Die Seifenoper des Sommers
Ronaldo wurde gerade Vater, da soll seine Freundin schwanger sein. Wo spielt der Superstar, wenn sein viertes Kind geboren wird? Und dann ist da noch diese Steuer-Geschichte
In Madrid warten alle sehnsüchtig auf ein klares Wort, aber Cristiano Ronaldo reist erst mal ans andere Ende der Welt. Der Weltfußballer, der die Königlichen im furiosen Frühjahr fast im Alleingang zum Gewinn der Champions League geschossen hatte, fliegt am Freitag für zwei Tage zu einer Werbetour nach China. Und er kündigt auf Twitter „große Neuigkeiten“an. Geht es um seine sportliche Zukunft?
„CR7“hatte im Juni Medien zufolge durchblicken lassen, dass er wegen der Steuerbetrugs-Ermittlungen gegen ihn erwägt, Real und Spanien im Sommer „Adiós“zu sagen. Die „big news“entpuppten sich nun zur Enttäuschung der RealFans als ein neues Geschäft: Ronaldo kündigte an, dass er zusammen mit Tennisstar Rafael Nadal, NBAMann Pau Gasol und Pop-Sänger Enrique Iglesias ins RestaurantBusiness einsteigt. Auf Ibiza sprach der Megastar mit einem Reporter der Zeitung und verriet unter anderem, er wechsele seinen kleinen Zwillingen die Windeln. „Ich versuche es, obwohl ich nicht so begabt bin.“„Big news“– von wegen. Und der Fußball? „Ich habe gehört, dass der Fußball in China boomt. Kann es nicht erwarten, den Glanz zu sehen“, schrieb der 32-Jährige vor seiner Reise auf Twitter.
Ein Wechsel nach China – ein Klub aus dem Reich der Mitte wollte ihn angeblich mit einem 200-Millionen-Angebot von Real loseisen – ist wegen des inzwischen geschlossenen Transferfensters wohl kein Thema mehr. Jedes Ronaldo-Wort wird dieser Tage in Madrid gespannt verfolgt. Denn seit der Anzeige der Staatsanwaltschaft wegen Hinterziehung von 14,7 Millionen Euro Steuern und dem Bericht der portugiesischen Zeitung wonach Ronaldo „empört“sei und Spanien verlassen wolle, hat er zu seiner Zukunft kein einziges klares Wort gesagt. Ronaldo lässt Klub und Fans zappeln. In knapp zwei Wochen, am 31. Juli, muss er der Untersuchungsrichterin in Madrid Rede und Antwort stehen. Die wird dann anhand der Antworten des Spielers irgendwann – vermutlich erst nach einigen Wochen oder Monaten – entscheiden, ob ein Steuerstrafprozess eröffnet wird.
Über Anwalt und Manager wies Ronaldo alle Anschuldigungen zurück. Er habe ein „ruhiges Gewissen“. Nach dem Confed Cup, wo die Seleção hinter Deutschland und Chile Dritter wurde, und der Geburt seiner Zwillinge Eva und Mateo durch eine Leihmutter in den USA urlaubt Ronaldo nun mit Familie und Freunden auf einer Jacht vor Ibiza. Er postet im Internet Bilder des Clans, stellt auch gern den durchtrainierten Körper zur Schau. Still werde es um den schillernden Fußballer von der Insel Madeira in diesem Sommer nie, stellte die Zeitung fest. Und sei es auch, weil Medien seit vielen Wochen über eine Schwangerschaft von Freundin Georgina spekulieren.
zitierte Ronaldo am Mittwoch mit den Worten, er freue sich schon aufs nächste Baby. Eine Schwangerschaftsbestätigung?
Schlagzeilen lieferte Ronaldo auch, als schwerbewaffnete spanische Beamte im Auftrag der Steuerbehörde seine Jacht durchsuchten. Auch davon gibt es Fotos, auch dazu schweigt er. Dafür sprechen andere: Ronaldos früherer Real-Coach und Landsmann José Mourinho schloss eine Rückkehr des Rekordtorschützen zu Manchester United, wo der Portugiese zwischen 2003 und 2009 kickte, kategorisch aus.
Wechselt CR7 zu Paris SaintGermain? Spanische Medien schließen auch München und Monaco als neuen Wohnort des Weltfußballers nicht aus. Real-Boss Florentino Pérez, der sich entgegen mehreren Ankündigungen immer noch nicht mit Ronaldo traf, versichert, der Stürmer werde in Madrid bleiben. Das Hin und Her hält Spanien in Atem und ist die Fußball-Seifenoper des Sommers. ber Jahrtausende hinweg waren die Aufgaben innerhalb einer Familie klar verteilt. Erst erlegte der Mann Mammuts und verteidigte die Liebsten gegen Säbelzahntiger, später schuftete er in Fabriken und sorgte mit seinem Lohn dafür, dass die Sippe etwas zu beißen und anzuziehen hatte. Frau gebar derweil Kinder, kümmerte sich um die Sprösslinge und gab das gängige Rollenverständnis weiter.
Dieses Weltbild ist im 21. Jahrhundert längst überholt. Frauen haben sich emanzipiert, der moderne Mann sorgt sich bereits im Babyalter um seine Nachkommen. Stichwort: Elternzeit. Inzwischen werden Papas, die nicht ein paar Monate mit den Zwergen verbringen, beinahe schon abschätzig betrachtet. Künftig könnten sich unter Kinderwagenkolonnen und Latte-Macciato-Kränzchen verstärkt Fußballprofis mischen. Nachwuchs kündigt sich bei den kickenden Stars an. Und warum bitte sollen Cathy Hummels oder Georgina Rodriguez, Freundin von Weltfußballer Cristiano Ronaldo, nicht ihr gutes Recht einfor- dern? Schließlich will Spielerfrau von heute nicht mehr nur hübsches Beiwerk sein, das Kameras auf sich lenkt. Will nicht „Frau von ...“sein und GucciTäschchen ausführen. Sie unterrichtet als Grundschullehrer, sitzt im Büro oder arbeitet journalistisch. Kurz: Sie verdient selbst Geld.
Ziemlich stressig dürften daher die kommenden Monate für Ronaldo werden. Der Schönling wurde erst im Juni Vater von Zwillingen. Nun verriet er, dass der nächste CR7-Junior sich ankündigt. Das freut die Ronaldos, vor allem aber auch die Konkurrenten von Real Madrid. Wer die Champions League gewinnt, ist plötzlich wieder offen. Denn: Nach kurzen Nächten wird sich der Portugiese übermüdet über den Rasen schleppen.
Vielleicht hat er aber auch gar keine Zeit mehr fürs Tore-Schießen. Weil er in einer Elterzeit väterlichen Pflichten nachkommt. Wickeln, Brei füttern und Duzi-duzi machen takten seinen Alltag. Folgen weitere Profis, lässt sich der Weltverband Fifa vielleicht sogar zu einer Baby-Pause erweichen. Was den Arbeitnehmer umtreibt, tangiert Ronaldo und Co. nicht: Das Geld reicht allemal.
Jetzt muss nur noch der Arbeitgeber mitmachen.