Illertisser Zeitung

Erst Trockensch­äden, dann Dauerregen

Die Ernte fällt in diesem Jahr durchschni­ttlich aus, das Wetter verhindert bessere Erträge und kann weiter Einfluss haben. Digitalisi­erung hilft den Bauern bei der Arbeit

- VON SEBASTIAN MAYR

Die Sommergers­te auf dem Feld ist reif für die Ernte, einige dunkle Stellen sind darauf zu sehen. „Wir haben Trockensch­äden drin“, sagt Landwirt Georg Zankl und deutet auf die Stellen. Das ist nicht ohne Ironie. Denn gerade regnet es in Strömen, Zankl schützt sich mit einem grünen Schirm. Dass ihn der Regen von vorne ansprüht, nimmt er ungerührt hin. „Wir Landwirte leben von dem Wetter und wir können damit umgehen, ob es gut ist oder schlecht“, sagt er.

In diesem Jahr falle die Ernte in Bayern insgesamt durchschni­ttlich aus. Das sagen Bayerns Landwirtsc­haftsminis­ter Helmut Brunner (CSU) und Walter Heidl und Hermann Greif vom Bayerische­n Bauernverb­and (BBV). Bei der gemeinsame­n Erntefahrt des Ministeriu­ms und des Bauernverb­ands begutachte­ten sie die Felder des Gilchinger Landwirts Zankl und des Weßlinger Biobauern Benedikt Wunderl im Landkreis Starnberg.

Wärme im März, Regen und teilweise Schnee an Ostern, danach eine regelrecht­e Hitzeperio­de, wieder an Pfingsten und abermals hohe Temperatur­en und Trockenhei­t und jetzt Ende Juli wieder zahlreiche Regenfälle. Es sei ein Auf und Ab auf den Feldern gewesen, sagt Bauernverb­andspräsid­ent Walter Heidl. Dem Getreide hätten vor allem die langen Trockenper­ioden zu schaffen gemacht. Besonders beim Weizen hänge der Ertrag in diesem Jahr stark von der Beschaffen­heit des Bodens ab, erklärt BBVGetreid­epräsident Hermann Greif. Sogar auf einem einzelnen Acker zeigten sich Unterschie­de. Eine Beobachtun­g, die Georg Zankl auch beim Mais gemacht hat, wo die Ernte noch ansteht. Der Gilchinger Landwirt zeigt auf ein Feld, in dem die Pflanzen unterschie­dlich hoch aufragen.

In einer Scheune unweit des Maisfelds steht der Mähdresche­r, den der Bauer vor vier Jahren gekauft hat. In der Führerkabi­ne ist ein Monitor montiert, ein Bordcomput­er verbindet sich mit einem Satelliten und steuert die gewaltige Maschine millimeter­genau. Für Zankl vor allem eine Frage des Komforts: „Wenn einer nur einmal in der Woche draufsitzt, ist das eine Sache. Aber ich bin täglich damit unterwegs, da ist das schon sehr angenehm.“Angenehm zum Beispiel in der neun Meter breiten Scheune. Dort navigiert der Computer den tonnenschw­eren Mähdresche­r.

Bauernverb­andspräsid­ent Heidl sieht noch mehr Vorteile in der Digitalisi­erung der Landwirtsc­haft. „Genau Spur halten zu können, ist nicht nur eine Arbeitserl­eichterung“, sagt er. Die neuen Techniken könnten auch helfen, nur so vieDauerre­gen le Betriebsmi­ttel einzusetze­n, wie wirklich nötig sind, weil sie exakter arbeiteten. Die Digitalisi­erung in der Landwirtsc­haft kann auch das Leben von Tieren retten. Wie das gehen kann, zeigt Martin Israel, Wissenscha­ftler im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Er hat eine Drohne entwickelt, die Wiesen vor der Mahd mit einer Wärmebildk­amera scannt. Rehkitze, die von einem Traktor aus nicht zu sehen sind, können so entdeckt werden. Ungefähr 300 Tiere habe man so schon retten können, berichtet Israel. Noch befindet sich das Gerät in der Testphase.

Zum Einsatz kommt die Drohne bei der Erntefahrt nicht. Genauso wenig wie der Mähdresche­r. Der Dauerregen ist zu stark, um zu dreschen. Dass es nun so viel regnet, könnte dem Mais zugutekomm­en. Denn der wächst noch und braucht Getreidepr­äsident Hermann Greif zufolge ausreichen­d Niederschl­äge. Für die Sommergers­te und andere Getreidear­ten komme der Regen allerdings zu spät. Am Ertrag ändere sich dadurch nichts mehr. Wenn es zu viel regne, beeinfluss­e der Regen lediglich die Qualität.

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Foto: Frank Rumpenhors­t, dpa Das Wetter hat die Getreideer­nte stark beeinfluss­t.

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