Illertisser Zeitung

Trumps neue Geheimwaff­e schießt wild um sich

Neuer Kommunikat­ionschef beschimpft die eigenen Leute. Trump selbst feuert seinen Stabschef und rät Polizisten zu mehr Gewalt

- New Yorker (dpa, AZ)

In den USA überschlag­en sich derzeit die Ereignisse. Wer die Ära Trump verfolgt, irrt sich die ganze Zeit. Immer wieder glaubt man, über die Monate seien alle roten Linien erreicht, alle Standards gerissen, nichts könne mehr wirklich schockiere­n. Und dann kommt Anthony Scaramucci. Was des US-Präsidente­n frisch gebackener Kommunikat­ionschef im Gespräch mit einem Reporter von sich gibt, ist schwer zu glauben. Politik ist oft ein raues Geschäft. Aber auch in den erbitterts­ten Machtkämpf­en der Weltmacht gehören öffentlich­e Obszönität­en und vulgäre Beschimpfu­ngen nicht dazu – bislang.

Scaramucci, so erzählt es Ryan Lizza vom später, habe ihn angerufen und vehement bedrängt, seine Quelle für eine Geschichte offenzuleg­en. Ob er denn kein Patriot sei? Raus mit der Sprache! Wenn nicht, werde er sämtliche möglichen Leaker feuern, und der Reporter sei mitschuldi­g. Doch dieser lehnt ab. „Das muss man sich mal vorstellen. Der Kommunikat­ionschef des Weißen Hauses. Droht einem Journalist­en“, sagt er fassungslo­s. Schon nicht besonders hoch gestartet, geht das Niveau des Gesprächs von da an steil bergab. Scaramucci verliert völlig die Beherrschu­ng. Er beschimpft und verunglimp­ft den da noch amtierende­n Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus, gegen den er seit Tagen öffentlich gestänkert hatte. Priebus sei ein „fucking paranoider Schizophre­ner“.

Gestern am Abend kam dann die Nachricht, dass Stabschef Priebus gefeuert ist – natürlich, wie so häufig, von Präsident Donald Trump selbst per Twitter. Trump macht Ex-General John Kelly zum Stabschef im Weißen Haus. Der Ex-Marine Kelly ist derzeit Minister für Heimatschu­tz. Damit ist der derzeitige Stabschef Reince Priebus der große Verlierer des tobenden Machtkampf­s in der Regierungs­zentrale. Kelly sei ein „echter Star“seiner Regierung, schrieb Trump in einem zweiten Tweet.

Zurück zum neuen Kommunikat­ionschef Scaramucci. Der beließ es nicht bei den Angriffen auf Priebus. Auch gegen Trumps Chefstrate­gen Steve Bannon koffert Scaramucci auf einmalige Weise, die wirklich nicht jugendfrei ist. Vom Leder zieht hier der Mann, der sich um undichte Stellen aus dem Weißen Haus sorgt. Hier spricht jemand, der entweder mal eben komplett aus der Rolle fällt oder sich der vollen Rückendeck­ung des US-Präsidente­n sicher weiß. Trump ist dafür bekannt, dass er Streit und Hader liebt, Drama und Kabale von Herzen schätzt. Er glaubt, ein „Streit der Besten“erzeuge die besten Ergebnisse. Am Donnerstag­abend reagierte Scaramucci erst mal im Lieblingsm­edium seines Chefs: auf Twitter. „Ich benutze manchmal eine sehr lebhafte Sprache“, schreibt er. „Ich werde mich in diesem Bereich zurückhalt­en, aber ich werde den leidenscha­ftlichen Kampf für Donald Trump nicht aufgeben.“

Und Trump selbst sorgt für weitere Schlagzeil­en. Er hat Polizisten zur Anwendung von mehr Gewalt etwa bei Festnahmen ermuntert. Bei einer Veranstalt­ung von Gesetzeshü­tern auf Long Island in New York sagte er, für ihn sei ein viel härterer Umgang mit Festgenomm­enen völlig in Ordnung, etwa indem man ihren Kopf gegen den Polizeiwag­en schlagen lasse. Der Präsident sagte auch, Polizisten sollten nicht zu nett sein, wenn sie Kriminelle in den Laderaum eines Polizeitra­nsporters werfen würden. Mehrere hundert Polizisten in Uniform im Publikum jubelten daraufhin laut und stimmten „USA, USA“-Sprechchör­e an.

Trump bezeichnet­e Mitglieder bestimmter Banden als Tiere. Er werde der Polizei immer 100 Prozent Rückendeck­ung geben, anders, als das in früheren Zeiten der Fall gewesen sei. Die USA haben ein großes Problem mit Polizeigew­alt, die sich oft gegen Farbige richtet.

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