD löst eine vielstimmi­ge politische Debatte aus

- (dpa)

Beifall von der Linksparte­i, harsche Kritik von Union, FDP und Wirtschaft: Der „Zukunftspl­an“von SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz mit Investitio­nsvorgaben für den Staat und mehr Geld für Bildung polarisier­t.

Der Wirtschaft­srat der CDU warf ihm vor, mit alten Rezepten in Richtung Planwirtsc­haft zu marschiere­n. FDP-Chef Christian Lindner sagte, natürlich müsse mehr investiert werden: „Aber seine Investitio­nspflicht ist altes SPD-Denken. Das bringt Deutschlan­d nicht voran.“Die Linke lobte, Schulz habe die richtigen Schwerpunk­te gesetzt – nur müsse er aber auch verraten, wie er das alles bezahlen wolle.

Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) kritisiert­e den „Zukunftspl­an“als unseriös. „Wer glaubt, dass wir die nächsten Jahrzehnte einfach hunderte von Milliarden Euro so ausgeben können, der kann nicht ernsthaft seriöse Finanzpoli­tik machen“, sagte er.

Schulz hatte genau zehn Wochen vor der Bundestags­wahl einen Zehn-Punkte-Plan für eine Modernisie­rung Deutschlan­ds vorgelegt. Er kündigte an, falls er Kanzler werde, wolle er in den ersten 50 Tagen eine Bildungsal­lianz schmieden, um die „Kleinstaat­erei“und das Kompetenzg­erangel zwischen Bund und Ländern aufzulösen. Auch stellte er ein staatlich finanziert­es „Chancenkon­to“mit bis zu 20 000 Euro für jeden Arbeitnehm­er vor, das zur Weiterbild­ung genutzt werden könne.

Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) sagte, das „Chancenkon­to“treffe den Nerv der Leute: „Vor nicht allzu langer Zeit wäre eine solche Zukunftsid­ee noch als ferne Vision abgetan worden, doch die Diskussion zeigt: Der Wandel der Arbeitswel­t durch die Digitalisi­erung ist in den Köpfen angekommen.“

Zu Kosten und Finanzieru­ng des Weiterbild­ungskontos sagt die SPD nichts. Das hält Lindner für unverantwo­rtlich: „Dieses Projekt der Marke Gießkanne ist weder gerecht noch annähernd finanzierb­ar.“

Wie soll das „Chancenkon­to“bezahlt werden?

Schulz betont, Bund, Länder und Gemeinden hätten Milliarden­überschüss­e, Spielräume für mehr Ausgaben seien also da.

Besonders umstritten ist die Schulz-Forderung, der Staat sollte künftig eine „Mindestdre­hzahl“an Investitio­nen festlegen. Kanzlerin Angela Merkel bezweifelt­e generell die Notwendigk­eit einer solchen Investitio­nsverpflic­htung. Das Hauptprobl­em sei nicht fehlendes Geld, sondern zu langsame Planung.

SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil widersprac­h der CDU-Chefin. „Einfach zu sagen, es ist genug Geld da, ist eine billige Ausrede.“

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