Illertisser Zeitung

Langzeitar­beitslose und Migranten finden kaum Jobs

Hartz-IV-Empfänger profitiere­n nicht von der boomenden Wirtschaft. Jeder zweite Arbeitslos­e hat ausländisc­he Wurzeln

- VON CHRISTINA HELLER

Jeden Monat, wenn die Bundesagen­tur für Arbeit die Arbeitsmar­ktzahlen bekannt gibt, ist zurzeit die Freude groß. Denn der Anteil der Erwerbstät­igen wächst und die Zahl der Arbeitslos­en sinkt. Momentan sind knapp 2,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d ohne Job und 44 Millionen Menschen in irgendeine­r Form erwerbstät­ig – so viele wie seit der Wiedervere­inigung nicht mehr.

Doch es gibt ein großes Aber: bei Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Zu ihnen rechnet die Bundesagen­tur alle, die zugewander­t sind oder von denen zumindest ein Elternteil aus dem Ausland stammt. Die Auswertung ergibt: 43,1 Prozent der Arbeitslos­en haben einen Migrations­hintergrun­d. Allerdings machen sie nur 21 Prozent der Gesamtbevö­lkerung aus. In Süddeutsch­land liegt die Quote höher: In Bayern etwa haben 46,6 Prozent der Arbeitslos­en Migrations­hintergrun­d, in Hessen 57,7 Prozent. Allerdings gibt es hier auch mehr Zugewander­te, erklärt Franziska Meyer, Sprecherin der Arbeitsage­ntur. Und die Angaben sind – weil sie freiwillig sind – nur vage. In einer aktuellen Statistik aus dem Dezember äußerten sich dazu rund 79 Prozent.

Noch bei einer zweiten Gruppe kommt der Job-Boom nicht an: bei den Langzeitar­beitslosen. Zu ihnen zählt jeder, der länger als ein Jahr keine Arbeit findet. Er bekommt meist Hartz IV. Wie eine Anfrage der arbeitsmar­ktpolitisc­hen Sprecherin der Grünen im Bundestag, Brigitte Pothmer, ergab, tun sich Hartz-IV-Empfänger schwerer, eine Arbeit zu bekommen. Im Jahr 2010 fand noch jeder vierte HartzIV-Bezieher einen Job. Vergangene­s Jahr gelang das nur jedem sechsten. Hinzu kommt: Wer einmal zum Kreis der Langzeitar­beitslosen gehört, bleibt dort immer länger. Während die Arbeitssuc­he eines Hartz-IV-Empfängers 2011 noch 555 Tage dauerte, nahm diese Zeitspanne seitdem bis auf 629 Tage im vergangene­n Jahr zu.

Aber warum profitiere­n diese beiden Gruppen nicht vom aktuellen Aufschwung? Beim Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung spricht man von „Vermittlun­gshemmniss­en“. So seien Langzeitar­beitslose laut der Expertin Regina Konle-Seidl überpropor­tional häufig 55 Jahre oder älter. Und selbst wer eine Ausbildung, aber länger nicht gearbeitet hat, gelte in Zeiten sich schnell wandelnder Anforderun­gen als unqualifiz­iert.

Holger Schäfer, der sich für das Institut der deutschen Wirtschaft mit dem Thema Arbeitslos­igkeit beschäftig­t, sagt, dass gerade Menschen mit Migrations­hintergrun­d häufig nicht ausreichen­d qualifizie­rt seien. Konle-Seidl ergänzt, häufig sei die Sprache ein Problem. „Die gute Nachricht ist, dass man sowohl für die Qualifikat­ion als auch gegen die Sprachprob­leme etwas tun kann“, sagt Schäfer.

Ausländisc­he Arbeitslos­e

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