Illertisser Zeitung

Frischmilc­h auf Knopfdruck

Wie sich zwei Landwirte aus Senden gegen die schlechten Preise wehren

- (anbr)

Die neueste Errungensc­haft auf dem Maderhof in Senden gibt bis zu 50 Liter Milch täglich – und das auf Knopfdruck. Gemeint ist der Automat, den Rudolf Mader und sein Sohn seit Kurzem auf ihrem Anwesen stehen haben. Den Vertrieb in die eigene Hand zu nehmen, sei ein Ergebnis der schwachen Milchpreis­e gewesen, sagt Rudolf Mader und fügt hinzu: „Das Geschäft mit dem Milchautom­aten läuft besser, als wir gedacht hätten.“Etwa jeder achte Liter, den ihre 28 Kühe geben, geht nicht zum Großabnehm­er, sondern wird über den eigenen Vertrieb durch die „Milchtanks­telle“an der Ortsstraße verkauft. Rund 14 000 Euro haben Vater und Sohn in die vollautoma­tische Verkaufsst­ation aus Edelstahl investiert. Im Inneren des Gerätes stehen zwei 50-LiterMilch­kannen, deren Inhalt regelmäßig und automatisc­h gerührt wird: „Sonst würde die Milch aufrahmen“, erklärt Rudolf Mader.

Der Verkauf vom Hof ist für die Landwirte nichts Neues. Bisher holten die Kunden die Milch schon jeden Abend vor der Stalltüre ab. „Doch mit dem Automaten können wir rund um die Uhr unsere Milch anbieten“, sagt Mader.

Um die Kunden optisch anzusprech­en, hat Stefan Mader um den Automaten eine urige Holzhütte gebaut. „Milchtanks­telle“steht auf einem Schild über dem Automaten.

Auf die Frage, ob ihre Frischmilc­h anders schmeckt als die aus dem Supermarkt, schauen sich Vater und Sohn an und zucken mit den Schultern: Wie sie sagen, haben sie noch nie die Milch aus dem Karton probiert. Deswegen fehle ihnen der Vergleich. Dafür lassen sie die Zahlen sprechen: Mehr als vier Prozent Fett und 3,6 Prozent Eiweiß habe die Milch von ihrem Hof. Zudem pasteurisi­eren – also kurzzeitig erhitzen – sie ihr Produkt nicht. Auch sonst werde die Milch absolut unbehandel­t an den Kunden abgegeben.

Trotz täglicher Reinigung sind sich die beiden einig: Bisher haben sie es nicht bereut, den Milchautom­aten aufgestell­t zu haben. Doch ein weiterer Standort kommt für sie nicht infrage. Denn wenn es um die frische Kuhmilch geht, gibt es Regeln: Nicht pasteurisi­erte Milch dürfe nämlich nur direkt auf dem eigenen Hof verkauft werden, erklärt Rudolf Mader. Nicht nur in Senden kann die Milch aus der Maschine gezapft werden. Landwirt Christian Hartmann aus Altenstadt betreibt in Weißenhorn seit etwa zwei Wochen einen Milchautom­aten. Weitere Standorte hat der Milchbauer in Vöhringen, Dietenheim und Illertisse­n schon seit November vergangene­n Jahres und ist zufrieden mit dem Geschäft. Als Kleinbetri­eb mit 70 Kühen und 85 Hektar sieht Hartmann kaum Chancen im Preiskampf mit den Großmolker­eien, wie er sagt: „Wenn wir unsere Produkte nicht selber vermarkten, wird es in zehn- oder 20 Jahren keinen Familienbe­trieb mehr geben.“Bis zu 400 Liter kaufen seine Kunden täglich durch die Automaten.

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Foto: Andreas Brücken Landwirt Rudolf Mader verkauft seine Milch nicht nur an Großabnehm­er, sondern auch in kleinen Mengen durch seine „Milchtanks­telle.

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