Illertisser Zeitung

„Johnny, der Zigeuner“ist gefasst

Die Polizei stellt dem italienisc­hen Schwerverb­recher eine Falle in der Toskana

- VON JULIUS MÜLLER MEININGEN

Am Ende wurde ihm die Liebe zu seiner Freundin zum Verhängnis: 25 Tage lang war Giuseppe Mastini, einer der berüchtigt­sten italienisc­hen Verbrecher, auf der Flucht. Am Dienstag lauerte ihm und seiner 58 Jahre alten Partnerin Giovanna Truzzi eine halbe Hundertsch­aft Polizisten vor einem Landhaus in der Toskana auf.

Seitdem ist der 1989 zu lebenslang­er Haft verurteilt­e „Johnny, der Zigeuner“also wieder im Gefängnis. Den Beinamen hatte ihm die italienisc­he Klatschpre­sse in den 80er Jahren wegen seiner Sinti-Abstammung verpasst. Viele Italiener sind erleichter­t. Denn Mastini galt als gefährlich. Seine Flucht war zum Gesprächst­hema und zum Politikum geworden. Und bereichert nun seine ohnehin filmreife Verbrecher­laufbahn um ein weiteres Kapitel.

Der Sohn eines in den 70ern nach Rom umgesiedel­ten Schaustell­erPaares aus Bergamo war bekannt für seine Kaltblütig­keit und Brutalität. Die Medien berichtete­n stets ausführlic­h über die Schießerei­en, Ausbrüche oder Mordfälle, in die Mastini verwickelt war. Bei einer Verfolgung­sjagd 1987 mit der Polizei – inklusive Raubüberfä­llen, Kidnapping und tödlichen Schüssen auf Polizisten – hielt er Rom und Umgebung tagelang in Atem.

Erst im vergangene­n Jahr bekam er Hafterleic­hterungen. Wegen guter Führung durfte Mastini täglich das Gefängnis verlassen und mit dem Zug zur Arbeit in eine Polizeisch­ule pendeln. Am 30. Juni kehrte der 57-Jährige dann aber nicht mehr in die Anstalt bei Cuneo im Piemont zurück. Zuletzt wurde er am Bahnhof in Genua gesehen.

Ermittler haben jetzt seinen Fluchtweg rekonstrui­ert. Demnach erreichte er über Ligurien die Toskana und traf sich mit seiner Freundin, die unter Hausarrest stand und ebenfalls Ende Juni abgetaucht war. Eine Schwester der Freundin stellte den Flüchtigen in Taverne d’Arbia in der Nähe von Siena eine Wohnung zur Verfügung. Seit Tagen wurde diese überwacht. Ob sich Mastini jedoch dort aufhält, war bis zuletzt unklar.

Als die Bewohner telefonisc­h eine Matratze für ein Ehebett bestellten, arbeitete die Polizei einen Plan aus: Vor der Lieferung am Dienstag gab sich ein Polizist als Spediteur aus. Als feststand, dass tatsächlic­h „Johnny, der Zigeuner“in der Wohnung war, geschah der Zugriff.

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Foto: picture alliance/Keystone Einer der berüchtigt­sten Verbrecher Ita liens: Giuseppe Mastini, auf einem Foto von 1989.

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