Illertisser Zeitung

Weltmeiste­r, Pummel, Wundertüte

Marco Koch ist der einzig amtierende Weltmeiste­r im deutschen Kader. Nach Enttäuschu­ngen, einer Diät und damit einhergehe­nder Trainingsu­mstellung weiß er nun aber nicht, wo er im internatio­nalen Vergleich steht

- (Bild). (dpa)

2015 war Marco Koch der strahlende Champion. 2016 diskutiert­en die Sport-Fans über seine „Pummel-Figur“Was 2017 kommen wird, weiß nicht einmal Marco Koch selbst. „Diesmal ist es eine Wundertüte“, sagt der Schwimm-Weltmeiste­r aus Darmstadt, der heute in Budapest im Vorlauf über 200 Meter Brust seine Titelverte­idigung startet.

„Ich habe in der Vorbereitu­ng auf diese WM viel mehr ausprobier­t als 2015“, erläutert er. Sowohl seinen Körper als auch seine Leistungsf­ähigkeit kann der Darmstädte­r deshalb ungewöhnli­ch schlecht einschätze­n. 13 Kilo nahm er nach dem enttäusche­nden siebten Platz bei Olympia in Rio in nur sechs Wochen ab. Danach baute er einiges an Muskelmass­e auf. Und kam zunächst überhaupt nicht damit klar. „Ich habe gemerkt, dass ich nach der Umstellung und dem Krafttrain­ing deutlich stärker wurde, aber ich konnte nicht mehr schwimmen. Das hat auch sehr lange gedauert, bis ich wieder ein Gefühl für die neue Kraft bekommen habe“, erklärt er: „Erst seit ein paar Wochen fühle ich mich wieder wie ein Schwimmer. Wenn man Sachen umstellt, was mit Blick auf Olympia in Tokio 2020 sehr gut ist, kann es sein, dass es kurzfristi­g noch nicht die erhofften Erfolge bringt.“

Das sieht Chefbundes­trainer Henning Lambertz ähnlich. Koch habe „an der ein oder anderen Stelle noch ein wenig Umsetzungs­probleme von den neuen Trainingsr­eizen, die er gesetzt hat“, berichtete Lambertz: „Das ist nicht nur das Kraftkonze­pt, das sind auch noch andere Dinge.“Es sei aber „gut, dass er den Mut hat, das jetzt zu probieren. Und selbst, wenn er dann mal nicht 100 Prozent Leistung abrufen kann, kann das für die nächsten Jahre genau der richtige Schritt sein.“

Eine genaue Zielvorgab­e will der Bundestrai­ner seinem einzigen aktuellen Weltmeiste­r auch nicht machen. „Im Moment sehe ich ihn klar in einem Finale – und dann muss man schauen, wie weit er noch nach vorne kommen kann“, sagt er: „Wenn er wieder Richtung 2:07 schwimmen könnte, wäre er konkurrenz­fähig und kann in den Kampf um Medaillen einsteigen. Bei einer 2:08 würde ich das eher ausschließ­en.“

Bei den deutschen Meistersch­aften Mitte Juni gewann der 27-Jährige den Titel in verhältnis­mäßig schwachen 2:08,69 Minuten. Sein WM-Ticket erhielt er nach verpasster Norm nur als Ausnahmefa­ll. „Aber in den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass ich wieder ans Gleiten komme“, berichtet Koch.

Das große Ziel sind die Olympische­n Spiele

„Das Gefühl kommt wieder.“Eine Medaille als Ziel ausgeben will aber auch er nicht: „Mein Ziel ist, einfach nur schnell zu schwimmen.“Er sei eben erst bei der ersten Etappe eines Weges von vier Jahren zu Olympia. „Und auch, wenn es jetzt vielleicht noch nicht hundertpro­zentig klappt, denke ich, dass es der richtige Weg ist.“

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