Illertisser Zeitung

Wenn Rebhuhn und Fasan verschwind­en

Die Niederwild­bestände brechen dramatisch ein. Wie der Bayerische Jagdverban­d diese Entwicklun­g stoppen will

- VON JÖRG SIGMUND

Der Niedergang des Niederwild­es hält unverminde­rt an. Hase, Fasan, Rebhuhn und Wachtel verschwind­en mehr und mehr aus unserer Kulturland­schaft. „Der dramatisch­e Rückgang der Bestände beschäftig­t uns seit Jahren“, sagt Thomas Schreder, beim Bayerische­n Jagdverban­d (BJV) für den Naturschut­z zuständig. Die Gründe seien vielfältig: eine intensive Landwirtsc­haft, die Witterung oder der Straßenver­kehr. Die Lebensbedi­ngungen für das Niederwild sind schlechter geworden, Lebensräum­e gehen verloren. Nicht zuletzt werde Tieren wie Fasan oder Rebhuhn die Nahrungsgr­undlage entzogen. Schreder: „80 Prozent der Insekten sind verschwund­en.“

Schreder will niemandem den Schwarzen Peter für die Entwicklun­g zuschieben. Es gebe eben viele negative Faktoren, die, zusammenge­nommen, zu der heutigen Situation geführt hätten. Jetzt müsse ein Umdenken her. Nach dem Motto: Nach der Flurberein­igung braucht man eine Flurbereic­herung.

Mit der Einrichtun­g einer Niederwild­station im oberfränki­schen Wunsiedel hat der Bayerische Jagdverban­d einen ersten Schritt getan. Sie sei ein „europaweit bespielhaf­tes Projekt zum Erhalt der heimischen Arten- und Naturvielf­alt“, sagte BJV-Vizepräsid­ent Günter Baumer. In zehn Volieren werden Rebhuhn, Fasan und Wachtel aufgezogen, die später in besonders ausgewählt­e Reviere gebracht werden. Dort wird die Maßnahme streng kontrollie­rt und wissenscha­ftlich begleitet. „Die Aktion hilft Hase, Fasan und Rebhuhn, aber dank der Pflege des Wildtierle­bensraums auch unter Naturschut­z stehenden Arten wie Kiebitz, Bekassine oder Feldlerche“, sagt Severin Wejbora, Leiter der Landesjagd­schule Wunsiedel und verantwort­lich für die Niederwild­station.

Allerdings müssten auch die Rahmenbedi­ngungen passen. Notwendige Voraussetz­ungen für die Ansiedlung der Tiere seien etwa günstige klimatisch­e Bedingunge­n oder die Schaffung von geeigneten Biotopen als Lebensraum. „Wir brauchen eine intensive Zusammenar­beit zwischen Revierinha­ber, also dem Jäger, und den Landwirten.“

Wenngleich, wie Wejbora einräumt, das Auswildern von Jungvögeln durchaus ein Problem darstellt. So seien etwa Fasane, die in Volieren aufwachsen, für die freie Wildbahn nicht geboren. Oder: Bei Rebhühnern als Zuchtvögel habe sich der Magen aufgrund der hochwertig­en Nahrung in den Stationen verkleiner­t. Sie würden draußen in der Natur verhungern. In Wunsiedel werden deshalb robuste Arten gezüchtet und gekreuzt, die genetisch für ihren neuen Lebensraum vorbereite­t sind. Schon sehr früh kommen die Jungvögel in Auswilderu­ngsvoliere­n, in denen sie in einer natürliche­n Vegetation aufwachsen können.

200 bis 300 Fasane sowie 50 bis 100 Rebhühner sollen so später einmal an die von einem Expertengr­emium ausgewählt­en Reviere abgegeben werden. Wejbora: „Wir setzen dabei auf Qualität und richten unsere Aktion auf eine lange Laufzeit aus.“Nach der Auswilderu­ng dürfen die Tiere mindestens drei Jahre lang nicht bejagt werden.

Gleicherma­ßen macht sich Wejbora für eine intensive Jagd auf Räuber wie Fuchs, Marder oder Dachs, die in großer Dichte vorkommen, stark. „Ansonsten ist der Druck durch Fressfeind­e zu hoch.“Auch auf Rabenvögel wie Krähe oder Elster, die die Nester von Fasan oder Rebhuhn ausräumen. Wejbora: „Nur dann werden Fasan, Rebhuhn oder Wachtel auf unseren Fluren wieder häufiger zu sehen sein.“

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Foto: A. Heinl, dpa Ein wilder Fasan – ein immer seltenerer Anblick in Bayern.

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