Illertisser Zeitung

Bayern feiert 2018 Doppeljubi­läum

100 Jahre Freistaat, 200 Jahre Verfassung – die Eckpunkte des Programms stehen bereits. Nur die rechtzeiti­ge Eröffnung des neuen Museums steht infrage

- VON ULI BACHMEIER

Bayern und seinen Bürgern steht kommendes Jahr ein wahrer Feier-Marathon bevor. Unter dem Motto „Wir feiern Bayern“wird die Staatsregi­erung mit einer Serie von Veranstalt­ungen in allen Regierungs­bezirken an die Gründung des Freistaats Bayern vor 100 Jahren und an die erste bayerische Verfassung vor 200 Jahren erinnern. Parallel dazu sollen die Beiträge des Hauses der Bayerische­n Geschichte zu Publikumsm­agneten werden: die Landesauss­tellung im Kloster Ettal unter dem Titel „Wald, Gebirg und Königstrau­m – Mythos Bayern“sowie die Eröffnung des Museums der Bayerische­n Geschichte am Donaumarkt in Regensburg. Aber nicht alles läuft nach Plan. Nach einer Brandstift­ung in einem Nebengebäu­de des Museums steht der Eröffnungs­termin im November 2018 infrage.

Eigentlich wollten Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) und der Direktor des Hauses der Bayerische­n Geschichte, Richard Loibl, gestern im Münchner Presseclub ein perfektes Programm präsentier­en. Doch der Brand in der „Bavaria- thek“, wo die Verwaltung und die technische­n Einheiten des neuen Museums untergebra­cht werden, hat durch starke Rauchentwi­cklung offenbar auch das Hauptgebäu­de schwer beschädigt. Möglicherw­eise, so Loibl, müsse die Lüftungsan­lage ausgetausc­ht werden, was zu einer Verzögerun­g von einem halben Jahr führen könne. Damit würde einer der Höhepunkte des Jubiläumsj­ahres entfallen. Spaenle nannte den Schaden „wirklich bitter“, schließ- lich sei das neue Museum der „zentrale Kristallis­ationspunk­t“eines Projekts, das sich mit „besonderer Sensibilit­ät“darum bemühe, bayerische­s Geschichts- und Selbstbewu­sstsein zu fördern.

Wie geplant laufen dagegen die Vorbereitu­ngen für die Landesauss­tellung 2018 in Kloster Ettal. Projektlei­terin Margot Hamm hat sich zum Ziel gesetzt, dem „Mythos Bayern“über die Entwicklun­g der Landschaft auf die Spur zu kom- men. Motive sind der wilde Wald im Voralpenla­nd, der gezähmt wurde, die Vorstellun­gen der Künstler, die diese Landschaft durch zahllose Gemälde berühmt machten, die Entwicklun­g dessen, was heute weltweit als bayerische Gemütlichk­eit bekannt ist, und schließlic­h die Schlosslan­dschaften König Ludwigs II. „Ohne Ludwig II. gibt es keinen Mythos Bayern“, sagt Hamm. Die Landesauss­tellung wird von Anfang Mai bis Anfang November 2018 zu sehen sein.

Bereits bekannt sind auch schon die wichtigste­n Veranstalt­ungen der Staatsregi­erung. Der Auftakt des Jubiläumsj­ahres 2018 findet bereits am 8. November 2017 in Bamberg statt. Am 16./17. März geht es in Augsburg mit einer Veranstalt­ung zu „Weltoffenh­eit und Vielfalt“weiter. Dann folgen Veranstalt­ungen in den anderen Regierungs­bezirken. Den Abschluss wird ein Staatsakt am 8. November 2018 in München bilden.

Parallel dazu sind Bürger aufgerufen, sich in regionalen und digitalen Bürgerkonf­erenzen Gedanken über die Zukunft Bayerns zu machen. Höhepunkt wird ein „Bürgergipf­el“im Frühjahr 2018 sein.

Die Eigentümli­chkeiten des neuen Bayernplan­s der CSU lassen sich nur mit seiner Vorgeschic­hte erklären. Erstmals gab es den Bayernplan im Jahr 2013, in dem sowohl der Bundestag als auch der bayerische Landtag neu gewählt wurden. Die CSU wollte ihre Positionen zur Bundes- und Landespoli­tik und ihre Unterschie­de zur Schwesterp­artei CDU kompakt darstellen. Das waren unter anderem die Forderunge­n nach einer PkwMaut für Ausländer und einer bundesweit­en Volksbefra­gung. Dieses Mal dokumentie­rt der Bayernplan im Kern nur das Festhalten der CSU an der Forderung nach einer Obergrenze für Flüchtling­e, die von der CDU abgelehnt wird.

Und anders als 2013 ist der Bayernplan auch kein Plan für Bayern mehr. CSU-Chef Horst Seehofer hat schon eingestand­en, dass vor der Landtagswa­hl 2018 in Bayern erst noch ein Wahlprogra­mm der CSU ausgearbei­tet werden muss. Die Gründe liegen auf der Hand.

Zum einen kann nicht einmal die CSU schon mehr als ein Jahr vor einer Wahl präzise festlegen, was sie plant zu tun. Zum anderen könnte der Bayernplan 2017 Forderunge­n enthalten, die nur im Bund, aber eben nicht in Bayern durchzuset­zen sind. Kurz gesagt: Die CSU kann 2018 in Bayern schlecht mit der Forderung nach einer Obergrenze antreten, wenn sie es im Jahr 2017 nach der Wahl nicht geschafft hat, diese Forderung auch durchzuset­zen. Die einzige Botschaft des Bayernplan­s also lautet: Wir sind ein bisschen anders als die CDU.

Das Haus der Bayerische­n Geschichte stellt sich dar

 ?? Foto: Ullstein ?? Novemberre­volution 1918: Soldaten feiern in München die Ausrufung des Freistaate­s Bayern. Neben der Gründung des Freistaats wird im kommenden Jahr auch an die erste bayerische Verfassung vor 200 Jahren erinnert.
Foto: Ullstein Novemberre­volution 1918: Soldaten feiern in München die Ausrufung des Freistaate­s Bayern. Neben der Gründung des Freistaats wird im kommenden Jahr auch an die erste bayerische Verfassung vor 200 Jahren erinnert.

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