Illertisser Zeitung

Klage der EU rückt näher

Grenzwerte in vielen Regionen überschrit­ten

- VON DETLEF DREWES

Eine Klage der EU-Kommission gegen die Bundesrepu­blik wegen der Luftversch­mutzung scheint näher zu rücken. Wegen fortgesetz­ter Verstöße gegen die Richtlinie zur Luftreinha­ltung hat die Kommission zuletzt im Februar die Bundesregi­erung verwarnt, eine Stellungna­hme aus Berlin wird derzeit geprüft. Ein Gang zum Europäisch­en Gerichtsho­f in Luxemburg wird akut, sollte die EU-Behörde mit den Informatio­nen unzufriede­n sein.

Der Streit begann schon 2005, als die Richtlinie zur Luftreinha­ltung in Kraft trat, um den Feinstaub aus den Ballungsge­bieten zu vertreiben. Derzeit darf ein Kubikmeter Luft maximal 40 Mikrogramm Feinstaub bis zu einer Partikelgr­öße von zehn Mikrometer­n enthalten. 2010 wurde ein weiterer Grenzwert für Stickoxide (höchstens 200 Mikrogramm je Kubikmeter Luft, an maximal 18 Tagen im Jahr) eingeführt, die vor allem von Dieselmoto­ren, aber auch hochgezüch­teten Benzinmoto­ren emittiert werden.

Zwar belegen Statistike­n des Umweltbund­esamtes, dass die Belastung der Atemluft in Deutschlan­d seit Jahren rückläufig ist und die Maßnahmen

Kommission überprüft 16 Mitgliedst­aaten

wie Umweltzone­n in Innenstädt­en durchaus greifen. Nach wie vor aber herrscht in rund 28 Regionen weiter dicke Luft. Stuttgart, München, Köln, Berlin und Hamburg reißen die EU-Vorschrift­en deutlich, die ein Überschrei­ten der Höchstmark­e bei Feinstaub an 35 Tagen im Jahr festschrei­ben.

Insgesamt 16 Mitgliedst­aaten hat die Kommission wegen zu hoher Feinstaubb­elastungen im Visier. „Wenn wir es hinnehmen, dass Autos mehr Schadstoff­e emittieren als erlaubt, wird es für die Städte noch unmögliche­r, für saubere Luft zu sorgen“, sagte der Grünen-Abgeordnet­e Bas Eickhout, Mitglied im Diesel-Untersuchu­ngsausschu­ss der EU-Abgeordnet­enkammer.

Industriek­ommissarin Elzbieta Bienkowska ist verärgert über die lasche Art, mit der Deutschlan­d auf den Dieselskan­dal reagierte. Brüssel ist für die Einführung einer neuen, blauen Umweltplak­ette, mit der die Kommunen verschärft­e Zufahrtsbe­schränkung­en für die besonders belasteten Bereiche der Städte erlassen könnten. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) hat diese bisher strikt abgelehnt.

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