Bahn frei für den Ansturm der Touristen
Nachdem die sechs Höhlen nun in einem Atemzug mit den Pyramiden von Gizeh genannt werden, startet die Werbemaschinerie. Auch Stars sollen in die Region locken
Die Region kommt dieser Tage groß raus: 50 Plakate in München, 50 in Stuttgart und 106 rund um Ulm und Neu-Ulm machen derzeit auf die Ernennung der „Höhlen der ältesten Eiszeitkunst“zum Weltkulturerbe aufmerksam. Die von der Söflinger Werbeagentur Burkert Ideenreich entwickelten Werbeflächen sind Teil einer Kampagne, die sich Ulm, der Alb-Donau-Kreis, Kreis Heidenheim und der Schwäbische Alb Tourismusverband 115 000 Euro kosten lassen. Im Zentrum der Kampagne steht der Vergleich zu bekannten Welterbe-Stätten wie der Chinesischen Mauer, Stonehenge oder dem Kolosseum in Rom. Der Tenor: Alles auch sehr beeindruckend, doch im Vergleich
Die Fantastischen Vier in der Eiszeit Höhle?
zu den ältesten figürlichen Kunstwerken und Musikinstrumenten der Menschheit nicht wirklich alt. In die gleiche Richtung gehen Videospots, die über verschiedene Kanäle im Internet zu sehen sind.
Die Tatsache, dass nach derzeitigem Stand der Forschung auf der Alb die weltweit ersten Musikinstrumente erschaffen wurden, kommt aus der Sicht von Wolfgang Koller, Fachdienstleiter am Landratsamt, bisher etwas zur kurz. Deswegen will die Region sich künftig als Wiege der Musik präsentieren und Musiker an den Ursprung bringen. „Unsere Flöte spielte schon vor 40 000 Jahren, als Johann und Sebastian noch am Bach spielten“, wird so auf Plakatwänden mit dem Konterfei von Johann Sebastian Bach und der Abbildung der Flöte aus dem Geißenklösterle gewitzelt.
Berühmte Musiker sollen mit einer versilberten Nachbildung der Mammutelfenbeinflöte als Trophäe in die Region gelockt werden. „Künstler werden eingeladen, kleine Videos an den Orten des weltweiten Ursprungs der Musik aufzunehmen“, erklärt Jens Burkert, Inhaber der beauftragten Werbeagentur. Zunächst denkt Burkert an Künstler aus der erweiterten Region wie die Fantastischen Vier, Andreas Bourani oder auch den Rapper Cro, die möglicherweise als Welterbe-Werbeträger angefragt werden sollen. Und dann möglichst als Höhlen-Begeher auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder Youtube zu sehen sein sollen. Auch Konzerte an der Wiege der Musikkultur, die zu so etwas wie einem „Mekka der Musik“(Burkert) werden solle, seien willkommen. Doch noch stecke das Projekt in den Kinderschuhen. Die Absicht dahinter sei, mit Prominenz Zielgruppen zu erreichen, die normalerweise mit dem Thema Weltkulturerbe nicht in Berührung kommen.
werde als erster Marketingschritt seit der Ernennung zum Welterbe die süddeutsche Karte gespielt. Denn gerade in Deutschland seien die sechs Höhlen im Ach -und Lonetal sowie die Funde in Ulm, Niederstotzingen und Blaubeuren oftmals weniger bekannt als im Ausland. Erst in einem zweiten Schritt solle bewusst um internationale Besucher geworben werden. Hier sind die regionalen Akteure freilich auf die Unterstützung der Deutschen Zentrale für Tourismus angewiesen, die auf den großen Messen nun die Albhöhlen neben den weiteren deutschen Welterbestätten wie den Kölner Dom oder die Klosterinsel Reichenau als Anziehungspunkte bewerben kann.
Während Ulm durch das Münster und das nahe Legoland schon länger eine Rolle bei internationalen Gästen spielt, betreten der Alb-DonauKreis und der Kreis Heidenheim hier Neuland. „Das ist eine Chance“, sagt Roswitha Guggemos vom Landratsamt des Alb-Donau-KreiBewusst ses. Es läuft: Obwohl die Ernennung der Fundorte zum 42. deutschen Weltkulturerbe gerade einmal zehn Tage her ist, hätte das Urgeschichtliche Museum Blaubeuren bereits eine steigende Nachfrage an Gästeführungen gemeldet.
Dirk Homburg von der Ulm/ Neu-Ulm Touristik sieht die Verteilung der Welterbe-Funde in drei Musseen nicht als Marketing-Hindernis an. In internationalem Maßstab seien 20 Kilometer Entfernung keine Strecke.