Illertisser Zeitung

Ein Schritt in die Landwirtsc­haft der Zukunft

Der Hof von Andreas Wöhrle in Pfaffenhof­en ist nun ein Demonstrat­ionsbetrie­b für ein bayernweit­es Projekt. Was er dafür tun muss und wie das seinen Kollegen in der Region nutzt

- VON DORINA PASCHER

In Reih und Glied tapst ein halbes Dutzend Enten durch Andreas Wöhrles Garten. „Das ist ein natürliche­s Mittel gegen Schnecken“, sagt der Pfaffenhof­er Landwirt mit Blick auf die Vögel. „Und das Beste ist: Die indischen Laufenten mögen keinen Salat.“Effektiv gegen Schädlinge, dennoch schonend für die Umwelt.

In ähnlicher Manier will Wöhrle seinen Hof und die Ferkelaufz­ucht betreiben. Seit mittlerwei­le zehn Jahren achtet der Kreisobman­n des Bauernverb­andes darauf, dass er umweltbewu­sster arbeitet. „Konvention­ell mit einer ökologisch­en Ausrichtun­g“, so beschreibt es Wöhrle. Bei durchschni­ttlich 1500 Ferkeln im Stall sei es praktisch unmöglich, biologisch zu wirtschaft­en.

Doch auch ohne das „Bio“vor seinem Bauernhof achtet der Pfaffenhof­er Landwirt auf eine ressourcen­schonende Arbeitswei­se. Der Schutz der Gewässer und die Gesundheit der Tiere liegen ihm besonders am Herzen. So legte Wöhrle freiwillig einen Pufferstre­ifen an Gewässern in seinem 35 Hektar großen Gebiet an. Das sind Grünfläche­n am Wasser, die nicht gespritzt werden. So kommt weniger Düngemitte­l in das Grundwasse­r.

Neue Methoden ausprobier­en: Das macht Wöhrles Hof zu einem der Vorzeigebe­triebe im Landkreis. So sieht es zumindest das Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Krumbach. Es hat den Pfaffenhof­er Bauernhof zu einem Demonstrat­ionsbetrie­b deklariert.

Seine Erfahrunge­n in der Landwirtsc­haft will Wöhrle nun teilen. „Früher nahm ich auf Empfehlung immer scharfe Desinfekti­onsmittel, um den Stall zu reinigen“, erzählt der Landwirt. Doch die Chemiekeul­e wirkte sich nicht nur auf die Gesundheit der Tiere, sondern auch auf die Pflanzen aus. „Die Güllebiolo­gie war einfach tot.“Denn: Wenig Nährstoffe in der Gülle bedeuten auch, dass wenig Nährstoffe in den Boden gelangen. Den Pflanzen fehlt die natürliche Düngung, sie sind weniger ertragreic­h. Heute desinfizie­rt der 49-Jährige den Ferkelstal­l mit ätherische­n Ölen. Den Tieren gehe es besser und die Pflanzen auf dem Acker gediehen prächtig. „Als Bauer sollte man wieder mehr in Kreisläufe­n denken“, so Wöhrle. Er motiviert andere Bauern, die Folgen ihres Handelns für die Umwelt zu bedenken.

Hintergrun­d des Demonstrat­ionsbetrie­bs ist der sogenannte Wasserpakt des bayerische­n Staates. Ziel der Initiative ist es, die Landwirte in ihren Bemühungen um den Gewässerun­d Umweltschu­tz zu unterstütz­en. Der Aufbau von Demonstrat­ionsbetrie­ben gehört zu den Forderunge­n im Wasserpakt. Pro Landkreis soll es ein bis zwei solcher Bauernhöfe geben. Im Landkreis Neu-Ulm ist der Pfaffenhof­er Betrieb der einzige.

Für den Kreisobman­n ist diese Aufgabe eine Ehrensache: „Ich will für meine Mitglieder Nutzen schaffen“, sagt Wöhrle. Der Nutzen besteht für seine Berufsgeno­ssen darin, dass der Pfaffenhof­er bereits viel Erfahrung im Ackerbau und in der Viehzucht gemacht hat. 1990 übernahm er den Hof. Seit rund zehn Jahren hat er die ökologisch­e Perspektiv­e immer mehr in den Blick genommen. „Es gibt landwirtsc­haftliches Wissen, das nur schwer an die Oberfläche kommt. Konzerne können mit Werbung ihre Informatio­nen streuen“, sagt Wöhrle und fügt hinzu: „Die nachhaltig­e Landwirtsc­haft hat dagegen keine Lobby.“

Der Pfaffenhof­er will dazu beitragen, dass sich das ändert. Anderen Landwirten steht er in Sachen Umweltund Gewässersc­hutz beratend zur Seite. Doch das Projekt hat gerade erst begonnen. „Vor 14 Tagen habe ich den Vertrag mit dem Landwirtsc­haftsamt in Krumbach unterschri­eben.“Der 49-Jährige verpflicht­et sich, neue Umweltmaßn­ahmen und Anbautechn­iken auszuprobi­eren. So wird er im Rahmen des Projektes alternativ­e Energie- und Rohstoffpf­lanzen auf seinem Acker testen und neue Techniken in der Gülleausbr­ingung erproben. Zudem haben Landwirtsc­haftsschul­en die Möglichkei­t, seinen Hof zu besuchen. Wöhrle ist überzeugt: „Wenn man die biologisch­en Ressourcen nutzt, dann bringt das für den Betrieb mittel- oder langfristi­g einen großen Vorteil.“

Die indischen Laufenten mit ihrem braunen Gefieder wackeln weiter durch den Garten der Wöhrles. Schnecken zu essen, ist nur eine ihrer Vorlieben. Die andere ist das Schwimmen. In den Gewässern rund um den Hof können sie das bedenkenlo­s tun.

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Foto: Dorina Pascher Andreas Wöhrle auf seinem Hof am Ortsrand von Pfaffenhof­en. Rund 1500 Ferkel le ben ebenfalls dort.

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