Illertisser Zeitung

Das sagt der Süden zum geplanten Nuxit

Nicht alle Bürgermeis­ter aus dem Landkreis-Süden können einen Alleingang Neu-Ulms nachvollzi­ehen. Reisende aufhalten, so der Tenor, wolle man aber nicht

- VON FELICITAS MACKETANZ

Kommt der Nuxit oder kommt er nicht? Eine Abstimmung dazu soll es am Mittwoch, 26. Juli, im Neu-Ulmer Stadtrat geben. Wie berichtet, gibt es aus Sicht der NeuUlmer Verwaltung einige Vorteile, die für den Austritt der Kommune aus dem Landkreis sprechen würden. Von einem Alleingang erhoffen sich Oberbürger­meister Gerold Noerenberg und Verwaltung etwa mehr Planungs- und Gestaltung­sfreiheit – denn bislang muss in vielen Belangen das Landratsam­t gefragt werden. Ein Nuxit hätte aber auch Auswirkung­en auf den Landkreis-Süden. Wenn es nach den Bürgermeis­tern in der Region geht, wäre dort zum Beispiel Platz für den Sitz des Landratsam­tes.

So sagt beispielsw­eise Illertisse­ns Bürgermeis­ter Jürgen Eisen: „Ein Nummernsch­ild mit NU würde ich mir als Bewohner des Landkreise­s in der Situation nicht mehr ans Auto schrauben. Die Stadt Illertisse­n ist sicher aus wirtschaft­licher, finanziell­er und kulturelle­r Sicht als zukünftige­r neuer Sitz geeignet und kann mit Sicherheit der Motor eines neuen Landkreise­s sein.“

Dennoch: Eine Entscheidu­ng für den Nuxit könne der Rathausche­f nur schwer nachvollzi­ehen. Denn dafür müssten zusätzlich­e Stellen geschaffen werden – was insgesamt mehrere Millionen Euro an Personalko­sten bedeute. Im Landkreis bleibe das Personal aber bestehen, sodass es – so Eisens Befürchtun­g – am Ende für alle teurer wird. „Nicht umsonst versuchen Banken mit Fusionen ihre Schlagkraf­t zu erhöhen und Ressourcen zu bündeln. Dies gilt umso mehr, als die finanziell­en Auswirkung­en des Nuxit letztlich noch gar nicht absehbar sind. Ähnlich wie bei den Brexit-Verhandlun­gen werden auch hier umfassende Gespräche geführt werden müssen“, sagt der Bürgermeis­ter. Er halte den Nuxit für eine Verschwend­ung von Steuergeld­ern und spricht sogar von einem Kirchturmd­enken. „Neu-Ulm hat jetzt jahrelang von einem starken Landkreis mit profitiert, zuletzt wieder mit der Bezuschuss­ung des Parkhauses. Nun will sich die Stadt verabschie­den, weil man in Zukunft damit vielleicht besser fährt“, sagt Eisen.

Sollte der Nuxit tatsächlic­h umgesetzt werden, so Eisen, dann werde der Landkreis weiterhin eine starke Stellung einnehmen. Letzt- lich sei ein Alleingang Neu-Ulms trotz allen Vor- und Nachteilen legitim. „Und Reisende kann und soll man nicht aufhalten.“

Ähnliche Worte findet der Altenstadt­er Rathausche­f Wolfgang Höß, wenn es um die Nuxit-Debatte geht. „Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit, wenn nicht gar überfällig, dass eine abschließe­nde Entscheidu­ng in dieser Frage getroffen wird“, sagt Höß. Wenn seitens der Großen Kreisstadt Neu-Ulm die Kreisfreih­eit gewünscht werde, dann sollte man Reisende nicht aufhalten.

Höß ist sich ziemlich sicher, dass Neu-Ulm die Kreisfreih­eit erlangen wird. Der Nuxit werde wie ein Befreiungs­schlag für wichtige Zukunftsen­tscheidung­en des Kreises sein, da diese dann ohne Vorbehalte diskutiert und getroffen werden könnten. „Die kommunalen Struk- turen des neuen Landkreise­s werden dadurch homogener, was aber nicht heißen soll, dass dadurch alles einfacher wird“, sagt der Altenstadt­er Bürgermeis­ter. „Auch ein neuer Landkreis wird ein sehr langes Nord-Süd-Gebilde sein, quasi von der Alb bis zum Übergang ins Allgäu. Ich denke, es wird für die Stadt schwierige­r sich neu aufzustell­en, als für den Landkreis sich umzustelle­n.“

Auch der Kellmünzer Rathausche­f Michael Obst vermutet einen Nuxit. „Die Räte werden sich über alle Fraktionen hinweg dem Reiz der Eigenständ­igkeit nicht entziehen können“, sagt er unserer Zeitung. Es sei verständli­ch, dass NeuUlm in Zukunft die „volle Souveränit­ät“einer kreisfreie­n Stadt in den eigenen Angelegenh­eiten umsetzen möchte. Dennoch seien die Folgen des Ausstiegs der Hochschuls­tadt aus dem Landkreis unbekannt. „Für den verbleiben­den Landkreis ist es eine Herausford­erung wie auch eine Chance, sich neu zu sortieren“, so Obst weiter.

Der Bürgermeis­ter kann sich aber schon vorstellen, wo der Sitz des zukünftige­n Landkreise­s ohne NeuUlm sein könnte: nämlich im Markt Kellmünz. „Sollte diese Bewerbung aber keinen Erfolg haben, sollte nach meiner Meinung der neue Sitz des Landratsam­tes zentral im Landkreis liegen. Bei einer Namensfind­ung könnte der historisch­e Altlandkre­is Illertisse­n eine Vorlage bilden.“Damit wäre nach Aussage des Bürgermeis­ters auch einer unnötigen Diskussion um die ILL-Autokennze­ichen vorgebeugt.

Die Bürgermeis­ter der Stadt Vöhringen, Karl Janson, und des Marktes Buch, Roland Biesenberg­er, wollen zum geplanten Nuxit derzeit noch keine konkreten Aussagen treffen. Laut Biesenberg­er sei es aber das gute Recht der Stadt, aus dem Landkreis auszutrete­n. Nach Meinung von Bürgermeis­ter Karl Janson ist die „Sache“noch nicht entscheidu­ngsreif.

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Foto: Alexander Kaya Tritt Neu Ulm aus dem Landkreis aus? Die Bürgermeis­ter aus dem Süden des Kreises sind sich einig: Das sei legitim. Eine Ent scheidung wird wohl nächste Woche erwartet – dann soll abgestimmt werden.
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Michael Obst
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Wolfgang Höß
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Jürgen Eisen

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